Explosives Luzerner Fest

So gehen 1’200 Kilo Sprengstoff in die Luft

Genügend Sprengstoff, um das KKL in die Luft zu jagen: In Beckenried NW wurde der explosive Stoff verladen. (Bild: azi)

Drei Nauen, über 1’000 Zündungen und tagelange Arbeit für ein knapp halbstündiges Tätschbumm: Das Feuerwerk über dem Seebecken begeisterte am Samstagabend die Luzerner. zentral+ hat den Verantwortlichen bei den Vorbereitungen über die Schultern geschaut: Trotz minutiöser Planung spielt der Zufall mit.

Bereits in den frühen Morgenstunden machen sich am Samstag zwei voll beladene Lastwagen von Neudorf in Richtung Beckenried NW. An Bord: 1’200 Kilo Sprengstoff. «Das würde genügen, um das KKL in die Luft zu sprengen», erklärt Toni Bussmann, Inhaber der Bugano AG, die sich mittlerweile weltweit einen Namen gemacht hat. Unter anderem in Abu Dhabi, Berlin, New York und Montreal hat die 1987 gegründete Firma ihre «Bomben» schon gezündet − und damit den nächtlichen Himmel in allen Farben erstrahlen lassen.

Doch an jenem Samstag ist es kein reicher Scheich, der seine Gäste mit einem Feuerwerk beeindrucken will. Es sind zehntausende Luzernerinnen und Luzerner, die rund um das Seebecken ihre Stadt feiern. Dafür hat das Organisationskomitee des Luzerner Fests tief in die Tasche gegriffen − rund 100’000 Franken kostet das gut 25-minütige Feuerwerk zu Ehren der der Stadt. 

Dafür, dass auch für den Höhepunkt am Abend alles klappt, sind den ganzen Tag über zehn Personen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Drei Nauen mit den Namen Neptun, Goliath und Mars müssen mit «Bomben» beladen werden. So nennen die Feuerwerk-Spezialisten ihre Knallkörper. Denn mit den Raketen, wie man sie etwa vor dem 1. August in den Läden kaufen kann, haben diese Feuerwerkskörper zumindest optisch nichts gemeinsam (siehe Bildergalerie). Und für alle Laien heisst es: Finger weg! Für sie ist der Umgang mit solchen Materialien verboten. 

Patrik Baumgartner koordinierte die Arbeiten vor Ort. Die Bombe in seiner Hand entzückte die Luzerner am Abend mit Goldregen.

Patrik Baumgartner koordinierte die Arbeiten vor Ort. Die Bombe in seiner Hand entzückte die Luzerner am Abend mit Goldregen.

(Bild: azi)

Tatsächlich sehen sie wie Bomben aus. Wie viele es sind, kann Patrik Baumgartner, Betriebsleiter der Bugano AG, nicht genau sagen. «Teilweise befinden sich darin bis zu 300 Schüsse», erklärt er. Deshalb zähle man nicht die Feuerwerkskörper sondern die Zündungen. Und von diesen seien es genau 1’035. So steht es auf seiner Ladeliste: Jede einzelne Bombe − allesamt in teilweise tagelanger Handarbeit hergestellt − ist nummeriert. «Jede hat ihren festen Platz und kann genau lokalisiert werden», so Baumgartner.

«Ein Grossfeuerwerk ist vor allem eine logistische Herausforderung.»
Patrik Baumgartner, Verantwortlicher für das Feuerwerk 

Per Knopfdruck geht’s los

Auf der Naue Neptun herrscht ein reges Treiben: Jede Bombe hat ihr eigenes Abschussrohr, wo sie zuerst platziert und dann mit einer Zündschnur verbunden wird, bevor sie schliesslich im Rohr verschwindet. Das Wirrwarr von orangen Schnüren wird geordnet und mit einem Schaltgerät verbunden. Per Funksignal wird dann am Abend abgefeuert. Auf den drei Nauen befindet sich während des Feuerwerks niemand.

