Kinders- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB)

KESB-Mitarbeiter fühlen sich stärker bedroht

Eingang zur KESB in der Stadt Luzern. (Bild: zentral+)

Die Stadt Luzern muss eine neue Leitung für die KESB suchen. Sozialdirektor Martin Merki erklärt im Interview warum – und was das tragische Tötungsdelikt in Flaach (ZH) für Auswirkungen auf Luzern hat.

Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) stehen schweizweit in der Kritik. Das Tötungsdelikt in Flaach am Neujahrsabend von einer durch die KESB betreuten Frau an ihren zwei Kindern liess die Wogen noch höher gehen. Die KESB sei zu bürokratisch, zu weit weg von den Bürgern und den Gemeinden und ausserdem zu teuer, wird moniert. Seit der Einführung vor zwei Jahren kam es zudem in Luzern sowie diversen anderen Kantonen zu vielen Führungswechseln innerhalb der Organisation. Mit ein Grund dafür: Die Arbeitsbelastung war viel grösser, als erwartet. Nun muss auch die Stadt Luzern eine neue KESB-Leitung suchen, wie aus einem entsprechenden Stelleninserat hervorgeht. zentral+ hat bei Sozialdirektor Martin Merki nach den Gründen gefragt.

zentral+: Martin Merki, weshalb hat KESB-Präsidentin Pia Zeder gekündigt?

Martin Merki: Pia Zeder, Leiterin der KESB Stadt Luzern, ist Anfang letzte Woche mit einem Glanzresultat als Richterin des Kantonsgerichts gewählt worden. Ich freue mich für Pia Zeder, dass sie diesen grossen Karriereschritt machen kann. Pia Zeder macht diesen Karriereschritt, nachdem sie 14 Jahre in leitender Funktion für den Kindes- und Erwachsenenschutz der Stadt Luzern tätig war, zunächst als Leiterin der Amtsvormundschaft, dann als Leiterin des Sekretariats der Vormundschaftsbehörde und dann als Präsidentin der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde.

zentral+: Hat ihr Abgang nichts zu tun mit der schweizweit heftigen Kritik an der KESB?

Merki: Im Unterschied zu andern Kantonen und Gemeinden musste die KESB in der Stadt Luzern nicht neu aufgebaut werden. Sie konnte organisatorisch davon profitieren, dass sie bereits vor 2013 über professionelle Strukturen verfügte. Zudem arbeiten bei der KESB Luzern viele langjährige und erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch die Umstellung auf die neuen Strukturen hat sich die Mitarbeiterfluktuation nicht verändert. Auch das professionelle Arbeitsklima ist gleich geblieben, während an andern Orten das neue Organisationsmodell zu Schwierigkeiten und grosser Unruhe geführt hat.

zentral+: Gegen die Behörden in Flaach und anderen Orten wurden teils Morddrohungen ausgesprochen, Polizeischutz und weitere Sicherheitsmassnahmen waren nötig. Dies, obwohl die Verantwortlichen nachvollziehbar und vertretbar gehandelt haben, wie die Zürcher Aufsichtsbehörde kürzlich bekannt gab. Musste auch die Stadt Luzern die Sicherheitsmassnahmen anpassen wegen Drohungen?

Merki: Nach dem Fall Flaach liess ich das Sicherheitsmanagement in den Dienstabteilungen der Sozialdirektion überprüfen. An einer Sitzung wurde das Sicherheitsmanagement auch mit der Luzerner Polizei besprochen. Bei ihrer Arbeit sind die erwähnten Dienstabteilungen in Kontakt mit Menschen, die sich in einer schwierigen persönlichen Situation befinden. Die erwähnten Dienstabteilungen erleben die Bedrohungssituation in den letzten Wochen nicht anders, aber intensiver. Die Bürogebäude dieser Abteilungen haben Zutrittsregelungen mit geschlossenen Bereichen, verfügen über ein Notalarmierungssystem und haben Sicherheitsdispositive, die den Mitarbeitenden bekannt sind. Bei Drohungen herrscht eine Kultur der Null-Toleranz. Da sich die Polizei in der Nachbarschaft befindet, sind Einsatzkräfte bei Bedarf glücklicherweise in wenigen Minuten vor Ort.

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