Idylle trifft auf urbanes Chaos

So verändert sich Luzern im Laufe der Zeit

Das Hotel Gotthard ist mittlerweile einem Neubau gewichen. Wissen Sie, wo es zu finden war? (Bild: zvg)

Die Postkartenidylle von damals findet man in der Stadt Luzern noch heute – dennoch hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Während gewisse Gebäude verschwunden sind, hat Neues deren Platz eingenommen. Aber die Modernisierung zeigt sich nicht nur in der Architektur, sondern auch andernorts.

Was früher auf dem Postweg noch eine halbe Ewigkeit brauchte, um sein Ziel zu erreichen, ist heute innert Sekunden am gewünschten Ort: Ein Gruss aus den Ferien für die Zuhausegebliebenen. Im digitalen Zeitalter mit Whatsapp und Co. haben individuell inszenierte Handy-Fotos – wenn möglich gar mit Selfiestick – die traditionellen Postkarten längst abgelöst.

Dennoch haben alte Postkarten nichts an Charme eingebüsst. Auf ihnen abgebildet sind die Bijous einer Stadt, die ein Tourist gesehen haben muss – nicht zuletzt, um den Neid anderer zu erwecken. Die Stadt, der See, die Berge – Luzern bietet viele Kulissen, die sich dazu eignen. Damals wie heute. Dennoch ging die Zeit nicht spurlos an der Stadt vorbei – manche Gebäude sucht man heute gar vergebens. An anderen Orten wiederum, scheint alles beim Alten geblieben zu sein.

zentral+ hat im Archiv gewühlt, alte Postkarten gefunden und diese neu fotografiert. Sehen Sie hier, was sich im Laufe der Zeit verändert hat.

Hier ist nur auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben: die Spreuerbrücke. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Hier ist nur auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben: die Spreuerbrücke. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Fällt Ihnen etwas auf? Nicht nur, dass das helle Holz seit den viermonatigen Sanierungsarbeiten im Jahr 2011 noch nicht ganz nachgedunkelt hat, sondern auch der Rollstuhllift zeigt, dass die Modernisierung auch vor denkmalgeschützten Objekten nicht Halt macht. Auch das Fenster zum «Lokal» auf der rechten Seite schien damals noch nicht da gesesen zu sein.

Leere Strassen und Trams – das war einmal

Auch wenn sich am Schweizerhofquai, dem Schwanenplatz und der Seebrücke – zumindest im Postkartenvergleich – nicht allzu viel getan hat, zeigt sich hier oftmals ein anderes Bild: Verstopfte Strassen, Reisecars, Busse und Fussgänger. Individuelle Mobilität und Tourismus hinterlassen Spuren. Ohne Frage: Mittlerweile sieht es dort viel chaotischer aus als damals.

Die Seebrücke ist heute eine der meistbefahrenen Strassen im Kanton Luzern. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Die Seebrücke ist heute eine der meistbefahrenen Strassen im Kanton Luzern. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Trams findet man heute in Luzern nicht mehr. Sie wurden von 1899 bis 1961 von der Trambahn Luzern (TrL) betrieben, der Vorgängergesellschaft der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL).

Das Schweizerhofquai und der Schwanenplatz sind heute verkehrstechnisch am Limit. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Das Schweizerhofquai und der Schwanenplatz sind heute verkehrstechnisch am Limit. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Die Infrastruktur am Schweizerhofquai hat sich im Laufe der Zeit auch markant verändert. Alte Häuser wurden durch Neubauten ersetzt und zwischen dem Grand Casino und dem Hotel Palace ist ein Parking entstanden.

Am Schweizerhofquai hat sich die Infrastruktur verändert. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Am Schweizerhofquai hat sich die Infrastruktur verändert. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Idylle – damals wie heute

Idyllisch wie eh und je zeigt sich die Situation jedoch am See. Doch wer genau hinsieht, bemerkt, dass das Gebäude rechts neben der Hauptpost der Zeit zum Opfer gefallen ist. Doch das ist nicht die einzige Veränderung, wie anhand der folgenden Bilder deutlich wird.

Die Aussichtsplattform am Schweizerhofquai. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Die Aussichtsplattform am Schweizerhofquai. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Der alte Bahnhof links im Bild ist bei einem Grossbrand im Jahr 1971 bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Einzig der Torbogen auf dem Bahnhofplatz erinnert heute noch an ihn.

Was damals eine Postkarte wert war, hat auch heute nichts an seiner Schönheit eingebüsst. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Was damals eine Postkarte wert war, hat auch heute nichts an seiner Schönheit eingebüsst. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Modernisierung um den Bahnhof

Gehen wir auf die andere Seeseite – hier zeigt der Vergleich, dass sich am Bahnhof- und Europaplatz so einiges verändert hat. Mehr Verkehr, ein neuer Bahnhof – und ach ja, seit 1998 auch ein neues KKL. Es ersetzt das alte Kultur- und Kongresshaus aus den Jahren 1933/1934, welches aufgrund seines schlechten baulichen Zustandes abgerissen wurde.

Am Bahnhofsplatz ist in den vergangenen Jahrzehnten so einiges passiert. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Am Bahnhofsplatz ist in den vergangenen Jahrzehnten so einiges passiert. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Auch das Hotel Gotthard sucht man heute vergebens. Stattdessen ist hier nun die UBS einquartiert.

Wo heute die UBS ist, stand früher das Hotel Gotthard. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Wo heute die UBS ist, stand früher das Hotel Gotthard. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

1870 nahm das Hotel und Restaurant Gotthard den Betrieb auf, 1964 wurde es im Rahmen der «Säuberung der Baukörper von den unzweckmässigen und hässlichen Zutaten aus dem Ende des letzten Jahrhunderts» vollständig abgerissen – wie auch andere Tourismusbauten der «Belle Epoque» (zentral+ berichtete).

Auch um den Nölliturm ist so manches anders geworden. Das Riegelhaus ist im rechten Bild verschwunden, dafür sind ein paar neue Häuser dazu gekommen.

Der Nölliturm – Toitois gab es damals noch nicht. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Der Nölliturm – Toitois gab es damals noch nicht. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Hier ist die Zeit stehen geblieben

Hier ist alles beim Alten geblieben: Ausser, dass ein Sprungturm hinzu gekommen ist, badet es sich beim Lido wie seit eh und je.

Ausser dem Sprungturm ist am Strand vom Lido alles beim Alten geblieben. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Ausser dem Sprungturm ist am Strand vom Lido alles beim Alten geblieben. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

Auch essen lässt es sich in Luzern wie anno dazumal – beispielsweise im Hotel Restaurant zum Wilden Mann. Der Name «Wilder Mann» wurde 1517 erstmals in einer Urkunde erwähnt, als das Haus ein Pintenrecht, also das Recht zum Ausschenken von Getränken, erhielt. 1726 erhielt der Wilde Mann das Tavernenrecht und 1860 wurde der Betrieb offiziell als Hotel registriert.

Im Hotel Restaurant zum Wilden Mann scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

Im Hotel Restaurant zum Wilden Mann scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. (Neuaufnahme: Marc Hodel)

(Bild: (Neuaufnahme: Marc Hodel))

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Andreas Fischer
    Andreas Fischer, 07.08.2019, 14:49 Uhr

    Eine riesen schande was in Luzern an schönen, alten historischen Gebäuden abgerissen wurde und wird!!! Den Luzerner Behörden die dass zugelassen haben, zu Förderung des Kapitalismus und Tourismus ! gehört Links und Rechst eins an die Bake!!!! Schämt euch mit diesen hässlichen neubauten ohne jeglichem Geschmack….

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