Von Zug nach Rom

2000 Flaschen Baarer Bier im Gepäck

Die Schweizergarde bei der Papstverabschiedung Ende Februar. (Bild: www.schweizergarde.va)

Zug ist Gastkanton bei der diesjährigen Vereidigung der neuen Schweizergardisten. Für die Organisation der beiden traditionellen Apéros ist ein Profi zuständig: Daniel Pesaresi. Der Koch kennt den Vatikan aus der Zeit, als er noch selber für den Schutz des Papstes sorgte. Er wird mit viel Gepäck gegen Süden reisen.

Nervös sind sie sicher heute schon, die neuen Schweizergardisten, die nächsten Montag vereidigt werden. Bei den Feierlichkeiten werden nicht nur ihre Angehörigen und die gesamte Garde zugegen sein, auch Vertreter aus dem Kanton Zug werden ihnen applaudieren. Denn Zug ist heuer offizieller Gastkanton.

Der gesamte siebenköpfige Regierungsrat wird dafür nach Vatikanstadt reisen, in den kleinsten Staat der Welt, der sich auf dem Stadtgebiet von Rom befindet und oft einfach nur Vatikan genannt wird. Rund 270 Personen gehören insgesamt der Zuger Abordnung an, darunter unter anderem Vertreter der kantonalen und gemeindlichen Politik, die Präsidien der obersten Zuger Gerichte, Mitglieder der katholischen und reformierten Kirche im Kanton Zug. Ausserdem wurden unter der Zuger Bevölkerung in einem Wettbewerb rund 70 Karten für die Teilnahme an der Vereidigung verlost. Die Ticketgewinner bezahlen ihre Reise selber.

Die Kirschtorte darf nicht fehlen

Am Grossanlass dabei sein wird auch der Baarer Daniel Pesaresi. Er ist von Beruf Küchenchef und arbeitet im Zürcher Hauptbahnhof bei Candrian Catering. Er ist zuständig für das «Au Premier», das mit 13 GaultMillau-Punkten ausgezeichnet ist. Zuvor war er unter anderem auf dem Bürgenstock, im «Dolder» in Zürich und im «Mandarin Oriental» in Bangkok tätig.

Der 36-Jährige nimmt viel Gepäck mit: rund 2000 Flaschen Baarer Bier, etwa 200 Flaschen Wein und Sekt, alles aus der Region von Zug, sowie zirka 200 Kilogramm Zuger Spezialitäten, also vor allem Kirschtorten, Kirschstengeli und Chriesiwürste.

Pesaresi ist nämlich verantwortlich für die beiden Apéros, die der Kanton Zug am Wochenende bei der Vereidigung ausrichten wird. Es gehört zur Tradition, dass jeweils der Gastkanton die kleine Erfrischung nach der sonntäglichen Morgenmesse sowie den grossen Apéro nach der Vereidigung am Montag organisiert. Bei letzterem werden rund 800 Leute erwartet, die kleine Erfrischung ist für 250 Personen ausgelegt.

Die Kosten belaufen sich gemäss dem Zuger Landschreiber Tobias Moser auf rund 160’000 Franken. «Das liegt im Rahmen von dem, was andere Kantone auch schon ausgegeben haben», sagt Moser. Finanziert wird das Ganze zu rund drei Vierteln aus dem Lotteriefonds. 

Unsicherheiten bleiben

Die grösste Herausforderung für Pesaresi ist, die Catering-Aufgabe für den Kanton Zug neben seinem 100-Prozent-Job zu bewältigen und von der Schweiz aus die anstehenden Arbeiten in Italien zu koordinieren. Doch trotz seines enormen Engagements und seinen minutiösen Vorkehrungen bleiben Unsicherheiten: «Ich hoffe, die mitgebrachten Leckereien werden reichen. Denn dies ist bei einer solchen grossen Anzahl an Gästen jeweils sehr schwierig abzuschätzen.»

