Neugestaltung Reussbühl

Wenn die Strasse über das Land des Velomechanikers führt

Das Haus von Josef Banz mit der Velowerkstatt an der Hauptstrasse 44 in Reussbühl. Auf seinem Areal würde die Strasse zum Pfisternweg durchführen. (Bild: mbe.)

Josef Banz betreibt seit 30 Jahren seine Velowerkstatt an der Hauptstrasse in Reussbühl. Jetzt soll eine Strasse seinen Grund und Boden zerschneiden. Drei Varianten für die Kanalisierung des Quartierverkehrs werden diskutiert. Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen.

Durch die Hauptstrasse in Reussbühl quälen sich heute rund 1300 Autos und Lastwagen pro Stunde. Es stinkt nach Abgasen, und die Fassaden sind schmutzig. Durch die neue Verkehrsführung rund um den Seetalplatz, die der Kanton momentan realisiert, wird dieser Verkehr massiv abnehmen. «Man rechnet im Masterplan mit einem Zehntel des heutigen Verkehrs im Quartier», sagt Gaby Wey von der Stadtentwicklung Luzern. Die Hauptstrasse soll von einer Kantons- zu einer Gemeindestrasse werden und verkehrsberuhigt werden.

Erschliessung mit drei Varianten

Planung in vollem Gang

Ab 2018 wird die neue Kantonsstrasse das Luzerner Aussenquartier Reussbühl-Ost umfahren. Sie entsteht in den nächsten Jahren dort, wo der Reusszopfweg verlief. Eine Blockrandbebauung entlang der Strasse und den SBB-Bahngeleisen soll das Quartier Reussbühl-Ost vom Verkehr abschirmen. Sie kann erst realisiert werden, wenn die Strasse gebaut ist. Geplant wird aber jetzt schon: Gemäss Ulrich Freyenmuth, Gebietsmanager «Luzern-Nord» des Gemeindeverbands Luzern-Plus, wird ein Wettbewerbsverfahren vorbereitet.

Im Nachbargebiet Reussbühl-West hat diese Tage die Testplanung begonnen. Vier Architekturbüros haben den Auftrag Projektstudien zu erarbeiten. Die markante Shedhalle an der Hauptstrasse soll integriert werden. Ob sie ganz oder teilweise erhalten bleibt, sei noch offen. Bis Juli 2015 würden die Ergebnisse vorliegen. Es seien Workshops geplant und voraussichtlich eine Ausstellung zu den Projekten.

Die Frage ist, wie die Erschliessung für den verbleibenden Verkehr geschieht. Darüber herrscht Uneinigkeit zwischen einem betroffenen Immobilienbesitzer und den Behörden.

Worum geht es? Den rund 20 Grundeigentümern im Gebiet Reussbühl-Ost, wo sich das markante Reusszopf-Hochhaus befindet, wurde vor kurzem ein Entwurf mit drei Varianten für die Erschliessung vorgestellt. Die Optionen: Erschliessung über den bestehenden Pfisternweg (Status quo). Oder aber Einfahrt über das Strässchen Täschmattkanal, Ausfahrt über den Pfisternweg, im Einbahnsystem. Die dritte Variante ist eine Erschliessung über die beiden Grundstücke von Josef Banz bei der Bushaltestelle Frohburg. Die neue Strasse würde vom Frohburg-Kreisel Linie zum Pfisternweg führen.

Strasse schmälert Attraktivität

Der Betroffene hat gegen diese Idee protestiert. «Ich bin nicht bereit, mein Land dafür an die Stadt zu verkaufen», sagt Josef Banz. Der Grundbesitzer steht kurz vor dem Pensionsalter und ist daran, seine zwei Grundstücke zu verkaufen. «Mein potentieller Käufer will diese Strasse ebenfalls nicht», sagt Banz zu zentral+.

Der Velo- und Töffmechaniker hat das historische Holzhaus an der Hauptstrasse 44, wo sich seine Werkstatt befindet, sowie ein Nachbargrundstück vor über 30 Jahren gekauft. Aus seiner Altersvorsorge, wie er betont. Das alte Haus ist unbewohnt, im Untergeschoss ist die Werkstatt untergebracht, oben ein Lager. Auf dem anderen Grundstück hat Banz vor Jahren ein Mehrfamilienhaus mit Wohnungen realisiert. Eine davon bewohnt er selbst. Josef Banz will sich das Recht sichern, seine Velowerkstatt noch einige Jahre weiter zu führen, auch wenn das Land ihm nicht mehr gehört.

Variante Täschmattkanal auch umstritten

Das Konzept für die Verkehrserschliessung entworfen hat das Steuerungsgremium Luzern-Nord, das sich aus Vertretern der Stadt Luzerns, Emmens und des Kantons zusammensetzt. «Die Wahl der besten Variante wird demnächst getroffen», meint Gaby Wey von der Stadtentwicklung Stadt Luzern.

Man nehme die Meinung von Josef Banz natürlich ernst. Die anderen Grundeigentümer hätten sich noch nicht genauer geäussert, welche Lösung sie bevorzugten. Nicht begeistert seien aber einige, dass die Lastwagen neu über die Strasse Täschmattkanal ins Quartier hineinfahren sollen. Bleibt also die Verkehrserschliessung wie bisher über die Pfisternstrasse – oder über Banzs Areal.

Die Immobilienbesitzer auf Luzerner Stadtgebiet haben es eilig. Sie wollen sich an der Blockrandbebauung beteiligen und neue Wohnungen realisieren. Der Grund für die Eile: In Emmen sind ebenfalls viele Wohnungen geplant. Es könnte also in einigen Jahren ein Überangebot entstehen, wodurch die Mietpreise sinken könnten.

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