Ehrenamtliche Arbeit in Zug

«Wir wollten den Vereinen Arbeit ersparen»

Die Gewinner des «Prix Zug engagiert» und seine Verleiherinnen: Regierungsrätin Weichelt, Doris Meyer vom Teuflibach, Daniela Sannemann von der Fröschenmatt, Dominik Iten vom Zuger Vogelschutz und Elyne Hager von Benevol. (Bild: zvg)

Seit 2011 verleiht Benevol Zug jährlich den «Prix Zug engagiert» an ehrenamtlich tätige Vereine. Dieses Jahr änderte Benevol Zug das Verfahren für die Nomination und die Preisvergabe. Für einige Vereine ist dies nicht ganz nachvollziehbar: Zum einen seien die Auswahlkriterien der Jury nicht klar kommuniziert worden und zum anderen konnten sich nicht alle für die neu eingeführte Online-Abstimmung begeistern.

Mehr als 400 freiwillig und ehrenamtlich Engagierte aus dem ganzen Kanton Zug waren am Donnerstag im Lorzensaal Cham dabei, als die Jury die insgesamt drei Gewinner kürte: Der Erlebnisraum Teuflibach Cham ist der diesjährige Preisträger des «Prix Zug engagiert». Der kantonale Anerkennungspreis wurde bereits zum vierten Mal an Vereine verliehen, die mit Freiwilligen im Kanton Zug wirksam sind. Neben dem Hauptpreis von 3’000 Franken wurden dem Zuger Vogelschutz 2’000 Franken und dem Abenteuerspielplatz Fröschenmatt Zug auf dem dritten Platz eine Preissumme von 1’000 Franken verliehen. Der Kanton Zug finanziert dieses Preisgeld aus dem Lotteriefonds und hat Benevol mit der Vergabe beauftragt.

Der Verein Benevol Zug (siehe Box) nominierte im Vorfeld acht Vereine und Organisationen aus dem Bereich «Umwelt und Natur», die für den diesjährigen «Prix Zug engagiert» in Frage kamen. Während sich bisher alle Interessierten für den Preis bewerben konnten, wählte dieses Jahr eine einberufene Jury die Teilnehmer aus, die sich im Anschluss einer Online-Abstimmung stellen mussten, um in die engere Auswahl der letztlich fünf Nominierten zu gelangen. Sie durften am Donnerstag im Lorzensaal darauf hoffen, einer der insgesamt drei Gewinner des mit insgesamt 6’000 Franken dotierten Preises zu werden.

«Undurchsichtige» Kriterien?

«Die Ausarbeitung eines Bewerbungsdossiers, wie dies vorher gemacht wurde, war mit einem grossen Zeitaufwand für die Vereine verbunden, der sich leider nicht in jedem Fall auszahlte», erklärt Eliane Birchmeier, Leiterin der Fachstelle Benevol Zug. «Durch das neue Vorgehen wollten wir den Vereinen Arbeit abnehmen.» Das neue Prozedere kam jedoch nicht bei allen gut an. Hinter den Kulissen wurde kritisiert, dass die Jury anhand «undurchsichtiger» Kriterien darüber entschieden hatte, wer nominiert wurde und letztlich den «Prix Zug engagiert» gewann.

Die Auswahlkriterien der Jury wurden seitens Benevol Zug offenbar nicht öffentlich kommuniziert. Das heisst, dass selbst die nominierten Vereine und Organisationen kaum Kenntnis über die ausschlaggebenden Kriterien zur Nomination und Preisvergabe hatten, wie sich auf Anfrage zeigte. Daher waren die unterwarteten Nominierungen für die acht Vereine eine willkommene Überraschung. Andere jedoch, die aufgrund der Wahl des Schwerpunkts «Umwelt und Natur» von Benevol Zug dieses Jahr gar nicht erst die Chance zur Teilnahme hatten, zeigten sich eher enttäuscht.

