Behörde zieht Bilanz

Hohe Arbeitsbelastung bei KESB Luzern

Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde der Stadt Luzern sucht aktuell eine neue Leitung. Bis im April soll diese gefunden werden. (Bild: mag)

Bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde der Stadt Luzern gehen jährlich 1300 Anträge ein. Das sind durchschnittlich 330 Verfahren pro Mitarbeiter. Damit hat die Luzerner Behörde deutlich mehr Arbeit als die anderen sechs KESB im Kanton – aber auch mehr Lohn. Eine Neuorganisation soll nun mehr Entlastung bringen.

Nach zwei Betriebsjahren zieht die Stadtluzerner KESB eine erste Bilanz. In der extern in Auftrag gegebenen Evaluation stellt der anerkannte Fachspezialist Urs Vogel der Luzerner KESB ein durchaus positives Zeugnis aus. Im Gegensatz zu anderen hätte Luzern den Aufbau ohne Schwierigkeiten und Unruhen bewältigen können. Bei den Verfahrens- und Arbeitsabläufen sieht der Fachmann kein Optimierungspotenzial, wie es im Bericht und Antrag der Stadt heisst. Allerdings weisen die Mitarbeiter eine hohe Arbeitsbelastung auf, die zu regelmässigen Überstunden führte.

Lohnunterschiede bei KESB-Mitarbeitern

Die Zahlen sind eindrücklich. Pro Jahr gehen bei der KESB Luzern rund 1’300 neue Anträge ein. Das ist deutlich mehr als bei den anderen sechs KESB im Kanton. Bei einem Vergleich fällt auf, dass die KESB Luzern zwar mehr Arbeit hat, die Mitarbeiter aber auch mehr verdienen, rund 20’000 Franken mehr auf eine Vollzeitstelle. In der Stadt Luzern rechnet man mit einem Lohn von 126’000 Franken pro Mitarbeiter, der Durchschnitt bei den anderen KESB ergibt eine Besoldung von rund 106’000 Franken. Wieso dieser Unterschied? «Das Lohnniveau in den Städten ist allgemein höher», erklärt der Luzerner Stadtrat Martin Merki. «Die KESB Luzern hat viele langjährige, viele sehr gut qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter mit entsprechend höheren Löhnen. Die Besoldung entspricht der Erfahrung, dem Alter und der Anstellungsdauer.» Merki betont, dass die Luzerner KESB sehr effizient arbeite. «Wir sind nicht überdotiert. Wir weisen im Vergleich am zweitwenigsten Vollzeitstellen pro 100 Fälle auf.»

Neue Leitung im April

Aktuell sucht die KESB Luzern eine neue Leitung. Die bisherige Leiterin, Pia Zeder, wurde als Richterin des Kantonsgerichts gewählt (zentral+ berichtete). Konnte die Stelle bereits besetzt werden? «Wir sind voll im Bewerbungsverfahren», sagt Merki. Zu Details könne er keine Auskunft geben. Nur soviel: «Wir haben bereits viele Bewerbungen erhalten, auch aus anderen Kantonen», sagt Merki. Im April wolle man die neue Leitung dann bekannt geben.

Auf 2016 soll die Organisation der Behörde angepasst werden. Heute besteht die KESB Luzern aus zwei Behördenklammern sowie drei Fachdiensten (Rechtsdienst, Sozialklärungsdienst und Kanzlei). Mit der neuen Organisation soll die Zahl der Verfahren pro KESB-Mitglied verringert werden. Dazu werden die Pensen um 1,2 auf 24,4 Vollstellen erhöht. Zudem sollen die Pensen vom Rechtsdienst zur Behörde verschoben werden. Merki dazu: «Seit Anfang 2013 gab es einen Fallzahlenanstieg. Dieser wird durch den Personalausbau teilweise ausgeglichen.»

Jährlich vier Prozent mehr Massnahmen

Im August/September letzten Jahres hatte die KESB Luzern 1’767 laufende Massnahmen in Arbeit. Pro Jahr gehen bei der KESB rund 1’300 neue Anträge ein. Auf eine einzelne 100-Prozent-Stelle gerechnet sind das durchschnittlich 330 neue Verfahren pro Jahr und 120 parallel zu bearbeitenden Verfahren. Die Zahl der neuen Verfahren widerspiegelt sich auch in der Entwicklung der angeordneten Massnahmen. Seit dem Start der KESB am 1. Januar 2013 ist ein Anstieg von jährlich rund vier Prozent der Massnahmen zu verzeichnen.

Trotz den steigenden Fallzahlen und der Pensenerweiterung entsprechen die Kosten den Erwartungen. Der vom Parlament gesprochene Rahmen konnte gar unterschritten werden. Die Stadt war 2012 von jährlich 3,96 Millionen Franken ausgegangen. Die Kosten wurden nun um 150’000 Franken unterschritten.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Johanna Spyri
    Johanna Spyri, 26.02.2015, 12:31 Uhr

    «Die Bullshit-Jobs sind auf dem Vormarsch. So bezeichnet der Anthropologe David Graeber Arbeitsplätze, die unproduktiv und daher eigentlich überflüssig sind. «Wirtschaftlich gesehen sind diese Tätigkeiten reine Verschwendung. Tatsächlich sind die meisten ökonomischen Innovationen der letzten 30 Jahre mehr politisch als wirtschaftlich sinnvoll.»» http://www.tagesanzeiger.ch/…/BullshitJo…/story/27727582

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