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Macht ein Asylzentrum im Zentrum von Baar Sinn?

Der Kanton Zug muss momentan 60 bis 80 neue Asylbewerber pro Monat aufnehmen, die Unterbringung stellt den Kanton vor Probleme. Die Zuger Regierung hat nun entschieden, ein Angebot von privater Seite anzunehmen: Die Firma Hotz Obermühle AG hat nach einer öffentlichen Ausschreibung vom Regierungsrat den Zuschlag bekommen, auf ihrem Grundstück Obermüli Süd bis 2016 eine Asylunterkunft zu bauen. Die Gemeinde Baar entscheidet über die Baubewilligung. Andreas Lustenberger, Kantonsrat der Alternative – die Grünen, findet, nicht die Angst sollte unser Handeln bestimmen, sondern menschliche Offenheit. Er begrüsst die unorthodoxe Lösung mit vorgefertigten Modulen, die keinen bestehenden Wohnraum beanspruchten. Adrian Rogger, Vizepräsident der SVP Baar, weist auf Ängste und Sorgen in der Bevölkerung hin. Das Projekt tangiere die Gemeinde langfristig, die Flüchtlinge seien nach zehn Jahren nicht einfach wieder weg.

«Öffnen wir unsere Herzen»

Mehr als 50 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht. Die meisten von ihnen in den angrenzenden Nachbarstaaten. In diesem Jahr haben bisher rund eine Million Menschen – Kinder, Frauen und Männer, den Weg nach Europa gewählt. Die allermeisten kommen aus den Bürgerkriegsländern des Nahen und Mittleren Ostens, sie fliehen auch vor dem blutigen Terror des sogenannten Islamischen Staates.

Ihre Route ist gefährlich und geprägt von einer grossen Ungewissheit. Dazu legen die Menschen ihr Leben oftmals in die Hände von Fluchthelfern mit Wucherpreisen und nicht selten erfahren sie auch Drohungen, Gewalt und Ausbeutung durch offizielle Behörden. Alle Länder Europas müssen ihren Beitrag zur Bewältigung dieser humanitären Krise leisten, auch die Schweiz - mit Hilfe vor Ort, aber auch mit Engagement hier im Kanton Zug.

Die Realisierung einer Asylunterkunft in Baar ist deshalb sehr begrüssenswert. Die geplante Unterkunft in Form von vorgefertigten Modulen ist eine sinnvolle Lösung. Sie kann rasch realisiert werden, sie benötigt zudem keinen bestehenden Wohnraum. Das Gebiet ist zudem auch aufgrund seiner Zentrumsnähe ideal gelegen; es vereinfacht für die Flüchtlinge damit auch das Zurechtfinden in einer neuen Umgebung, mit einer neuen Situation.

In der Schweiz funktioniert die Unterstützung für Flüchtlinge zurzeit gut. Der Staat, karitative Organisationen, die Kirchen und viele Freiwillige mit einem hohen persönlichen Einsatz ergänzen sich ideal. Deshalb ist es mir auch persönlich ein starkes Anliegen eine Baarer Begleitgruppe für die Asylunterkunft ins Leben rufen zu können. Gemeinsam sollen konstruktive Lösungen für die Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung inklusive der Asylsuchenden gefunden werden.

Nur durch aktive Begegnung werden Vorurteile abgebaut und nur durch den Einbezug von Menschen aus anderen Kulturen in unsere Gesellschaft, öffnen wir ihnen den Weg und unsere Herzen für eine erfolgreiche Integration. Nicht Angst soll unser Handeln bestimmen, sondern menschliche Offenheit und die konstruktive Auseinandersetzung mit einer weltweiten Herausforderung, die vor unserer Tür nicht Halt macht.

Die Bevölkerung muss mitentscheiden können

Das geplante Asylzentrum mitten in Baar beschäftigt aktuell die ganze Baarer Bevölkerung. Nicht ganz unbegründet kommen Ängste und Sorgen auf. Damit verbunden sind viele offene Fragen. Zum Beispiel Sozialhilfe, Sicherheit, Kosten, Einschulung etc. Auch in der Baarer Schulkommission wurde das geplante Asylzentrum von Eltern angesprochen, welche sich darüber Gedanken machen.

Denn falls die Container-Siedlung für über 100 Asylbewerber im Gebiet Obermüli Süd gebaut wird, tangiert das die Baarer Bevölkerung längerfristig. Von zehn Jahrenist die Rede, in welchen die Familie Hotz das Land zur Verfügung stellen würde. Danach bräuchte es eine neue Lösung. Klar ist aber schon jetzt, dass die Asylbewerber nach zehn Jahren nicht einfach wieder weg sind. Im Gegenteil. Denn der Familiennachzug ist nicht zu unterschätzen. Was die Baarer SVP besonders ärgert, ist jener Umstand, dass ohne Rücksicht auf besorgte Bürger, das Projekt hinter dem Rücken der Bevölkerung abgewickelt wird.

Die SVP Baar stört sich daran, dass ein so grosses und bewegendes Thema nicht transparenter behandelt wird und die Bevölkerung praktisch kein Mitspracherecht hat. Wie «humanitäres Verhalten» in der Gemeinde Baar auszuschauen hat und vor allem an welcher Lage es realisiert wird, soll vom betroffenen Baarer Volk mitentschieden werden können. Die Auswirkungen bei diesem geplanten Vorhaben werden gar nicht erst angesprochen. Sicherheits- und Litteringprobleme sind nicht undenkbar und öffentliche Plätze wie der Bahnhof Baar wird die Nähe des Asylzentrums zu spüren kriegen.

Mit dem Bauvorhaben an dieser sehr zentralen und komfortablen Lage scheint es auch so, dass der Kanton und auch die Gemeinde den Weg des geringsten Widerstandes gehen und kein Interesse daran zeigen, andere Lösungen an weniger sensitiven Orten (Nähe von Schulen und Kindergärten, Schulwegen und Spielplätzen), in Betracht zu ziehen. Ebenfalls zeigt Kanton und Gemeinde wenig Interesse, die Baarer Bevölkerung in die Entscheidung miteinzubeziehen.

Die SVP Baar lehnt deshalb jegliche Asylprojekte im Zentrum von Baar vehement ab und fordert von Kanton und Gemeinde Alternativen und Mitentscheidungsrecht.