Drehscheibe für die Freiwilligenarbeit im Kanton Zug

Benevol ist ein in der Schweiz zentraler Akteur im Bereich der Freiwilligenarbeit. Die Fachstellen von Benevol informieren und beraten Personen, Organisationen und Vereine zu allen Aspekten der Freiwilligenarbeit und vermitteln Einsätze. So auch im Kanton Zug, der sich für die Legislatur bis 2018 zum Ziel gesetzt hat, die Freiwilligenarbeit verstärkt zu fördern. Die Fachstelle Benevol Zug übernimmt diese Aufgabe im Auftrag des Kantons. «Wir verstehen uns als Drehscheibe für die Freiwilligenarbeit, indem wir eine Vermittlungsfunktion einnehmen», erklärt Eliane Birchmeier, Leiterin der Fachstelle Benevol Zug.

Benevol Zug unterstützt Organisationen aus den Bereichen Sport, Bildung, Soziales wie auch Umwelt und Natur dabei, ehrenamtliche Mitarbeiter für sich zu gewinnen und ist zugleich eine Anlaufstelle für an der Freiwilligenarbeit interessierte oder für bereits ehrenamtlich engagierte Personen. «Wir unterstützen sie dabei, eine geeignete Aufgabe zu finden, einen sinnvollen Zeitaufwand festzulegen und bieten regelmässig Weiterbildungen an, so Birchmeier. «Nicht zuletzt sind wir auch ein Ansprechpartner bei Fragen und Problemen.» Benevol definiert Standards für die Freiwilligenarbeit und sorgt so für die Qualität und den Erfolg von Freiwilligeneinsätzen.

Zentral für Benevol ist auch die Öffentlichkeitsarbeit, wobei versucht wird, ein Bewusstsein für die gesellschaftliche Bedeutung der Freiwilligenarbeit zu bilden und Formen der Wertschätzung von freiwilligem Engagement zu unterstützen. Insofern dient der von Benevol Zug initiierte und seit 2011 jährlich vergebene «Prix Zug engagiert» dazu, die Anerkennung, den Stellenwert und das Ansehen der Freiwilligenarbeit im Kanton Zug zu fördern.

Benevol Zug wird durch Mitglieder des Vereins wie auch durch kantonale Beiträge und die Zuger Gemeinden finanziell unterstützt. Zudem tragen die katholischen und evangelisch-reformierten Kirchgemeinden, private Gönner, Stiftungen, gemeinnützige Gesellschaften und Unternehmen zur Finanzierung bei.

Von den Bienenzüchtern bis zu den Familiengärtnern

Seitens Benevol Zug wird betont, dass man weder bei der Nomination noch bei der Preisvergabe willkürlich vorgegangen sei. «Nachdem der Schwerpunkt festgelegt wurde, folgte eine intensive Recherche. Von den Bienenzüchtern bis zu den Familiengärtnern haben wir uns alles angeschaut», sagt Birchmeier. Für die Nomination sei ausschlaggebend gewesen, dass die in Frage kommenden Vereine und Organisationen mit Freiwilligen arbeiten, die sich unentgeltlich engagieren. Für den Gewinn einer der Preise sei letztlich massgebend gewesen, dass die Vereine die Freiwilligenarbeit in all ihrer Vielfalt abbilden würden.

«Mit der Wahl von Schwerpunkten wollen wir zeigen, dass es verschiedenste Bereiche gibt, in denen man sich engagieren kann», so Birchmeier. Das Ziel von Benevol Zug sei, den für den «Prix Zug engagiert» nominierten Organisationen eine öffentliche Plattform zu geben. Und nicht, sie gegeneinander auszuspielen. Die neu eingeführte Online-Abstimmung sei insofern in doppelter Hinsicht ein geeignetes Mittel: Einerseits haben die Vereine die Gelegenheit, sich der Zuger Bevölkerung zu präsentieren und andererseits verhilft es Benevol zu mehr Bekanntheit. «Das ist ein Geben und Nehmen, von welchem letztlich alle Beteiligten profitieren», sagt Birchmeier. Die Online-Abstimmung habe sich bewährt und werde in den kommenden Jahren zusätzlich optimiert.

