TV-Debatte zur Rolle der Muslime in der Schweiz

Krienser Islam-Video provoziert heftigen Schlagabtausch in Arena

Waren sich komplett uneins: Saïda Keller-Messahli (von links), Moderator Jonas Projer und Qaasim Illi. (Bild: Screenshot SRF)

In der Arena des Schweizer Fernsehens ging es mal wieder um den Islam. Für eine erregte Debatte sorgte dabei auch das in Kriens und Luzern gedrehte Propagandavideo des umstrittenen Islamischen Zentralrates.

Alle gegen einen. So gings in der aktuellsten Ausgabe der Arena vom Freitagabend zu und her. Thema der hitzig geführten Diskussion: Welche Rolle spielen Muslime in der Schweiz? Im Ring standen sich gegenüber: Eine gebürtige Muslimin – Saïda Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam – und ein konvertierter Schweizer, nämlich Qaasim Illi vom umstrittenen Islamischen Zentralrat der Schweiz (IZRS). Zudem standen in der zweiten Reihe der Arena Politiker aller im Bundesrat vertretenen Parteien sowie diverse Islamexperten. Und bis auf wenige Ausnahmen waren sich alle einig: Illi liegt mit so ziemlich allem, was er sagt, kreuzfalsch. Und er ist gefährlich. Das zeigte sich exemplarisch, als das von Moderator Jonas Projer straff geführte Gespräch auf das in Kriens und der Stadt Luzern gedrehte IZRS-Propagandavideo vom letzten November kam. Dieses Video wirbelte viel Staub auf (siehe Box).

Unglaubwürdig und schockierend

In der Arena-Sendung versuchte Qaasim Illi nun, Ängste zu zerstreuen, die das Video ausgelöst hatte:  «Der Film will nicht Angst machen. Er will vielmehr zeigen, dass junge Muslime Teil der hiesigen Gesellschaft sind und in der Schweiz angekommen sind.»

Das war dann der Auftakt für ein munteres Illi-Bashing. Saïda Keller-Messahli etwa platzte als erster der Kragen: «Es ist einfach unglaublich und schockierend, wie Herr Illi dieses Video beschönigt.» Im Video würden genau die gleichen Elemente eingesetzt wie in den IS-Schlächtervideos. Ähnlich empört äusserte sich die Luzerner Nationalrätin und CVP-Vizepräsidentn Ida Glanzmann: «Wenn man Werbung machen will für eine Religion, dann doch wohl kaum mit Sturmmasken.» Das sei unglaubwürdig.

Aufruf zu islamischem Staat?

Ähnlich sah es die Volketswiler BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti. Wütend sagte sie: «Mit solchen Filmen wird der Eindruck erweckt, dass alle Muslime so sind wie im Video.» Das sei gefährlich. Noch schärfer formulierte es die Aargauer FDP-Ständerätin Christine Egerszegi-Obrist: «Das Video ist ein Aufruf zu einem islamischen Staat.» Das sei in der Schweiz nicht tragbar. Dem musste auch Farhad Afshar, Präsident Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, zustimmen: «Das Video erinnert mich an den IS. Das macht mich betroffen.» Dadurch würden die Bemühungen der gemässigten Muslime für mehr Akzeptanz auf der Strecke bleiben.

Protest gegen angebliche Ausgrenzung

Der Konvertit Qaasim (vormals Patrick) Illi liess sich von den heftigen Reaktionen nicht beirren. Doch diesmal tischte er eine ganz andere, deutlich weniger friedliche Deutungsvariante des Videos auf. Zu Beginn sagte er noch, das Video wolle zeigen, wie junge Muslime Teil der Schweizer Gesellschaft geworden seien. Nun, ob der geballten Kritik, sagte er: «Der Film zeigt, dass die junge Generation der Muslime nicht mehr bereit ist, Ausgrenzungen hinzunehmen.» Illi verwies dabei etwa auf Themen wie das Minarett- und Kopftuchverbot, welche die muslimische Gemeinschaft ausgrenzen und diskriminieren würden. «Die Jungen stehen jetzt auf», fügte Illi trotzig hinzu. Und der CVP warf er auch gleich noch «aufgespielte Panikmache» vor. 

Das war dann für den Aargauer GLP-Nationalrat Beat Flach definitiv zu viel des Unguten. Sichtlich erregt schimpfte er: «Wenn im Video die Fahne aus dem Boden gezogen wird, erklingt das Geräusch eines gezogenen Schwertes. Das ist doch kein Friedenszeichen! Der IZRS glorifiziert den Kampf.»

Illi war vorher Auns-Mitglied

Im Verlauf der weiteren Arena-Sendung gings im ähnlichen Ton weiter. Dabei wurde Qaasim Illi im Minutentakt mit heftigster Kritik bedacht. Für  Lacher sorgte zudem der Hinweis von Keller-Messahli, dass Qaasim in seinem früheren Leben Mitglied des SVP-Ablegers «Aktion für eine neutrale und unabhängige Schweiz» (AUNS) war. Dass ihm der Moderator dann auch noch regelmässig das Wort abschnitt, hatte wohl auch mit der Kritik im Vorfeld der Sendung zu tun. So wurde in verschiedenen Medien heiss diskutiert, warum man einem Hardliner wie dem Schweizer Konvertiten überhaupt eine solche Plattform gibt. Zumal er nur für einen sehr kleinen Teil der Muslimischen Gemeinschaft spreche.

Die wie gewohnt enorm engagiert auftretende Saïda Keller-Messahli vom Forum für einen fortschrittlichen Islam etwa machte in der Sendung klar, was sie von ihm und dem IZRS hielt: «Der Salafisten-Verein von Herrn Illi vergiftet das Klima und radikalisiert die Leute.» Salafisten betreiben laut Keller-Messahli die extremste Lesart des Islams und würden unter anderem in der Schweiz eine eigene Islamische Parallelgesellschaft anstreben, mit der Scharia als Ziel.

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