Grümpelturniere in Luzern und Zug

Die inoffiziellen Dribbelkönige

Fussballspielen auf dem Steinhuserberg in kleinem Rahmen. (Bild: cha)

In den Kantonen Luzern und Zug kommen eifrige Laien-Fussballer voll auf ihre Kosten. Etliche Grümpelturniere finden dort jährlich statt. Während beim Antiracup die politische Aussage im Vordergrund steht, wird man beim Turnier auf dem Steinhuserberg mit Panorama-Aussicht belohnt. Wie man sich auf ein Grümpelturnier vorbereiten kann und weshalb das «Aegeri Grümpi» wahrscheinlich das grösste Europas ist.

Die Fussball-Weltmeisterschaft hat mit Deutschland ihren Meister gefunden. Höchste Zeit, den Fernseher auszuschalten, mit ein paar Kumpels eine Mannschaft mit aberwitzigem Namen zu formieren und am nächsten Grümpelturnier die eigenen Fähigkeiten in Sachen Blutgrätsche – äh – natürlich Fairness, unter Beweis zu stellen.

Grümpelturnier mit Aussicht

Gerade am vergangenen Wochenende fand das vermutlich am schönsten gelegene Grümpelturnier im ganzen Kanton Luzern statt. Und zwar auf dem Steinhuserberg bei Wolhusen. Eine enge, kurvige Strasse führt vom ländlichen Dorf hinauf zu einem Hof, neben dem jeweils in beschaulichem Rahmen gekickt wird. Phänomenale Aussicht inklusive. Organisiert wird das Grümpelturnier vom SC Santana Steinhuserberg. «Das Turnier findet jährlich statt. Dies ist die zweite Austragung nach einer siebenjährigen Pause», erklärt Roland Küng, Festwirt und Mitorganisator. Früher sei das Turnier grösser gewesen. «Heute sind es noch rund 30 Mannschaften, die am Samstag ganztags Fussball spielen.»

Einer der Teilnehmer ist Alessandro Saeli, der mit seiner Mannschaft den weiten Weg aus Zürich auf sich genommen hat. «Dies ist bisher das zweite Grümpelturnier, an dem ich teilnehme», so Saeli. Dabei sei die Vorbereitung für ihn und seine Teamkollegen wichtig gewesen: «Wir haben uns einmal in der Woche getroffen, um ein Lauf- und Fitnesstraining zu absolvieren.» Er sei schon recht ehrgeizig, sagt Saeli auf den «Plausch» bei Grümpelturnieren angesprochen: «Niederlagen schmerzen, Siege geben uns Selbstvertrauen.»

«Vorbereitung? Nein. Plausch? Ja.»

Mit weniger Eifer und mehr «Plausch» geht Peter Schurtenberger ans Turnier. Er wärmt sich gerade beim Jonglieren mit dem Ball auf. Schurtenberger erklärt: «Ich habe schon etliche Male an einem Grümpelturnier teilgenommen – in Willisau, Wolhusen oder gar im Ausland.» Die Teilnahme sei meist auf Initiative des FC Wolhusen zu Stande gekommen, bei dem er aktiv mitkickt. Auf die Frage, ob er sich vorbereite, entgegnet Schurtenberger nur ein müdes Lächeln: «Vorbereitung? Nein. Plausch haben? Ja.»

Am bevorstehenden Wochenende findet der Antiracup 2014 statt. Dieser wird am 26. Juli auf der Allmend Süd in Luzern ausgetragen. Das Turnier ist in erster Linie jedoch nicht als «Plausch-Turnier» gedacht, sondern vielmehr als Veranstaltung, «um ein positives Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen», wie Luca Langensand, Mitorganisator des Antiracups Luzern, erklärt. Es ist bereits die sechste Austragung des Antiracups in Luzern. Die erste Durchführung fand 2007 in Solothurn statt. Die Inspiration dazu lieferte die «Mondiali Antirazzisti». Ein Fussball-Turnier, das seit mehreren Jahren in Bologna stattfindet und an dem über 200 Teams aus aller Welt vertreten sind.

«Emotionen gehören zum Fussball»

«Am Antiracup nehmen Menschen aus unterschiedlichsten Altersgruppen und unterschiedlichster Herkunft teil», so Langensand. Diese Diversität des Teilnehmerfeldes stützt gleichzeitig den Leitgedanken des Turniers. Nämlich «unterschiedlichste Menschen zu vereinen, um ein positives Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen».

Dass es während des Turniers zu Konflikten kommen kann, hat Luca Langensand aber auch schon miterlebt: «Es gab schon einzelne hitzige Momente. Wenn sich beispielsweise zwei Spieler nicht ganz einig über ein Foulspiel waren. Doch schliesslich gehören Emotionen zum Fussball wie der Ball und die beiden Tore.» Es sei jeweils schön gewesen, dass die Konflikte nach einer kurzen Verschnaufpause im Gespräch beigelegt werden konnten, so Langensand weiter.

