Luzerner Firma wollte Diamanten kaufen

Verpatzter Diamantenhandel endet vor Gericht

Das Kriminalgericht verurteilt einen 28-jährigen Kosovaren zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten. Dieser hat einen Landsmann aus Rache mit dem Lieferwagen angefahren.

(Bild: Sandro Portmann)

Für 500’000 US-Dollar wollte eine Immobilienfirma aus Luzern Diamanten kaufen. Die Hälfte der Summe zahlte sie einem Händler im Voraus. Bis heute kamen die Diamanten allerdings nie bei der Firma an. Auch die Anzahlung blieb der Händler schuldig. Dieser will nach eigenen Aussagen die Schuld begleichen, wurde aber nach eigener Aussage überfallen. Nun muss das Luzerner Kriminalgericht denn Fall beurteilen.

Das roch nach Geld. Als eine Luzerner Immobilienfirma 2010 von einem Diamantenhändler erfuhr, der auf Suche nach einem Käufer war, wollte sie sich die Chance nicht entgehen lassen. Nach drei Treffen war man sich einig. Der Diamantenhändler sollte in der Republik Kongo Rohdiamanten im Wert von 500’000 US-Dollar besorgen. Es handelte sich um Steine in einer Qualität von 250 bis 400 Karat und einer Grösse von 10 bis 30 Karat. Auch die Farbe (D-E-F-G-H) und eine Reinheit (VVS bis VS) wurde vertraglich festgelegt. Von den Diamanten hat die Immobilienfirma bis heute nichts gesehen. Auch die Anzahlung von 250’000 US-Dollar (276’337 Franken) blieb der Händler schuldig.

Angeklagter wurde bestohlen

Der Diamantenhändler, ein 54-jähriger Franzose, musste sich deshalb heute Dienstag vor dem Luzerner Kriminalgericht wegen «Betrug, und eventueller Veruntreuung» verantworten. «Das ist eine Schuld, die noch offen ist», bekannte der Angeklagte auf Französisch. Seit rund neun Jahren ist er im Diamantengeschäft. «Ich wollte immer liefern. Auch heute noch.» Es hätte eine regelmässige Geschäftsbeziehung mit der Luzerner Firma entstehen sollen, wie er sagte. «Das gegenseitige Vertrauen dazu ist da gewesen.» Auf dem Weg vom Vertragsabschluss bis zur Übergabe der Diamanten ist aber laut Aussagen des Angeklagten so einiges schief gelaufen. Der Angeklagte wurde zum Opfer.

«Ich bin in der Republik Kongo selber bestohlen worden», so der 54-Jährige. Die Verkäufer hätten ihm falsche Steine geliefert. Es war nicht das erste Geschäft, dass der Franzose in der Gegend abwickelte, «aber das Grösste». Wie ihm wertlose Steine untergejubelt werden konnten, wusste er nicht. Denn er war dabei, als die Steine eingepackt und nach gängiger Art versiegelt wurden.

Das lief so ab: Die Diamanten wurden in einem neutralen Handelsbüro in eine Plastikfolie eingewickelt. Diese wurde rundum mit Klebeband zugeklebt. Das kleine Paket kam dann in eine durchsichtige Plastikkiste, die wiederum mit Klebeband umklebt wurde. Über das ganze Paket unterschrieb der Franzose. «Durch die Unterschrift sieht man, wenn das Paket geöffnet wurde», erklärt der Angeklagte. Deshalb habe er den Inhalt nicht mehr kontrolliert, bezahlte und ging. «Ich weiss bis heute noch nicht, wie sie es geschafft haben, die Steine auszutauschen.» Er war scheinbar nicht der Einzige, der übers Ohr gehauen wurde. Das Handelsbüro ist heute wegen Unregelmässigkeiten bei der Geschäftsabwicklung geschlossen.

36 Monate Freiheitsstrafe gefordert

«Diese Geschichte ist unglaubhaft», entgegnete die Staatsanwaltschaft. Sie konnte nicht nachvollziehen, weshalb er das Paket nicht mehr kontrollierte. «Das Vorgehen widerspricht dem gesunden Menschenverstand.» Sie forderte eine Freiheitsstrafe von 36 Monaten, davon zwölf unbedingt, bei einer Probezeit von vier Jahren. Der Beschuldigte habe den Eindruck eines seriösen und im Handel mit Rohdiamanten erfahrenen Geschäftsmannes vermittelt. Sie spricht von «arglistiger Täuschung». Für die Staatsanwaltschaft steht fest: «Es war dem Beschuldigten von Anfang an klar, dass er keine Rohdiamanten dieser Qualität liefern kann.»

Die Verteidigung forderte hingegen einen vollumfänglichen Freispruch. Sie brachte Dokumente in die Verhandlung, welche belegen, dass der Angeklagte in der Republik Kongo als Käufer von Diamanten akkreditiert ist. «Nicht der Kläger, sondern der Angeklagte wurde Opfer eines Betrugs.» Die Verteidigung forderte eine Genugtuung von 40’000 Franken und eine Entschädigung von 910 Franken für mehrere Bahnfahrten von Frankreich nach Luzern.

Wird Schuld schon bald beglichen?

Viele Fragen blieben offen, als das Kriminalgericht die Verhandlung nach vier Stunden schloss. Es wird nun ein Urteil fällen müssen. Egal wie dieses ausfällt: Die Geschichte könnte vielleicht schon bald ein positives Ende nehmen. Denn wie der Angeklagte sagte, stehe er kurz davor, einen Deal abzuschliessen. Er habe während der ganzen Zeit versucht, einen Käufer und Verkäufer zusammenzuführen, um die Kommission zu erhalten. Es sei allerdings schwierig, einen Verkäufer zu finden, der in die Schweiz komme. Das Vertrauen aufzubauen, brauche viel Zeit. Beinahe hätte er 2013 ein Geschäft abschliessen können, doch dann musste er ins Gefängnis. «Aus dem aktuellen Geschäft werde ich mehr als eine Million Franken Kommission erhalten.» Genug also, um die Schuld zu begleichen. Er beteuerte, dass er nie betrügen wollte und immer nach einer Lösung suchte.

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