Kriminalgericht Luzern

Für über eine halbe Million Franken Kokain verkauft

Kokain-Portionen, wie sie im Umlauf sind. (Bild: Luzerner Polizei)

Ein 32-jähriger Dominikaner ist vom Kriminalgericht zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Er hatte von einem Landsmann in Luzern grosse Mengen Kokain gekauft und dieses in der Zentralschweiz, Zürich, Bellinzona und Italien verdealt. Zudem trieb der Mann auf brutale Weise Drogen-Schulden ein.

Das Gerichtsurteil liest sich wie ein Filmdrehbuch aus der TV-Serie «Miami Vice». Protagonisten sind Darsteller mit lateinischen Namen und Spitznamen, aber auch Schweizer und andere Europäer als Käufer und Zwischenhändler. Geschildert wird die deprimierende Realität von Kokain-Drogendealern in der Schweiz. Der Dominikaner ist Händler, Zwischenhändler, Täter. Manchmal zugleich Opfer. Dabei geht es um Geld, Kokain, nicht eingehaltene Abmachungen.

Im Urteil des Kriminalgerichts wird ein Treffen vom Januar 2012 am St.-Karli-Quai in Luzern geschildert. Die Deals fanden nachts im Auto statt. Der Dealer hatte 100 Gramm Kokain dabei und zeigte es zwei Abnehmern. Diese hatten mehr verlangt und waren nicht zufrieden. Daraufhin prügelten sich die Männer. Die potentiellen Käufer entwendeten dem Dominikaner das Kokain und Geld aus dem Portemonnaie, schmissen sein Handy in die Reuss und flüchteten. Nach diesem Vorfall führte der Dealer im Auto als Schutz immer einen Baseballschläger mit sich. Wegen des Verstosses gegen das Waffengesetzes wurde er ebenfalls verurteilt.

Schuldner in Kriens malträtiert

Der Dominikaner stiftete andere an, Drogenschulden auf rabiate Weise einzutreiben. Zum Beispiel bei einem Latino in Kriens. Dafür engagierte er einen Schlägertrupp: Die zwei Kokainsüchtigen sagten, «sie wüssten, wie man so etwas mache». Alle fuhren miteinander zum Schuldner und lockten den säumigen Zahler unter dem Vorwand aus der Wohnung, dass sie Kokain bräuchten. Daraufhin schlugen sie ihn vor dem Wohnblock zusammen. Mit einem lädierten Sprunggelenk musste er ins Kantonsspital eingeliefert werden. Der Dominikaner sass währenddessen in der Nähe in seinem Auto und wartete. Sein Geld sah er trotzdem nie.

Ins Dealen «hineingerutscht»

Doch wie begann die kriminelle Karriere? Der Verurteilte kam 2009 aus Santo Domingo zurück in die Schweiz, wo er schon vorher bei seiner Mutter gelebt hatte. «Er bemerkte, dass alle seine Kollegen mit Kokain zu tun hatten und rutschte ebenfalls hinein», heisst es im Urteil. Die Hauptschuld trage sein Kollege und Hauptlieferant, ein anderer Latino aus Luzern. Dieser flüchtete gemäss Auskunfts des Gerichts aus der Schweiz, konnte aber in New York gefasst und verhaftet werden. Gegen ihn läuft ein Verfahren der Luzerner Staatanwaltschaltschaft.

Von diesem bezog der verurteilte Dominikaner ab April 2010 Kokain und verkaufte es zumeist im Kanton Tessin an diverse Abnehmer. In den darauffolgenden Monaten respektive Jahren hatte der Beschuldigte immer wieder mit Kokain zu tun, meistens in einer übergeordneten und führenden Rolle als Drogenhändler. Er organisierte Kokain und Streckmittel, streckte den Stoff, verkaufte die Drogen weiter, lagerte bei seinen Freundinnen Streckmittel und Drogenutensilien und vermittelte Kollegen an andere Dealer.

Rund 92’000 Franken Gewinn

Ein lukratives Geschäft: Ein Kilo Koks kostete in der Tatzeit rund 55’000 Franken. Von 2010 bis zur Verhaftung im Juni 2012 verdealte der Mann 10,5 Kilo Kokain und erzielte laut eigenen Angaben einen Gewinn von rund 92’000 Franken. Abgesehen von ein paar Konzertorganisationen ging der Beschuldigte ab 2010 keiner legalen Arbeit nach. Er lebte von der Rente seiner Mutter und vom Drogenhandel, schreibt das Gericht.

Dem Verurteilte kam zugute, dass er schliesslich geständig war. Er habe zu diversen Fällen noch nicht bekannte Details verraten und auch von diversen Mitbeteiligten die Namen genannt. Dies erleichterte teilweise die Strafverfolgung gegen mitbeteiligte Personen.

Das Urteil vom Juli ist rechtskräftig. Der Beschuldigte sitzt seine Strafe im Wauwilermoos ab. Die U-Haft und der vorzeitige Strafvollzug von 767 Tagen wurden angerechnet. Der Mann darf auch offenbar in der Schweiz bleiben, zu seinem Aufenthaltsstatus steht nichts im Urteil.

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