Jeder ist Schiedsrichter

Das Aussergewöhnliche am Antiracup ist, dass grundsätzlich auf Schiedsrichter verzichtet wird. «Wir sind der Ansicht, dass man gleichzeitig sowohl gegeneinander als auch miteinander spielt. Fussball lebt zwar von einer gewissen Portion Rivalität», so der Mitorganisator und erklärt weiter: «Fussball lebt aber auch vom Kollektiv und der Solidarität.» Deshalb verzichte man auf Schiedsrichter und motiviere dafür umso mehr die Teilnehmer, fair zu spielen, Foulspiele selber anzuzeigen und etwaige Konflikte in einem Diskurs zu lösen.

«Aegeri Grümpi» findet bereits seit 1950 statt

Ohne Unparteiische käme das dreitägige «Aegeri Grümpi» wohl nicht aus. Insgesamt 280 Mannschaften nehmen jährlich in fünf Kategorien an dem Turnier teil. Eine organisatorische Herausforderung, wie OK Vizepräsident Rafael Studiger weiss. «Mit so vielen Teilnehmern ist das «Aegeri Grümpi» höchstwahrscheinlich das grösste Grümpelturnier der Schweiz. Womöglich gar das grösste in ganz Europa.» 1983 verzeichnete das Turnier einen Rekord von über 300 teilnehmenden Mannschaften.

Bei so vielen Teilnehmern kommt es natürlich hie und da auch zu ernsteren Verletzungen. Studiger erklärt: «Dieses Jahr hatten wir glücklicherweise wenig Zwischenfälle. Insgesamt mussten fünf Personen ins Spital gebracht werden. Logischerweise ist es auch mal zu Prellungen gekommen.»

Angefangen habe alles vor nun 64 Jahren als kleines Dorfturnier. «Bisher konnten wir stets schwarze Zahlen schreiben. Die Einnahmen kommen dem Verein zu Gute», so Studiger und fügt an, dass die 90 Franken Anmeldegebühr pro Mannschaft vollumfänglich in die Preise für die Turniergewinner investiert würden. «Der eigentliche Gewinn für unser Verein wird mit dem Festbetrieb erwirtschaftet.» Auch in Zukunft sei weiterhin eine Durchführung des Grümpelturniers geplant, das jeweils vom FC Aegeri organisiert wird und auf deren Fussballplatz stattfindet. Insgesamt 27 Organisatoren arbeiten wenige Wochen nach der Austragung bereits wieder mit Hochdruck daran, auch im nächsten Jahr wieder für Fussball-Spektakel zu sorgen.

3,5 Unfälle pro tausend Teilnehmer

Dass aus Spass aber auch schnell bitterer Ernst werden kann, weiss Barbara Senn, Mediensprecherin der Suva. «Wir wissen heute von Veranstaltern von Grümpelturnieren, dass es auf tausend Teilnehmer zu rund 3,5 Unfällen kommt. Vor zehn Jahren hat diese Zahl noch bei rund 15 Unfällen pro tausend Grümpelturnier-Teilnehmer gelegen.» Damit die Unfallzahl weiterhin tief bleibt, führt die Suva seit 1999 die Aktion «Sicherheit an Grümpelturnieren» durch. Senn erklärt: «Als Gegenleistung für die Umsetzung präventiver Massnahmen werden die Grümpelturnier-Veranstalter von der Suva unterstützt.» Dies erfolge unter anderem durch gesponserte Schienbeinschoner und einem Informations-Stand am Turnier.

Das Aufwärmen ist laut Barbara Senn besonders wichtig: «Regelmässiges Training in der Vorbereitungszeit gehört für Teilnehmer ebenso dazu wie das Warm-Up vor jedem Spiel.» Auch ausreichend Schlaf vor dem Turnier gehöre zur Vorbereitung dazu. Es sei zusätzlich empfehlenswert, «nicht mit einem Kater zu spielen sowie vor dem Spiel auf den Konsum von Alkohol zu verzichten». Ein gut gemeinter Rat, der jedoch bei den meisten Teilnehmern eines Grümpelturniers auf taube Ohren stossen dürfte.

DatumOrtVeranstalter
 18.1.2014 Luzern, Meggen Eisenbahner Sportverein Luzern
 1.6.2014 Luzern, Emmenbrücke FC Emmenbrücke III
 13.6.2014 Zug, Steinhausen SC Steinhausen
 19.6.2014 Luzern, Rothenburg FC Rothenburg
 21.6.2014 Luzern, Menznau Männerriege Menznau
 21.6.2014 Zug, Walchwil FC Walchwil
 27.6.2014 Zug, Cham SC Cham
 27.6.2014 Zug, Neuheim Männerriege Neuheim
 4.7.2014 Zug, Unterägeri FC Aegeri
 5.7.2014 Luzern, Schlierbach Sportgruppe Schlierbach
 5.7.2014 Luzern, Aesch Jugend Aesch-Mosen
 19.7.2014 Luzern, Steinhauserberg SC Santana Steinhauserberg
 26.7.2014 Luzern, Allmend Süd AG Antiracup Soletta
 22.8.2014 Luzern, Hellbühl Astoria Hellbühl
 6.9.2014 Luzern, Uffikon Turnverein Uffikon

Diese Auflistung zeigt lediglich eine Auswahl von gruempi.ch. Tatsächlich finden in den Kantonen Luzern und Zug pro Jahr etliche weitere Grümpelturniere statt.

Welches ist Ihr Favorit unter den Grümpelturnieren? Und weshalb? Geben Sie Ihre Meinung im Kommentar-Feld ab.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon