Überfallserie begann in Luzern

Rammbockräuber nach fünf Jahren schuldig gesprochen

Das Uhren- und Schmuckgeschäft «Rent-a-box» in der Luzerner Altstadt nimmt Wertgegenstände in Kommission. Ende 2009 überfiel eine Bande den Laden und raubte ihn aus. (Bild: mbe.)

Ein 39-jähriger Mann ist vom Kriminalgericht Luzern wegen bandenmässigen Raubs und weiterer Delikte schuldig gesprochen worden. Er  hatte in Luzern und anderen Städten Schmuckgeschäfte überfallen und ausgeraubt. Dafür stahl er Autos und benutzte sie teilweise als Rammbock, in dem er einfach in die Scheibe fuhr.

In der Vorweihnachtzeit 2009 schreckt eine Polizeimeldung das friedliche Luzern auf. Am 7. November wird am Kornmarkt das Schmuck- und Uhrengeschäft «Rent-a-Box» überfallen. Drei Täter fahren mit einem tags zuvor gestohlenen VW-Bus vor das Schmuckgeschäft – in Luzern benutzen sie es noch nicht als Rammbock, die Idee kamen ihnen offensichtlich erst später. Einer bleibt im Auto sitzen, zwei stürmen hinein. Während ein Räuber das Verkaufspersonal mit einer Waffe in Schach hält – sie stellt sich später als Softair-Pistole heraus – räumt der andere die Schaufenster aus.

Das Ganze dauert rund drei Minuten. Das Trio erbeutet gemäss Urteil Schmuck im Wert von 124’000 Franken, zudem entsteht ein Sachschaden von 30’000 Franken. Am Weinplatz bauen die Ganoven anschliessend noch einen Verkehrsunfall und flüchten zu Fuss weiter. Sie konnten damals entkommen.

Fünf Jahre später stand einer der Täter im März 2014 vor dem Kriminalgericht Luzern. Der 39-jährige polnische Staatsangehörige verübte von 2009 bis Ende 2011 mit Komplizen weitere Raubüberfälle in Schaffhausen, Winterthur und Zürich. Dafür entwendeten sie Privatfahrzeuge und verwendeten diese teilweise als Rammbock, indem sie in die Scheiben der Schmuckgeschäfte fuhren.

Dem beschuldigten Polen, der im Januar 2012 in Kreuzlingen bei der Einreise in die Schweiz dem Grenzwachtkorps in die Fänge ging, konnten die Taten nachgewiesen werden. Durch DNA-Proben auf Handschuhen, an Lenkrädern oder Schaltknüppeln der Autos.

Er bestritt die Tat in Luzern

Der Mann bestritt an der Verhandlung, am Raubüberfall in Luzern beteiligt gewesen zu sein. Er sei lediglich in die Schweiz gekommen, um im Auftrag seines Komplizen ein Auto zu stehlen. Nach der Entwendung des VW-Camperbusses sei er nach Zürich gefahren und habe dort die Nacht in einem Motel verbracht. Am darauffolgenden Tag fuhr ihn der Komplize gemäss seiner Darstellung zurück nach Luzern, damit er den Camperbus umparken konnte. Anschliessend habe er sich wieder nach Zürich begeben und von dort die Heimreise nach Polen angetreten. Für den Autodiebstahl erhielt er 1’000 Franken, sagte der Mann vor Gericht. Wofür das Auto bestimmt war, habe er nicht gewusst. Das Gericht glaubte seinen widersprüchlichen Aussagen aber nicht.

In Island schon verurteilt

In Island ist der Pole wegen dort begangener Delikte 2012 und 2013 zu einer Freiheitsstrafe von ingesamt sieben Jahren verurteilt worden. Er sitzt diese ab und wurde im Frühling dieses Jahres für den Prozess in Luzern an die Schweiz ausgeliefert. Das Kriminalgericht hatte über den Schuldspruch und eine allfällige Zusatzstrafe zu befinden.

Die Staatsanwaltschaft verlangte eine Strafe von drei Jahren und sechs Monaten für den Beschuldigten. Die Verteidigung beantragte, ihn von einem Teil der Vorwürfe freizusprechen und mit 30 Monaten Haft zu bestrafen. Von einer Zusatzstrafe zum Urteil des obersten Gerichts Irlands hat das Kriminalgericht Luzern nun abgesehen. Die 634 abgesessenen Tage für Untersuchungs-, Sicherheits- und Auslieferungshaft in der Schweiz werden an die Gesamtstrafe angerechnet.

Gemäss Gerichtspräsidentin Petra Venetz ist der Mann zwar schuldig gesprochen worden. Weil er aber in Island mit sieben Jahre Gefängnis bereits eine sehr hohe Strafe erhalten habe, gehe die Zusatzstrafe für die Delikte in der Schweiz darin auf.

Anklage wie Verteidigung haben Berufung eingelegt.

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