Gesundheitskampagne

Glücksgefühle erhalten gesund – wenn man es versteht

Die Kampagne «Glücksgefühle» ist seit April 2012 in den Luzerner Bussen zu sehen. (Bild: dog)

Die Luzernerinnen und Luzerner sind überdurchschnittlich gesund. Damit das so bleibt, lancierte die Dienststelle Gesundheit vor knapp einem Jahr die Kampagne «Glücksgefühle» – und fordert dadurch unser Vorstellungsvermögen heraus.

Eine Frau hält einen Luftballon mit aufgemaltem offenen Mund und geschlossenen Augen vor ihren Kopf. «Aus voller Inbrunst. Singen beflügelt und stärkt dein seelisches Wohlbefinden», steht da. Der singende Ballon ist eines von vier Sujets der Kampagne «Glücksgefühle» der Dienststelle Gesundheit des Kantons Luzern. Die Kampagne flimmert seit April letzten Jahres über die Bildschirme in den Luzerner Bussen. «Glücksgefühle… Du hast es in der Hand» lautet der Slogan und soll die Menschen dazu motivieren, ihr seelisches Wohlbefinden zu pflegen. Blickt man aber in die fragenden Gesichter der Fahrgäste, wird deutlich, dass die Botschaft hinter den «Glücksgefühlen» wohl nur schwer zu verstehen ist. Worum geht es denn konkret?

«Wir machen darauf aufmerksam, dass Beziehungen und soziale Kontakte wichtig sind für die psychische Gesundheit. Die Bilder und Texte sollen dazu anregen in Beziehungen zu investieren: sei es durch das Engagement in einem Verein, durch die Pflege von Nachbarschaftsbeziehungen oder einfach, indem man positiv auf andere Menschen zugeht», erklärt Bernadette Würsch, Programmleiterin «Psychische Gesundheit» und Verantwortliche der Kampagne.

In der Gesundheitsförderung geht es um einen Paradigma-Wechsel

Die singenden, lachenden, flirtenden und sich unterhaltenden Luftballons sind nicht nur in den Bussen zu sehen, sondern begegnen einem auch als Plakat oder Flyer – in 20 Gemeinden des Kantons Luzern. Nebst dem inbrünstigen Singen wird auch zum positiven Denken, befreienden Plaudern und  beschwingenden Tanzen angeregt – alles zur Stärkung unserer Beziehungen und der sozialen Einbindung. Und wie kommt die Kampagne bei den Leuten an?

«Die Reaktionen auf die Kampagne sind grössten Teils positiv ausgefallen. Einzig die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Spots in den Bussen wurden bemängelt», stellt Würsch fest. Zudem hätten sich anfänglich einige Experten kritisch geäussert, da sich die Kampagne nicht an Menschen mit psychischen Problemen richte. «Uns geht es um die Förderung der Gesundheit, um einen Paradigma-Wechsel: Wir fragen nicht mehr nach Symptomen, sondern danach, was Menschen gesund macht und gesund hält», so Würsch. Dies betreffe einerseits die Wohnverhältnisse, die finanzielle Sicherheit,  die Bildung und das soziale Umfeld. «Andererseits ist es aber auch das eigene Verhalten. Das heisst, ein gesunder Lebensstil wie ausgewogene Ernährung, genügend Bewegung und Entspannung. Alle diese Faktoren beeinflussen auch das psychische Wohlbefinden», sagt Würsch.

«Jede Person, die wir mit der Kampagne erreichen, ist für uns ein Erfolg.»

Bernadette Würsch, Programmleiterin «Psychische Gesundheit»

Für Guido Graf (CVP), Luzerner Regierungsrat und Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartementes, geht es darum, den Status Quo aufrechtzuerhalten: «Eine Befragung von 2007 zeigte: Damals fühlte sich ‹nur› jede achte Person im Kanton Luzern psychisch belastet, während es schweizweit jede sechste Person war. Mit der Kampagne wollen wir den vergleichsweise guten Wert des Kantons Luzern versuchen beizubehalten.»

Jede Person zählt

Und wie viel kostet den Steuerzahler diese Kampagne? Bernadette Würsch sagt: «Das jährliche Gesamtbudget für das Programm ‹Psychische Gesundheit› liegt bei 15’000 Franken. Damit werden alle Aktivitäten wie Kampagnen, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit finanziert.» Gemessen an den 500 bis 800 Millionen Franken Kosten, die durch psychische Probleme und ihre Folgekosten im Jahr verursacht werden, sei ihr Budget verhältnismässig klein. Und dennoch: «Jede Person, die wir mit unserer Kampagne erreichen, ist für uns ein Erfolg und bestätigt uns in unserer Arbeit», so Würsch.

Auch für Guido Graf lohnt sich die Kampagne: «Psychische Schwierigkeiten führen ja nicht nur zu direkten Gesundheitskosten, oft ist auch die Arbeitsleistung vermindert, was bis zu Arbeitslosigkeit führen kann. Zudem wird auch das Familienleben oft stark belastet. Die Präventions-Kampagne lohnt sich also auch unter finanziellen Aspekten.»

Die Kampagne geht weiter

Insgesamt sei die Aktion als Erfolg zu verbuchen, sagt Bernadette Würsch. Denn nebst den vereinzelten Kritiken hätten viele Personen angerufen und Postkarten bestellt. In Ettiswil fand eine Gesundheitswoche statt, an der 16 Vereine und über 500 Personen teilnahmen. Auch an der Luzerner Messe Luga 2012 waren die «Glücksgefühle» vertreten: Vier Plakate und vier Sitzbänke luden zum Hinsetzen, Ausruhen und Diskutieren ein. Die Bänke wurden nach der Luga in verschiedenen Luzerner Gemeinden verteilt. So hätten viele Unklarheiten – vor allem in den Gemeinden – aufgeklärt werden können. «Durch die positive Herangehensweise an das Thema psychische Gesundheit hat der Kanton Luzern schweizweit Anerkennung geerntet: So konnte das Projekt an der Universität Lugano als beispielhafte Kampagne der Gesundheitsförderung vorgestellt werden», so Würsch.

Deshalb werde die Kampagne 2013 weitergeführt, sagt Bernadette Würsch. Die Luftballons werden uns also weiterhin begleiten. «Wir haben das intensiv diskutiert und machen mit den Ballons weiter – aus Gründen der Wiedererkennung», so Würsch. Aber Achtung: Einem Ballon kann schnell die Luft ausgehen.

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