Auf Stimmenjagd im Netz

Jedoch konnten sich nicht alle Nominierten mit dieser Online-Abstimmung anfreunden. Mit dem Prinzip des Online-Votings geht einher, dass man möglichst viele Leute zur Abstimmung mobilisieren muss, da man ansonsten kaum Chancen im Wettbewerb hat. Dass dies gerade für kleinere Gruppierungen schwierig ist, liegt auf der Hand. Und wird auch am Beispiel des Vereins Fledermausschutz Zug deutlich. «Da wir eine sehr kleine Gruppe sind und auch einige aus anderen Kantonen mitarbeiten, war es sehr schwierig, genügend Stimmen zu finden», sagt Isabelle Bögli. Insofern sind die Fledermausschützer bereits bei der Online-Abstimmung ausgeschieden. «Doch die Nomination an sich ist schon eine Wertschätzung und eine Möglichkeit, unsere Arbeit einem grossen Publikum vorzustellen», so Bögli. So sieht man dies auch bei den anderen Vereinen, die gestern ohne Preis nach Hause gingen.

Gar keine Mühe mit dem Online-Voting hatte man bei Pro Velo Zug. «Wir haben ein Mailing an unsere 300 Mitglieder und aus dem Vorstand an den Freundeskreis versandt», sagt Vicor Zoller, Vizepräsident von Pro Velo Zug. Dass kleinere Gruppen trotz ihrer Leistung weniger Chancen haben, sieht er locker: «Das ist halt so, ich sehe da auch keine bessere Möglichkeit. Umso schöner jedoch, wenn man unter diesen Voraussetzungen einen Preis gewinnt.» Seitens dem Erlebnisraum Teuflibach Cham wird betont, dass auch kleinere Vereine weit über den Mitgliederbestand hinaus gut vernetzt sein können. «Das ist für kleine Vereine sogar sehr wichtig», sagt Karin Pasamontes und glaubt, dass das Online-Voting aus anderen Gründen nicht bei allen gut ankam. «Vermutlich ist das Problem eher, dass der Umgang mit den neuen Medien nicht in allen Vereinen so selbstverständlich ist.»

Auch Kleine sollen eine Chance haben

Gemäss Benevol habe man für die Preisvergabe unter den fünf Finalisten das Resultat der Online-Abstimmung nur zur Hälfte berücksichtigt. «Gerade, um auch kleinen Gruppen mit weniger Stimmen eine Chance zu geben, haben wir das Urteil der Jury beigezogen», meint Birchmeier. Die Jury setzte sich neben Eliane Birchmeier aus Elyne Hager, der Präsidentin von Benevol Zug; Peter Hausherr, Gemeindepräsident von Risch-Rotkreuz; Michael Müller, Mitglied der Geschäftsleitung der Alfred Müller AG Baar; Christian Plüss, dem Leiter der Jugend- und Gemeinwesenarbeit Cham und der Zuger Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard zusammen.

«Man kann immer diskutieren, warum die einen den Preis gewonnen haben und die anderen nicht», sagt Regierungsrätin Manuela Weichelt-Picard. «Nicht einmal Roger Federer kann damit rechnen, dass er zum Sportler des Jahres gewählt wird. Das Wahlverfahren spielt dabei natürlich eine Rolle und man kann jede Art des Verfahrens hinterfragen. Dass es bei einer Preisvergabe auch Enttäuschungen gibt, ist leider nicht ganz zu vermeiden», so Weichelt. Jedoch könnte eine klare Kommunikation der Kriterien zur Preisvergabe solchen Diskussionen künftig Abhilfe schaffen.

Der Zuger Regierungsrat wollte mit der kantonalen Anerkennungsfeier und der Verleihung des «Prix Zug engagiert» in erster Linie ein wichtiges Zeichen zur Anerkennung des Engagements der vielen Freiwilligen im Kanton Zug setzen. Letztlich ist ein Preis eine Anerkennung und Wertschätzung für eine besondere Leistung. Gerade im Bereich der Freiwilligenarbeit, die auch für den Kanton Zug von grosser Bedeutung ist, gehe es nicht darum, die Leistungen in den verschiedenen Bereichen der Freiwilligenarbeit zu werten. Vielmehr solle sie als das gesehen werden, was sie ist: als wertvollen Beitrag für die Gesellschaft – ob mit Preis oder ohne.

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