Luzern: Prozess gegen Menschenhandel-Ring

Milde Strafe für Chauffeur von Menschenhändlern

Er holte die verschleppten Frauen ab und brachte sie in verschiedene Bordelle. Dem Chauffeur eines Menschenhandel-Rings wurde nun der Prozess gemacht. (Bild: Fotolia)

Drogen, Frauen und Geld: Für einen Menschenhändler-Ring chauffierte ein 28-jähriger Thailänder alles Mögliche. Das Kriminalgericht verurteilte ihn nun zu einer milden Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Die Prozesse sind noch nicht abgeschlossen.

Erneut musste sich ein Mitglied des Menschenhändler-Rings vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten. Die kriminelle Organisation hatte jahrelang thailändische Frauen aus ihrer Heimat in die Schweiz verschleppt und in Luzern zur Prostitution gezwungen (zentral+ berichtete). Diesen Dienstag fand der zweite von mindestens vier Prozessen gegen ein Mitglied der Organisation statt. Der 28-jährige Thailänder war geständig.

Aus Geldnot bei Menschenhändlern eingestiegen

Vor Gericht stand «der Chauffeur». Er transportierte von Mitte 2010 bis zirka Ende Oktober 2011 Geld, Drogen und Frauen für die Menschenhändler. Angefangen hat er als Geldkurier. Ein- bis zweimal die Woche holte er bei den verschiedenen Bordellen die Einnahmen der Prostituierten ab. Das Kuvert enthielt Beträge in der Höhe von 1000 bis 2000 Franken. Den Job machte er aus Geldnot, wie es in der Anklageschrift heisst. Das Geld brauchte er für die Unterstützung seines Kindes sowie seinen Lebensunterhalt. In seiner Zeit als Chauffeur verdiente er rund 24’000 Franken, wobei ihm die Organisation nicht alles ausbezahlte. Pro Fahrt erhielt er 250 Franken Entschädigung sowie durchschnittlich 70 Franken pro Fahrt fürs Benzin.

20 Frauen chauffiert

Doch es blieb nicht bei den Geldtransporten. Nach zwei Monaten im Dienst der Menschenhändler holte der Chauffeur auch die thailändischen Frauen am Zürcher Flughafen ab. Die Frauen wurden zuvor aus der Schweiz bestellt und von einer Organisation in Thailand angeworben. Viele der Frauen wussten nicht, was sie in der Schweiz erwarten würde. Ihnen wurde zum Beispiel gesagt, sie würden im Gastgewerbe arbeiten und gut verdienen.

Dass es eine solche Stelle gar nicht gab, erfuhren sie erst in der Schweiz. Doch die Frauen standen nun in der Schuld der Menschenhändler, welche die Reise und die Dokumente organisierten und bezahlten. Die Schuld mussten die Opfer mit Prostitution in den Bordellen abbezahlen. Die Organisation betrieb mehrere Bordelle in Luzern, Basel, Reinach, Rothrist, Rickenbach, Bern und Romanshorn. Regelmässig mussten die Frauen das Bordell wechseln. Auch hier war «der Chauffeur» zuständig. Insgesamt 20 Frauen, darunter auch Transvestiten, fuhr er von einem Bordell zum anderen. Für das Chauffieren von Frauen ohne gültige Aufenthaltsbewilligung verlangte er einen Risikozuschlag.

Pässe in Thailand gefälscht

Darüber hinaus half der 28-Jährige der Organisation beim Fälschen der Pässe für die verschleppten Frauen. Etwa fünfmal flog er nach Thailand, um dort Pässe für die Frauen abzuholen. Aus der Schweiz nahm er jeweils ein Passfoto der Frau mit und brachte es in Thailand einem Fälscher. In der Anklageschrift ist von sieben bis zehn Passdokumenten die Rede. Von der Auftraggeberin erhielt er jeweils Flug und Hotel bezahlt sowie ein Taschengeld von 100 Franken pro Tag.

Auch als Kurier von Drogen war er unterwegs. Zweimal transportierte er Thai-Pillen von einem Luzerner Bordell nach Reinach in ein anderes Freudenhaus.

Bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren

Die Liste seiner Vergehen ist lang: Gehilfenschaft zum mehrfachen qualifizierten Menschenhandel, Gehilfenschaft zur mehrfachen Förderung der Prostitution, Gehilfenschaft zur mehrfachen Urkundenfälschung, mehrfache qualifizierte Förderung des rechtswidrigen Aufenthalts, Gehilfenschaft zur mehrfachen qualifizierten Täuschung der Behörden, mehrfache Gehilfenschaft zur Geldwäscherei sowie mehrfache Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Das Luzerner Kriminalgericht verurteilte den 28-jährigen Thailänder im abgekürzten Verfahren zu einer bedingten Freiheitsstrafe von zwei Jahren bei einer Probezeit von drei Jahren. Zudem sprach das Gericht eine Geldstrafe von 20 Tagessätzen à 100 Franken aus. «Die Sanktion befindet sich im unteren Rahmen von dem, was man sprechen könnte», sagte die Richterin.

Der Chauffeur bereute seine Mithilfe bei den Menschenhändlern vor Gericht. «Ich habe zu wenig studiert, hatte Geldnot und war einfach dumm. Ich hätte da gar nie mitmachen sollen», sagte der 28-jährige Thailänder. Das war der zweite Prozess im Fall der Menschenhändler. Mindestens zwei weiteren Mitgliedern steht die Verhandlung noch bevor.

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