Chaoten prügelten sich in der Neustadt

Massenschlägerei nach FCL-Spiel

Frühling 2015: Starke Polizeikräfte trennen beim Bundesplatz die gegnerischen Fanlager. (Bild: zvg)

Vermummte Chaoten, die sich zu Dutzenden gegenseitig verprügelten, Polizei, die Gummigeschosse abfeuerte: Nach dem Spiel FCL gegen FCZ eskalierte in der Neustadt die Situation. Das könnte den schuldlosen FCL enorm teuer zu stehen kommen.

Hässliche Szenen haben sich wieder mal nach der Begegnung FCL gegen FCZ abgespielt. Wie schon im Sommer, als FCL-Chaoten die Busse der FCZ-Fans mit Eisenstangen angriffen, kam es auch an diesem Pfingstmontag zu Zwischenfällen mit dem gleichen Gegner, die mit Fussball rein gar nichts zu tun haben. Die Polizei schien überfordert, ein Teil der Fans ausser Rand und Band. Auch ein paar Verletzte sah man zwischenzeitlich am Boden liegen.

Gummigeschosse halfen wenig

Gekracht hats auch diesmal wieder, wie letzten Sommer, im Bereich Voltastrasse. Die FCZ-Fans marschierten vom Stadion Richtung Bahnhof. Als sie von der Moosmatt- in die Voltastrasse einbogen, provozierten sich die beiden Fanlager gegenseitig – die FCL-Fans liefen nur einen parallelen Strassenzug weiter, an der Eschenstrasse, entlang. Vermummte Chaoten auf beiden Seiten suchten den Körperkontakt – und fanden ihn. Dutzende Chaoten lieferten sich in der Mitte der beiden Strassen, auf dem alten Zentralbahntrassee, eine Massenschlägerei. Steine, Stühle, Fahnenstangen – alles wurde dabei verwendet. Die Polizei sperrte zwar die direkte Strassenverbindung ab. Doch einige Gewaltbereite unter den Fans schlüpften zwischen den Häusern hindurch und prügelten sich vor den Augen der Polizei. Dieser gelang es mehr schlecht als recht, die beiden Lager mit Gummigeschossen auseinander zu halten.

Polizisten stehen vor die FCL-Fans, von hinten marschieren die FCZ-Fans die Hirschmattstrasse runter.

Polizisten stehen vor die FCL-Fans, von hinten marschieren die FCZ-Fans die Hirschmattstrasse runter.

(Bild: zvg)

FCZ-Chaoten provozierten schon im Stadion

Ein paar Minuten später gab es auch in anderen Bereichen des Quartiers noch vereinzelt gewaltsame Zusammenstösse. Der Polizei gelang es schliesslich mit einem Grossaufgebot, die aufgeheizte Stimmung etwas zu dämmen. Als die FCZ-Fans beim Bundesplatz vorbeikamen, wo schon ein paar hundert FCL-Fans vor dem geschlossenen Fanlokal warteten, gab es keine weiteren Ausschreitungen mehr. Der Wasserwerfer kam, zumindest in diesem Bereich, nicht zum Einsatz.

Starke Polizeikräfte riegeln den Bundesplatz ab, um den Heimmarsch der Zürichfans zu ermöglichen.

Starke Polizeikräfte riegeln den Bundesplatz ab, um den Heimmarsch der Zürichfans zu ermöglichen.

(Bild: zvg)

Einige Zürcher Fans waren schon in der Swissporarena auf Randale aus. Nach dem FCZ-Sieg (das Spiel endete übrigens 0:1 für Zürich), stürmten ein paar Zürich-Anhänger aus dem abgeriegelten Gästesektor heraus und drangen in die FCL-Zone ein. Dort prügelten sie kurz ein paar Sekunden und liefen dann in aller Ruhe wieder zurück in ihren Sektor – beklatscht von den FCZ-Fans, beobachtet von den überforderten Sicherheitsleuten. Laut dem FCL-Medienchef Max Fischer konnten die Sicherheitskräfte aber grössere Probleme rechtzeitig unterbinden. Vermutlich hat auch diese Provokation zu den Ausschreitungen beigetragen. Die Polizei konnte zwei Personen verhaften.

