Stadt Luzern

Probleme mit Schwänen: Warum reagiert die Stadt nicht?

Einheimische und Touristen füttern die Schwäne am Schwanenplatz. Mit unangenehmen Folgen. (Bild: Flavia Rivola)

Die Schwäne im Luzerner Seebecken werden immer dreister und belästigen sogar Passanten. Die Stadt bekommt das bekannte Problem nicht in den Griff – und will dies offensichtlich auch gar nicht.

Die Stadt Luzern hat ein Problem mit den Schwänen. Betroffen ist das ganze Ufergebiet vom Verkehrshaus bis hin zum Tribschen. Touristen wie Einheimische lieben es, dort zu flanieren, zu picknicken und dabei die Schwäne zu füttern.

Die Folgen sind vielfältig: Durch das künstlich erhöhte Nahrungsangebot vermehrt sich die Population rasant. Die Tiere finden nicht mehr genug geschützte Nistplätze, nisten in Menschennähe und greifen während den Brutzeiten Menschen als vermeintliche Ruhestörer an. Ein aggressiver Schwan musste vor zwei Jahren in Horw abgeschossen werden.

Die Schwäne werden zudem richtiggehend abgerichtet: Sie reagieren auf die Farbe und das Rascheln von den Papiersäcken aus den Bäckereien, weil sie damit ihr Futter assoziieren. Dieses fordern sie aufdringlich und aggressiv ein.

Indem man ihnen Brot und anderes entgegenstreckt, werden die Schwäne aus dem Wasser an Land gelockt. Dort verkoten sie nicht nur das Trottoir, sondern verirren sich in den Strassen. «Wir lesen häufig Schwäne auf, vor allem in der Nähe des Schwanenplatzes», bestätigt Rolf Stocker vom Strasseninspektorat. Erst vor wenigen Tagen musste ein Schwan eingefangen werden, der von der Reuss in eine Firma im Ibach geflogen ist.

Stadt unternimmt nichts

Bekannt ist die Problematik schon seit Jahren. Umso erstaunlicher ist, dass seitens der Stadt nichts unternommen wird. Gregor Schmid, Leiter Umweltschutz bei der Stadt Luzern sieht keinen Handlungsbedarf: «Die Stadt hat zurzeit keine Massnahmen in Bezug auf die Schwäne vorgesehen.» Er verweist auf die Anstrengungen der Stadt im Rahmen der Kampagne zu den Stadttauben: «Wir hoffen, dass die Leute aus der Kampagne zu den Stadttauben lernen, dass man Wildvögel generell nicht füttern soll und das Wissen auch auf die Schwäne übertragen.»

Das Füttern unterbinden ist grundsätzlich der richtige Ansatz. Doch die Leute ganz vom Füttern abzuhalten, ist praktisch unmöglich. Welches Grosi kann den Enkelkindern schon abschlagen, dem herzigen Schwänli im See etwas Brot zuzuwerfen? Und welcher Tourist kann auf das obligate Urlaubsfoto mit seinem Freund dem Schwan verzichten?

So machen es andere Kantone

Die umliegenden Kantone kennen diese Problematik ebenfalls: «Wir weisen die Leute darauf hin, Brot direkt ins Wasser zu werfen, damit die Tiere nicht an Land kommen», sagt etwa Priska Müller von der Jagd und Fischerei des Kantons Zug.

Der Kanton Aargau besitzt seit 2009 sogar einen Massnahmenplan in Bezug auf die Schwäne, da diese an diversen Orten grössere landwirtschaftliche Schäden verursacht hatten. Erwin Osterwalder von der Jagd und Fischerei des Kantons Aargau sagt: «Verbotstafeln allein reichen nicht aus. Beim Naturschutzgebiet am Flachsee beispielsweise sind Ranger vor Ort, die die Leute darauf aufmerksam machen.»

Ähnlich tönt es bei der Stadt Zürich: Früher hätten sie am See Schilder hingestellt, doch die hätten nichts genützt, sagt This Schenkel, Wildhüter der Stadt Zürich. «Wenn ich Leute sehe, die Schwäne füttern, weise ich sie zwar darauf hin, dass es besser für die Tiere ist, wenn man sie nicht füttert. Aber das ist ein brotloses Unterfangen.»

Mittlerweile setzt die Stadt Zürich auf Entflechtung. Menschen und Tiere werden räumlich getrennt. Dafür sind kleine bauliche Massnahmen nötig gewesen, etwa beim Bürkliplatz, wo nun niedrige Absperrgitter installiert sind, die die Schwäne davon abhalten, an Land zu kommen.

Abschüsse ist ein Tabu

In Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit bekommt Luzern von den Zürchern immerhin grosse Komplimente. «Die Kampagne gegen die Taubenfütterung ist hervorragend» meint Schenkel. Von so etwas könnten sie in Zürich nur träumen. «Eine solche Kampagne gekoppelt mit ein paar baulichen Massnahmen könnten in Luzern sicher zielführend sein», sagt er.

Gregor Schmid nimmt die Blumen gerne entgegen. Aber bezüglich baulichen Massnahmen ist er anderer Meinung: «Die Wirksamkeit bliebe fragwürdig», sagt er. «Immerhin handelt es sich beim betroffenen Gebiet um das halbe Seebecken.»

Andere Massnahmen sind nicht möglich. Der Schwan ist in der Schweiz geschützt und somit nicht jagdbar. Auch Regulierungsmassnahmen sind gemäss der eidgenössischen Jagdverordnung verboten.

Mit Abschüssen ist man in allen Kantonen vorsichtig: «Die Leute reagieren sehr emotional auf den Abschuss von Schwänen. Da hätten wir sofort alle Medien am Hals», sagt der Zürcher Wildhüter Schenkel. Auch in Zug greift man nur im Notfall zum Gewehr: «Schwäne werden höchstens geschossen, wenn sie so schwer verletzt sind, dass man ihnen nicht mehr helfen kann.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Haesu
    Haesu, 23.07.2013, 15:03 Uhr

    Also ich hoffe das war der letzte Artikel dieser Art, ich dachte ich lese nicht recht, könnte direkt von der NLZ stammen. Das Problem ist Menschen gemacht und es sind nicht die Tiere, die Schuld darin sind. Im Artikel geht es darum als ob die Schwäne das Problem sind und er ist sehr polemisch und schein wissenschaftlich geschrieben (rascheln zieht die Schwäne an). Bitte nicht mehr so

    Hasan Candan
    Kantonsrat

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