Mehr Geld für lokale Sender

Wird das Programm jetzt besser?

Ein Blick hinter die Kulissen von Tele 1. Was können die regionalen Sender mit dem RTVG-Geld anfangen? (Bild: zvg)

Das Stimmvolk hat beschlossen: An lokale Radio- und Fernsehstationen werden künftig 27 Millionen Franken mehr aus dem Gebührentopf des Bundes verteilt. Auch «Tele 1» und «Radio 3FACH» profitieren davon. Doch was die Zuschauer und Radiohörer davon haben, ist noch offen. 

Da klingelt’s in der Kasse. Für die Schweizer Radio- und Fernsehstationen wird mehr Geld aus dem Gebührentopf des Bundes bereitgestellt. Das freut auch lokale Sender wie Tele 1 oder Radio 3FACH, die künftig mehr Geld erhalten. Doch was wird das den Zuschauern und Hörern bringen? Wird man davon etwas mitbekommen? zentral+ hat bei den Fernseh- und Radiostationen nachgefragt.   

Zuerst zum Hintergrund: Am Sonntag hat das Stimmvolk haarscharf die Revision des Radio- und Fernsehgesetzes (RVTG) angenommen. Damit werden den lokalen Radio- und Fernsehstationen in Zukunft mehr finanzielle Mittel zugewiesen. Gemäss Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) wird der Gesamtbeitrag für die konzessionierten Sender von heute 54 Millionen auf 81 Millionen Franken erhöht. 

Tele 1: Grosser Geldsegen

Welche Sender dabei von dieser Aufstockung wie viel erhalten, ist von Sender zu Sender unterschiedlich. Rein kommerziell orientierte Privatsender wie Radio Pilatus, Radio Central und Radio Sunshine erhalten keine Gebührengelder (siehe Box). Als einziges lokales Fernsehunternehmen der Region erhält Tele 1 etwas von diesem Geld, dafür müssen Auflagen erfüllt werden. Seit Herbst 2008 hat Tele 1 eine Konzession mit dem BAKOM vereinbart, die bis zum 31. Dezember 2019 gültig ist. Jährlich fliessen rund 2,4 Millionen Franken an das Zentralschweizer Fernsehunternehmen, das zur LZ-Mediengruppe gehört. 

Neu bekommt Tele 1 noch einiges mehr. Mit gleichen Massstäben wie beim heutigen Gebührensplitting würden zusätzliche 1,2 Millionen in die Kasse von Tele 1 fliessen. Geschäftsführer Bruno Hollenweger möchte hierzu allerdings noch keine fixen Angaben machen. Das BAKOM müsse zuerst die Verteilung festlegen. «Wir kennen die zusätzlichen Mittel noch nicht. Vom BAKOM wurden bisher keine Zahlen bestätigt. Es ist absolut offen und unklar, wer mehr Gebühren erhält.» 

«Wir würden Übersetzungen für hörbehinderte Menschen einführen.»

Bruno Hollenweger, Geschäftsführer Tele 1

Trotzdem ist von einem bedeutenden Zustupf auszugehen, dies bestätigt auch Hollenweger. Bei einer Erhöhung müssten im Gegenzug zusätzliche Leistungen erbracht werden. Konkret zum Beispiel Übersetzungen für hörbehinderte Menschen in den Zentralschweizer Kantonen. «Das Geld wird allenfalls auch für mehr Personal in der Redaktion investiert», sagt Hollenweger. «Dies im Rahmen des Leistungsauftrages. Das könnte zum Beispiel ein neuer Reporter-Pool sein mit ‹Lokal-Korrespondenten› in den einzelnen sechs Zentralschweizer Kantonen.» Das wirke sich auch auf die Inhalte aus und das spüre der Zuschauer merklich.

Private satteln um

Alfons Spirig, Leiter von Radio Central und Radio Sunshine, erwartet nach dem RTVG-Ja kein direktes Geld vom BAKOM. «Von der Erhöhung des Gebührenanteils haben wir als Privatradio nichts.» Allerdings werden indirekt – wie auch bei Radio Pilatus oder 3FACH – mit den neuen Gebührengeldern gewisse technische Entwicklungen gefördert.

