In Zukunft noch teurer

Stadt Luzern: Abwassergebühr steigt markant

In der ARA Region Luzern wird das Abwasser geklärt und anschliessend in die Reuss geleitet. (Bild: zvg)

Ein durchschnittlicher Stadtluzerner Haushalt muss demnächst rund 100 Franken mehr im Jahr für sein Abwasser bezahlen. 2017 wird es insgesamt 600 Franken kosten. Obwohl der Stadtrat abwinkt, ist klar, dass die Abwassergebühren auch danach weiter steigen werden.

In der Stadt Luzern werden die Abwasser-Betriebsgebühren bis 2017 in zwei Schritten auf 2.50 Franken pro Kubikmeter (1’000 Liter) Wasser erhöht. Ein erster Erhöhungsschritt ist bereits auf Januar 2016 angesetzt – 2.10 Franken wird der Kubikmeter Abwasser dann kosten. Derzeit liegt der Preis noch bei 1.60 Franken.

Durch die Gebührenerhöhung ergeben sich für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt Mehrkosten von rund 200 Franken pro Jahr. Das heisst, dass ab 2016 neu 500 statt der bisherigen 400 Franken bezahlt werden müssen, ab 2017 dann 600 Franken. «Die Anpassung ist notwendig, um den Betrieb, Unterhalt und Sanierung der Abwasser-Infrastruktur langfristig zu gewährleisten», erklärt Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) und betont, dass der Preisüberwacher bestätigte, dass eine Abwasser-Betriebsgebühr von 2.10 Franken nicht missbräuchlich sei. 

«Wir haben uns für eine stufenweise Erhöhung der Preise entschieden, damit die Bevölkerung nicht überfordert ist.»
Adrian Borgula, Stadtrat

Beim Anstieg auf 2.50 Franken wird der Preisüberwacher die Lage jedoch neu beurteilen. «Eigentlich müssten wir die Kosten auf 2.53 Franken ansetzen», so Borgula. Davon habe man jedoch abgesehen. Man habe sich für eine stufenweise Erhöhung der Preise entschieden, damit die Bevölkerung nicht überfordert sei und man sich schrittweise daran gewöhnen – aber auch anpassen – könne, erklärt Borgula. Letztlich sollen die höheren Preise auch Anreize schaffen, bewusster mit der Ressource Wasser umzugehen.

Borgula hebt zudem hervor, dass die Gebühren der Stadt Luzern im Vergleich zu anderen Luzerner Gemeinden immer noch unter dem Durchschnitt seien. Mit 3.27 Franken pro Kubikmeter ist das Abwasser in Hochdorf am teuersten im Kanton.

Mehrkosten von 840’000 Franken

Die Betriebskosten, welche die Stadt an den Gemeindeverband REAL für das Verbandskanalnetz und die Abwasserreinigungsanlage zu leisten hat, erhöhen sich. Die Kosten steigen von 5,4 Millionen auf 6,6 Millionen Franken pro Jahr. Einer der Gründe für diese Mehrkosten ist das nationale Ziel, Mikroverunreinigungen im Abwasser (siehe Box) zu eliminieren. Dazu erhebt der Bund ab 2016 schweizweit eine neue Abwasser-Abgabe: Neun Franken muss die Stadt pro Person bezahlen. Für die Bekämpfung von Mikroverunreinigungen fallen für die Stadt Luzern Mehrkosten von 840’000 Franken an. 

«Ohne Anpassung der Gebühren würde die Spezialfinanzierung in fünf Jahren ein Defizit von 42 Millionen Franken ausweisen.»
Adrian Borgula

Die Stadt Luzern prüft ausserdem in den nächsten Jahren, ob sie die Unterhaltsverantwortung für Sammelleitungen, die sich heute in privatem Besitz befinden, übernehmen soll. Die Infrastruktur muss möglichst wirtschaftlich gebaut, betrieben und unterhalten werden und den Vorschriften des Gewässerschutzgesetzes entsprechen. 

Mikroverunreinigungen führen zu Mehrkosten

Medikamente, Hormone, Pestizide, Inhaltsstoffe in Reinigungs- und Desinfektionsmitteln wie auch in Körperpflegeprodukten oder Industriechemikalien sorgen für Mikroverunreinigungen im Abwasser, die teilweise bereits in sehr tiefen Konzentrationen schädliche Auswirkungen auf Lebewesen haben. Viele Verunreinigungen gelangen mit dem Abwasser aus privaten Haushalten und aus der Industrie zur ARA – und werden dort schlecht oder gar nicht abgebaut oder zurückgehalten. Daher sind vor allem Flüsse und Bäche mit einem hohen Anteil an gereinigtem Abwasser mit Mikroverunreinigungen belastet.

Um den Finanzbedarf der nächsten Jahre einzuschätzen und um eine nachhaltige Finanzierung der Abwasser-Infrastruktur sicherzustellen, wurde eine detaillierte externe Kostenanalyse durchgeführt. «Auf dieser Grundlage hat der Stadtrat die Gebühren für die kommenden Jahre festgelegt», sagt Borgula. Die Gebühren müssten so berechnet werden, dass diese Kosten gedeckt werden können. «Durch einen nachhaltigen Betrieb und Unterhalt werden kommenden Generationen keine maroden Anlagen, Sanierungsstaus oder Schulden hinterlassen.»

Grosser Investitionsbedarf in den nächsten Jahren

Um den Gewässerschutz und die Wertstabilität des Abwassernetzes zu gewährleisten, müssen gemäss der Studie in den nächsten fünf Jahren jährlich rund 10 Millionen Franken in die Infrastruktur investiert werden. Grosse anstehende Projekte in den nächsten Jahren sind unter anderem Neuerschliessungen in Littau, die Sanierung in der Hirschmatt, Baselstrasse und Bruchstrasse sowie des Krienbachkanals. Etwa um 2020 soll zudem eine Klärungsstufe zur Eliminierung der Mikroverunreinigungen in der ARA Buholz eingebaut werden.

Die letzte Erhöhung der Gebühr wurde im Jahr 2013 beschlossen. Damals wurde bereits informiert, dass eine weitere Anpassung im Jahr 2015 notwendig sein würde. «Ohne Anpassung der Gebühren würde die Spezialfinanzierung Abwasser in fünf Jahren ein Defizit von 42 Millionen Franken ausweisen», erklärt Borgula.

«Wir wollen die Verursachergerechtigkeit besser berücksichtigen.»
Adrian Borgula 

Künftig wird’s noch teurer

«Die Gebührenhöhe ist so berechnet, dass sie zukünftig nur noch der Teuerung angepasst werden muss», heisst es in einer Mitteilung des Stadtrates vom Donnerstag. Voraussetzung dafür sei, dass die Stadt in Zukunft nicht mehr Abwasser-Infrastruktur als heute betreiben und unterhalten muss, zum Beispiel Sammelanlagen, die sich heute in privatem Besitz befinden.

Angesichts der hohen Investitionen und der Absicht der Stadt, weitere Abwasser-Infrastruktur zu übernehmen, ist jedoch klar, dass mit weiteren Preiserhöhungen zu rechnen ist. Borgula will dies nicht direkt bestätigen. «Wir wollen die Verursachergerechtigkeit besser berücksichtigen», betont er. Belohnt würde so, wer haushälterisch mit dem Wasser umgeht.

280 Kilometer Abwasser-Infrastruktur

Aus den Abwassergebühren wird die «Spezialfinanzierung Abwasser» gespeist. Aus dieser Spezialfinanzierung werden der Betrieb und die Instandhaltung der Abwasser-Infrastruktur finanziert. Die Stadt Luzern ist für Abwasser-Infrastruktur mit einer Länge von 280 Kilometern verantwortlich. Diese Infrastruktur hat einen Wert von rund 570 Millionen Franken. Dazu kommen Verbundskanäle und die Kläranlage des Gemeindeverbandes REAL Recycling Entsorgung Abwasser Luzern mit einem Wert von rund 180 Millionen Franken.

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