Es ist jedoch anzunehmen, dass Pesaresi alles dreifach durchgerechnet hat, damit am Wochenende niemand zu kurz kommt. Denn für ihn ist die Zufriedenheit des Gastes die Hauptsache. «Für mich gibt es nichts Schöneres, als jeden Tag am Herd zu stehen und mit meinem Team Höchstleistungen zu erbringen.»

Zufall?

Übermorgen Freitag wird Pesaresi mit seinen Helfern mit einem gekühlten Anhängerzug in der Schweiz losfahren und die Zuger Spezialitäten in den Vatikan bringen. Er hofft, ohne Probleme durch den Zoll zu gelangen. Jedenfalls ist alles für eine zügige Abfertigung vorbereitet. «Da es sich grösstenteils um frische Lebensmittel handelt, die wir transportieren, müssen diverse Formulare ausgefüllt und Gewicht und Zusammensetzung der Ware dokumentiert werden. Das ist mit einem sehr grossen zeitlichen Aufwand verbunden.»

Zum Glück für den Kanton Zug hat Daniel Pesaresi einige Erfahrung. Denn er hat bereits die Apéros für die Kantone Zürich und St. Gallen organisiert. «Zu diesen Aufträgen bin ich per Zufall gekommen», sagt Pesaresi.

Obwohl «Zufall» vielleicht ein bisschen übertrieben ist. Denn der Koch, der seine Karriere mit einer abgeschlossenen Lehre zum Bäcker-Konditor in Altstätten begann, bringt nicht nur ein grosses Wissen in Sachen Catering mit, er kennt auch die Vatikanstadt sehr gut. Denn Pesaresi war von 1998 bis 2001 selber Mitglied der Schweizergarde und hat zwischenzeitlich deren Küche geleitet.

Gute Erinnerungen

«Ich gehe immer wieder gerne zurück nach Rom und in den Vatikan. Die beiden Orte üben eine spezielle Anziehungskraft auf mich aus.» Zudem sei es schön, alte Kollegen wieder zu treffen, «auch solche, die mit mir in die Garte eingetreten und nun die Karriereleiter hochgeklettert sind».

Der Wunsch, der Garde beizutreten, war bei Pesaresi schon immer gross. «Ich wollte ein bisschen Abenteuer erleben, zudem ist der Dienst eine hervorragende Lebensschule», sagt er heute. Für ihn waren die drei Jahre «eine unvergessliche Zeit». Die Zeit habe ihn geprägt und verändert. «Ich sehe heute die Kirche mit anderen Augen.»

Fährt Pesaresi dieses Wochenende gegen Süden, werden Erinnerung an seine eigene Vereidigung wach. «Ich war sehr nervös.» Schliesslich hätten tausende Leute zugeschaut, zudem sei seine ganze Verwandtschaft angereist. Und erst später sei ihm bewusst geworden, welches Versprechen er an diesem speziellen Tag abgegeben habe: «Nämlich, dass ich im Notfall mein Leben für den Heiligen Vater geben werde.»

«Meine Schweizer»

Zur Zeit, als Pesaresi in der Garde diente, war Papst Johannes Paul II. im Amt. Die Begegnungen mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sind dem Baarer nach wie vor sehr präsent. Das erste Mal traf er ihn nach seiner Vereidigung. «Jeder neu vereidigte Gardist hat zusammen mit seinen Eltern eine persönliche Audienz beim Heiligen Vater und kann zwei bis drei Sätze mit ihm austauschen.» Es war für ihn ein eindrückliches Erlebnis.

Zudem gab es auf der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo öfters die Gelegenheit, Johannes Paul II. direkt zu begegnen. «Dort ist alles viel kleiner und persönlicher. Es konnte also vorkommen, dass der Heilige Vater beim Vorbeigehen mit den Gardisten gesprochen hat», erzählt Pesaresi. Papst Johannes Paul II. sei ein grosser Freund der Garde gewesen. «Er sagte immer: ‹meine Schweizer›.»

Den neu zu vereidigenden Gardisten wünscht der Koch einen eindrücklichen Tag. Und Pesaresi hofft, dass sie jeden Tag ihres Dienstes geniessen werden. «Denn die Erinnerung daran wird sie das ganze Leben lang begleiten.»

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