Dabei geht es um die Umstellung der digitalen Technologie (von UKW auf Internet DAB+). «Es ist ein wesentlicher Beitrag, um diese Umstellung auch finanzieren zu können.» Vorübergehend müssten die Radios sonst für zwei Technologien, UKW und gleichzeitig auch DAB+, bezahlen. Einen Teil der DAB+-Verbreitung wird nun für einige Jahre aus dem Gebührentopf bezahlt.

Weiter werde in die journalistische Ausbildung investiert, die heute bereits in der Konzession mit einem fixen Frankenbetrag festgelegt sei, so Hollenweger. Ein konzessionierter Regionalsender wie Tele 1 darf aus konzessionsrechtlichen Gründen keinen Gewinn erwirtschaften. Bei einem Überschuss muss dieser ins Produkt reinvestiert werden. Zu den weiteren Auflagen des BAKOM gehören Mindestlöhne der Redaktion von 5’200 Franken, und die Werbezeit ist auf maximal 12 Minuten pro Stunde beschränkt.

Am Programmauftrag selber wird sich nichts ändern. Laut Konzession muss Tele 1 heute «ein tagesaktuelles, regionales Fernsehprogramm veranstalten, das vorwiegend über die relevanten lokalen und regionalen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge informiert sowie zur Entfaltung des kulturellen Lebens im Versorgungsgebiet beiträgt». 

Radio 3FACH: Freude herrscht

Auch Radio 3FACH darf sich freuen. Der Jugendsender profitiert als nicht gewinnorientiertes «Komplementärradio» von der Abstimmung am letzten Sonntag. Bei Radio 3FACH ist man «extrem froh, dass die Teilrevision angenommen wurde», sagt Geschäftsführerin Kim Schelbert. «Wir schalten keine Werbung und sind auf die Unterstützung des BAKOM angewiesen.» Jährlich erhält 3FACH nach aktueller Regelung rund 270’000 Franken aus dem Gebührentopf. Nach diesem Massstab könnte der Betrag mit dem neuen Gesetz um 135’000 Franken erhöht werden – ein rechter Batzen.

«Wenn unsere Mitarbeiter mehr Aus- und Weiterbildungen besuchen können, wird sich das auch auf die Qualität des Programms auswirken.»

Kim Schelbert, Geschäftsleiterin Radio 3FACH

Werden es die Hörer merken? «Wenn unsere Mitarbeiter mehr Aus- und Weiterbildungen besuchen können, weil wir die finanziellen Mittel dazu haben, dann wird sich das längerfristig auch auf die Qualität des Programms auswirken», sagt Schelbert. In den letzten Jahren hat Radio 3FACH den Radiobetrieb und den Programmauftritt professionalisiert. «Diese Bestrebungen können wir nun mit zusätzlichem Coaching weiterverfolgen.»  

zentral+: «Es muss sich was ändern»

Zum Schluss noch in eigener Sache, weil das Thema für die zentral+-Redaktion genauso wichtig ist: Was bringt die RTVG-Revision einem regionalen Onlinemedium? Nichts, sagt Christian Hug, Geschäftsführer und publizistischer Leiter. Theoretisch wäre die Förderung von unabhängigen Onlinemedien durch Auslegung des Radio- und Fernsehartikels möglich. Da zu einer Gesetzesänderung bisher aber der Konsens fehlte, erhält zentral+ durch den Staat keinerlei Unterstützung. «Immerhin wird die Diskussion dank dem knappen Abstimmungsresultat nun vielleicht wieder angestossen, wie eine gattungsübergreifende Medienförderung aussehen könnte.»

Hug erinnert dabei an Länder wie Dänemark, wo Print- und unabhängige Onlinemedien gleichberechtigt unterstützt werden. Das sei für die Medienvielfalt wichtig. «Nur wenn sich hier etwas ändert, werden sich in der Schweiz auch online neue Player etablieren können.»

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