«Ein Grossfeuerwerk ist vor allem eine logistische Herausforderung», erklärt Baumgartner. Denn während zehn Leute mit dem Aufbau beschäftigt sind, braucht es letztlich nur eine Person, die auf den roten Knopf drückt. Dann läuft das Feuerwerk automatisch − synchron zur Musik, wie es vorher von Toni Bussmann programmiert wurde. «Es kann jedoch jederzeit gestoppt und anschliessend wieder fortgeführt werden», so Baumgartner. Seit fast 20 Jahren hat er Erfahrung in diesem Bereich.

«Man muss schon spinnen, um das zu machen − aber im positiven Sinne.»
Patrik Baumgartner

Für Tiere «nicht so lustig»

«Man muss schon spinnen, um das zu machen − aber im positiven Sinne», lacht Baumgartner. Bereits als 13-Jähriger hat er in den Schulferien jeweils in der Bugano AG gearbeitet und anschliessend eine Elektriker-Lehre absolviert, bevor es ihn wiederum zu Bugano zog. «Das ist Leidenschaft», sagt er. «Wir alle haben Feuer im Herzen.»

Dass es Leute gibt, die Feuerwerke kritisch betrachten, kann er gut nachvollziehen: «Obwohl die Umweltbelastung durch Feuerwerke längst nicht so gross ist, wie immer wieder gesagt wird, ist klar, dass es gewisse Auswirkungen hat − vor allem für die Tiere ist das nicht so lustig», so Baumgartner. Man dürfe dabei jedoch nicht vergessen, dass ein Feuerwerk ein seltenes Ereignis sei. «Die Leute, die heute Abend mit dem Auto ans Luzerner Fest kommen, belasten die Umwelt letztlich mehr als das Feuerwerk.»

Der grosse Showdown

Auch wenn das Team bei den Vorbereitungen nichts dem Zufall überliess − das Wetter muss man so nehmen wie es kommt. Gespannt wie sich die Lage bis um 22.30 Uhr, dem grossen Showdown, entwickeln wird, sitzen die Verantwortlichen auf der Naue Neptun. Mit an Board ist auch Andréas Härry, Leiter des Le Theatre in Kriens, der das Musikprogramm zum Motto «40 Jahre Disco» zusammengestellt hat, und die Musicaldarstellerin Irène Straub, welche die Moderation zwischen den einzelnen Titeln übernehmen wird. 

Vor dem Showdown: Andréas Härry, Toni Bussmann (links) Irène Straub und Rail Away-Chef René Kamer mit Partnerin Evita Trauffer.

Vor dem Showdown: Andréas Härry, Toni Bussmann (links) Irène Straub und Rail Away-Chef René Kamer mit Partnerin Evita Trauffer.

(Bild: azi)

Die Stimmung ist entspannt, dennoch macht sich allmählich Nervosität breit. «Das Feuerwerk am Luzerner Fest ist unser Heimspiel, da gibt man sich natürlich besonders Mühe und hofft, dass nichts schief geht», sagt Toni Bussmann. Denn der Zufall spiele immer mit, erzählt er beim Abendessen. Um das 25-minütige Feuerwerk zu programmieren, hat er pro Minute rund ein bis zwei Arbeitsstunden investiert.

Nun geht es per Schiff zum Herzogsteg vor dem Hotel National, wo Patrik Baumgartner die letzten Vorbereitungen trifft. Als kurz vor 22.30 Uhr das Ok von Toni Bussmann kommt, geht plötzlich alles ganz schnell: Es wird von 20 rückwärts gezählt und schliesslich − den roten Knopf gedrückt. 

Darauf haben alle den ganzen Tag hingearbeitet: Patrik Baumgartner drückt den roten Knopf, um das Feuerwerk auszulösen.

Darauf haben alle den ganzen Tag hingearbeitet: Patrik Baumgartner drückt den roten Knopf, um das Feuerwerk auszulösen.

(Bild: azi)

Haben Sie das Feuerwerk verpasst? Sehen Sie einen Ausschnitt davon in unserem Video − Ooohs und Aaahs inklusive!


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Mehr zum Luzerner Fest – und zum grossen Demobluff – lesen Sie hier.

Und: Mehr Eindrücke von den Vorbereitungsarbeiten finden Sie in unserer Bildergalerie:

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