Drama im Luzerner Schulhaus Landenberg

Suizid: Lehrer zündet sich selber an

Der Eingang der Berufsschule Landenberg in Luzern, wo sich ein Lehrer an seinem Arbeitsplatz das Leben genommen hat. (Bild: Alain Brunner)

In den frühen Morgenstunden musste die Luzerner Feuerwehr wegen eines Brandalarmes ausrücken. Am Brandort im Landenberg-Schulhaus fand man eine männliche Leiche (zentral+ berichtete). Laut der Luzerner Polizei hat sich der Mann wohl durch Selbstverbrennung tödliche Verletzungen zugefügt.

Am Montagmorgen um 5.15 Uhr wurde in der Einsatzleitzentrale der Luzerner Polizei ein automatischer Brandalarm registriert. Das Löschpikett rückte an die Landenbergstrasse zum KV-Berufsschulgebäude aus. Dort wo die Brandmelder aktiviert wurden, fanden die Feuerwehrleute einen toten Mann mit starken Brandverletzungen. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass es sich um einen Berufsschullehrer handelt, der sich mutmasslich an seinem Arbeitsplatz durch Selbstverbrennung das Leben genommen hat.

Kurt Graf, Chef Kommunikation der Luzerner Polizei, ist wie ganz Luzern bestürzt über den Vorfall. «Ich bin seit 35 Jahren bei der Polizei, das habe ich noch nie erlebt.» Normalerweise informiere die Polizei nicht über Suizide. Weil aber in diesem Fall neben der Familie des Toten hunderte von Schülern sowie die Lehrkräfte betroffen seien, habe man eine Ausnahme gemacht.

Die Berufsschullehrer vor Ort waren schockiert, wie ein Augenschein am Montagnachmittag ergab. Im Lehrerzimmer versammelt, mochten sie sich gegenüber zentral+ nicht zum tragischen Vorfall äussern. Man versuche, die Hiobsbotschaft so gut es gehe, zu verarbeiten. Im Moment seien sie mit der jetzigen Situation schlicht überfordert, sagte eine Lehrkraft.

Lehrer wechselte von Grundbildung in Weiterbildung

Telefon 143 hilft weiter

Suizidales Verhalten ist immer auch gewalttätiges Verhalten gegen sich selbst. Die Dargebotene Hand Zentralschweiz bietet unter der Telefonnummer 143 telefonische Beratung in Krisensituationen. Weil es manchmal gut tut, sich etwas von der Seele zu schreiben, wird auch eine Beratung per Mail angeboten. Bei dieser Online-Beratung sind die Mitarbeiter an die Schweigepflicht gebunden, und der Schreiber oder die Schreibende bleibt anonym.

Beim Opfer handelt es sich um eine langjährige Lehrperson, die bis im Januar 2015 an der Berufsfachschule arbeitete und dann kündigte. Der Mann unterrichtete Lernende des Detailhandels. Noch immer sei er als Lehrperson mit leitender Funktion an der Berufsakademie in der Weiterbildung Erwachsener tätig gewesen, erklärte Esther Schönberger, Rektorin der Berufsfachschule KV Luzern auf Anfrage.  «Die ganze Schule ist zutiefst betroffen davon, was hier passiert ist. Wir haben Gedenkkerzen angezündet und ein Kondolenzbuch im Schulhaus-Eingang aufgelegt».

Careteam und Infos via Intranet

Man biete Angehörigen, Lehrkräften und Schülern nun Hilfe an. Ein Care-Team des Kantons Luzern hat seine Arbeit aufgenommen. Die Schulleitung vermittelt gemäss Schönberger  zwischen Betroffenen und Care-Team und nehme jetzt zuerst die Bedürfnisse auf. «Am Mittwoch haben wir eine schulinterne Weiterbildung geplant. In deren Rahmen wird das Care-Team vor Ort sein.» Gemäss Schönberger werden die Schüler- wie die Lehrerschaft laufend über Intranet informiert. Zu den Motiven kann die Rektorin nichts sagen. Das KV-Schulzentrum Landenberg, in dem auch die Verkäuferinnen und Verkäufer zur Schule gehen, war für die Lehrlinge der Grundausbildung am Montag geschlossen. Inzwischen wurde der Betrieb wieder aufgenommen.

Die Schule hat die tragische Meldung inzwischen offiziell auf ihrer Webseite vermeldet. Die Geschäftsleitung und die Rektorate seien vom Todesfall tief betroffen. «Unsere Gedanken gelten der Trauerfamilie», schreiben Geschäftsleiter Beat Schürmann, die Rektorin der Berufsfachschule, Esther Schönberger, und der Rektor der Berufsakademie, Peter Häfliger.

Der Verstorbene hatte Jahrgang 1957. Seine ehemaligen Schülerinnen und Schüler beschreiben ihn als humorvollen Lehrer, der ihnen den Stoff auf unterhaltsame Weise vermittelte. Er habe wenig Persönliches von sich preisgegeben, so habe man nicht gewusst, ob er eine Familie hatte.

76 Suizide im letzten Jahr

Suizid ist kein Straftatbestand. Trotzdem findet man in der Kriminalstatistik des Kantons Luzern eine Zahl dazu. Danach ereigneten sich 2014 in Luzern 183 aussergewöhnliche Todesfälle: 76 Personen begingen Selbstmord, bei 49 blieb es beim Versuch.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Eugen Koller
    Eugen Koller, 30.06.2015, 10:34 Uhr

    Selbsttötung ist kein Straftatbestand und gehört auch nicht mit Mord bezeichnet.
    Mord ist ein Strafstatbestand und eine moralische Wertung (ungerechtfertigter Mord).
    Suizid, Selbsttötung unbedingt verwenden.
    Eugen Koller

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon