Schrifttafeln als Kundenmagnet

Was steht denn da vor des Bäckers Tür?

«Huusgmacht's Birchermüesli» und andere Verlockungen. Die Schilder sind vor Kleinbäckereien allgegenwärtig. (Bild: cha)

Schrifttafeln vor Kleinbäckereien in der Stadt Luzern gehören ebenso dazu wie das freundliche «Was darf es denn sein?». In erster Linie als preislich attraktives Marketinginstrument gedacht, kann der Schuss aber auch gewaltig nach hinten losgehen. Eine Expertin erklärt, worauf es ankommt – und nimmt Beispiele unter die Lupe.

Mit «Super guet’s Suurteigbrot mmmhhh…» oder «Aktion: 5 Apfelkrapfen zum Preis von 4» versuchen die Betriebe ihre Kundschaft in den Laden zu locken. Die Tafeln auf dem Trottoir sind ein preisgünstiges Marketinginstrument, das zugleich effektiv ist. Sofern der Bäcker gewisse Regeln befolgt.

Brunner: Angebote je nach Tageszeit

«Wir ändern unsere Schrifttafel täglich», sagt Alice Pfulg, Mitarbeiterin der Bäckerei Brunner. Momentan wirbt die Bäckerei am Hirschengraben mit «altem Fritz», einem traditionellen Sauerteigbrot, das das Geschäft als «exklusiv» anpreist. Gleichzeitig lockt ein Schild mit feinen Butterzöpfen, um hungrigen Mäulern den Entscheid bezüglich des Frühstücks abzunehmen. «Unsere Schilder werden je nach Tageszeit mit entsprechenden Angeboten für Frühstück, Mittagessen und Dessert bestückt», so Pfulg.

Die Mitarbeiterin sagt weiter, dass man es schon merke, dass die Kunden teils wegen den Schrifttafeln in die Bäckerei kämen. «Es ist ein günstiges Marketinginstrument, das auch zweckmässig ist.»

Rüthemann: Werbung für das gesamte Sortiment

Deutlich seltener werden die fünf Schrifttafeln vor der Bäckerei Rüthemann gewechselt. «Sicherlich alle zwei Wochen beschriften wir die Tafeln neu», sagt die Mitarbeiterin Bukurije Isufi. Angepriesen würde das gesamte Sortiment der Kleinbäckerei an der Pfistergasse. «Es ist für uns sicherlich ein preisgünstiges Instrument, um Werbung in eigener Sache zu machen. Personen, die das erste Mal an unserer Bäckerei vorbei gehen, erhalten so einen Einblick in unser Angebot», sagt Isufi und resümiert, dass man grundsätzlich, wie bei den anderen kleineren Bäckereien, auf seine Stammkunden angewiesen sei.

Odermatt: Saisonale Angebote

Bei der Bäckerei Odermatt an der Bundesstrasse wolle man mit den Tafeln spezielle, saisonale Angebote anpreisen, so Monika Barmettler. «Täglich neue Produkte auf den Schrifttafeln sollen unser vielfältiges Sortiment widerspiegeln.» Dabei merke sie schon, dass einige Kunden insbesondere dank den Tafeln den Weg in die Bäckerei fänden. Barmettler erklärt: «Viele kommen und sagen dann, dass sie gerne das auf der Schrifttafel angepriesene Produkt hätten.» Die Bäckerei will mit Werbung für «super guet’s Suurteigbrot», verschiedene Salate oder saisonale Beeren-Wähen Kundschaft gewinnen.

Sutter: Kein Konzept, aber mehr Umsatz

Auch die Bäckerei Sutter beschriftet die Schilder vor dem Geschäft täglich neu. «Die Tafeln helfen uns, Werbung zu machen», erklärt Mitarbeiterin Zarife Beqiri. Obwohl man bei der Kleinbäckerei an der Hirschmattstrasse keinem bestimmten Konzept folge, bringe es mehr Umsatz. «Leute, die vorbeilaufen, sehen womöglich ein Produkt, das sie anspricht», so Beqiri weiter. Gelockt wird zurzeit mit Sandwiches oder auch mit Salaten und Getränken.

Suter’s Meile: Alois is back…

Explizit als «interne Marketingmassnahme» sind die Schrifttafeln vor der Bäckerei Suter’s Meile vorgesehen. «Wir wechseln die Angebote auf den Schildern ab und zu», erklärt Marco Krieger, Leiter der Gastronomie bei der Bäckerei. Momentan wird an der Kasimir-Pfyffer-Strasse mit Alois, dem Ex-Patron der Bäckerei, geworben, der an zwei Tagen die Woche in der Backstube zugegen sei. «Ansonsten sind darauf eher saisonale Angebote zu finden», so Krieger und stellt fest, dass die Schrifttafeln ihre gewollte Wirkung erzielen würden.

Arnold: Tagesaktuelle Produkte und Aktionen

Deutlich am meisten Tafeln stehen vor der Feinbäckerei Arnold. «Damit wollen wir auf tagesaktuelle Produkte aufmerksam machen», erklärt die Mitarbeiterin Corinne Steiger. Die Bäckerei an der Obergrundstrasse wirbt auch immer wieder mit Aktionen, auf die sie von Kunden angesprochen würden. «Die Schrifttafeln erfüllen ihren Zweck. In Zeitungen zu inserieren bringt einer kleinen Bäckerei nicht wirklich etwas», sagt Steiger und fügt an: «Nebst Neukunden, die aufgrund der beworbenen Produkte in den Laden kommen, haben wir eine Stammkundschaft.»

«Schnörkelschrift kommt nicht in Frage»

Jeannette Müller, Beraterin für Verkaufsförderungsmassnahmen

«Klare Schrift und keine Zeichnungen»

Dass nebst der periodischen Beschriftung der Tafeln noch viel mehr dazu gehört, um gute Werbung für eigene Produkte zu machen, weiss Jeannette Müller. Sie ist selbständige Beraterin im Bereich Verkaufsförderungsmassnahmen und bietet unter anderem Tafelschreibkurse an.

Die Expertin weiss, auf was es ankommt. Um mehr Kundschaft in den Laden – oder eben die Bäckerei – zu locken, rät sie: «Optisch ist es wichtig, dass die Schrift schnell und gut lesbar ist. Schnörkelschrift kommt daher nicht in Frage», erklärt Müller. Es sei auch wichtig, dass nicht zu viel Text und keine Zeichnungen auf den Tafeln seien. «Das Auge wird durch überflüssige Symbole oder Zeichnungen schnell abgelenkt. Ich empfehle saubere Tafeln, kein Text sondern nur Produktenamen und auch nichts zu unterstreichen.»

«Zwei Tafeln sind optimal»

«Die Schrifttafeln sind für die Bäckerei- und Konfiserie-Branche das optimale, günstige Marketinginstrument», so Müller. Die Tafeln würden es erlauben, schnell zu reagieren, falls beispielsweise ein angepriesenes Produkt verkauft sei. Doch die Menge macht es. Jeannette Müller erklärt: «Zwei Tafeln sind optimal. Bei zu vielen Schrifttafeln nimmt der Kunde gar nicht mehr wahr, was angeboten wird.» Ideal wäre, wenn man gar vom Auto aus lesen könne, was der «Beck» momentan im Angebot hat.

Wie bewertet die Expertin die Schrifttafeln von Stadtluzerner Bäckereien? Klicken Sie sich durch die Bildergalerie.

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