Probleme bereiteten der Polizei zudem schon vor dem Spiel etwa 150 FCL-Fans, die vom Schwanenplatz zum Bahnhof liefen. Gemäss NLZ fackelten sie dabei auch Pyros ab. Es entstand eine kurze Verkehrsblockade, zu Gewaltakten oder ähnlichem kam es jedoch nicht.

Starke Polizeikräfte riegeln den Bundesplatz ab, um den Heimmarsch der Zürichfans zu ermöglichen.

Starke Polizeikräfte riegeln den Bundesplatz ab, um den Heimmarsch der Zürichfans zu ermöglichen.

(Bild: zvg)

Krawalle könnten FCL teuer zu stehen kommen

Die Chaoten haben dem schuldlosen FC Luzern mit dieser Aktion einen Bärendienst erwiesen. Demnächst wird nämlich der Kantonsrat in zweiter Lesung über die Sicherheitskosten rund um Spiele des FC Luzern debattieren, die der FCL beizusteuern hat. Heute zahlt der zuletzt sportlich so erfolgreiche Verein rund 50 Prozent der Kosten. Neu sollen es 80 Prozent sein, wie der Kantonsrat in erster Lesung entschieden hat. Schweizweit gehört der FCL zu jenen Clubs, der die höchsten Ausgaben für die Sicherheit berappen muss. Doch der FCL hat zischenzeitlich intensiv Lobbying betrieben und hofft, wie FCL-Präsident Ruedi Stäger gegenüber zentral+ kürzlich durchblicken liess, dass eine Mehrheit des Kantonsrates Erbarmen zeigt und er sich für einen Mittelweg entscheidet. Ob dies auch nach den neusten Krawallen noch möglich ist?

Starke Polizeikräfte riegeln den Bundesplatz ab, um den Heimmarsch der Zürichfans zu ermöglichen.

Starke Polizeikräfte riegeln den Bundesplatz ab, um den Heimmarsch der Zürichfans zu ermöglichen.

(Bild: zvg)

Bleibt die Frage: Warum liess die Polizei die Zürcher Fans quer durch die Stadt laufen, anstatt sie mit Bussen zu transportieren? Sie muss doch von den gegenseitigen Spannungen gewusst haben? Das hohe Risiko von Ausschreitungen war in diesem Fall gut abschätzbar. Kommt hinzu: Wie die Luzerner Verkehrsbetriebe kürzlich bekannt gaben, lassen sich ihre neuen Transportbusse nicht mehr während der Fahrt öffnen. So können Fans die Busse nicht mehr zum Anhalten zwingen, was in der Vergangenheit gelegentlich vorkam. Umso mehr wäre die Transportvariante deutlich die sicherere gewesen.

Die Polizei gab am Montagabend keine weiteren Auskunft und verwies auf Dienstagmorgen. Erst dann könne man mehr sagen. Spannend dürfte dann auch zu erfahren sein, ob die Swiss Football League (SFL) in Luzern ihre Anti-Hooligan-Detektive filmen liess. Diese sind noch bis Ende Saison teil eines Pilotprojekts, um Gewalttätern rund um Fussballspiele dank modernster Kameratechnik besser identifizieren zu können. Wie Augenzeugen gegenüber zentral+ sagten, seien zwei privat gekleidete Männer mit Kameras gesichtet worden. Ob sie aber zur Polizei gehörten oder zur SFL, ist noch unklar.

NACHZUG: DAS SAGT DIE POLIZEI ZU DEN AUSSCHREITUNGEN. WIE DER FCL ZU DEN VORFÄLLEN STEHT, ERFAHREN SIE HEUTE DIENSTAGABEND HIER AUF ZENTRAL+.

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