Zuger Stadtrat und SBB wollen keinen Monsterbau

Gleisüberbauung würde Bahnhof Zug um fünf Geschosse überragen

Am Bahnhof in Zug fand Mitte März die Schlägerei statt.

(Bild: mam)

Vier Stadtzuger Gemeinderäte wollten geprüft haben, ob man die Stadtteile westlich und östlich des Bahnhofs Zug mit einer grösseren Überbauung nicht besser verbinden und das Zentrum auf intelligente Weise verdichten könnte. Schwierig bis unmöglich, lautet das Verdikt.

Die SBB wollen bekanntlich das Areal des Güterbahnhofes in Zug dereinst neu überbauen. Die vier Stadtparlamentarier Philip C. Brunner (SVP), Roman Burkard (FDP), Marin Eisenring (CVP) und David Meyer (GLP) wollten deshalb vorbeugend sichergestellt haben, dass die Quartierplanung in wünschenswerten Bahnen verläuft und ein Viertel mit einem urbanen Nutzungsmix entsteht, der auch Bildung, Kultur, Unterhaltung und Wohnen angemessen berücksichtigt.

Ausserdem sollen Querverbindungen die Gegenden westlich und östlich des Bahnhofvorfeldes besser verbinden und allenfalls mit einer Gleisüberbauung eine Art Eingangstor zur Stadt von Norden schaffen.

Stützen im Gleisfeld undenkbar

Die SBB hat mittlerweile geprüft, ob eine solche Überbauung möglich ist und kommt zum Schluss, dass dies auf einem grossen Teil des Areals unmöglich sei. Namentlich sei auf dem ganzen Gleisfeld im Norden ders Bahnhofs sowie auf dem Freiverladgebiet unrealisierbar, Stützen für eine Überbauung zu platzieren, wegen der Positionierung der Weichenanlage und der daraus folgenden engen Lage der Geleise.

Eine Ausnahme gäbe es nur beim Abstellgleis für den Personenverkehr, das nach 2030 auf der Westseite, zum Landis & Gyr Areal hin entstehen soll. Indes müssten die westlichen Stützen ausserhalb der Interessenslinie zum Quartier hin errrichtet werden. Beim Bahnhof selber wären ausschliesslich Stützen neben dem Gleis 1 denkbar, auf den übrigen Perrons reicht die benötigte Distanz zu den Schienen dafür nicht aus.

Fazit: Eine Überbauung der Gleisanlage, so schreibt der Stadtrat in der Beantwortung des Postulats, wäre also einzig und allein beim Gubelloch und etwas nördlich davon möglich.

Erdgeschoss in 17 Meter Höhe

Die SBB indes sagt, sie habe an andern Orten wie in Zürich oder Bern negative Erfahrungen mit Gleisüberbauungen gemacht und strebe von sich aus keine neue Entwicklung in diesem Gebiet an. Einer Umzonung würde sie sich jedoch nicht wiedersetzen.

Der Zuger Stadtrat gibt zu bedenken, dass die ganzen Gleise in Zug auf einem Hochdamm liegen. Das bedeute, dass nur schon das Erdgeschoss einer Gleisüberbauung 17 Meter über dem Stadtniveau zu liegen käme – denn die Züge müssten ja weiter darunter passen.

So teure Fläche brauchts nicht

Das heisst dann in der Konsequenz, dass die Bauten 21 bis 38 Meter hoch würden – und auch den nahen Bahnhof Zug überragen würden – gemäss Stadtrat um fünf Geschosse.

Insegsamt könnten über dem Gubelloch 11’000 Quadratmeter zusätzliche Fläche geschaffen werden. Die Stadtregierung argumentiert indes, dass dies ziemlich kostspielig würde, da das Land wegen den aufwändigen Bauweise teuer zu stehen käme. Im Landis & Gyr-Areal und beim Güterbahngof bestünden Nutzflächen von 210’000 Quadratmeter – 160’000 fürs Wohnen, 50’000 fürs Gewerbe – deshalb dränge sich die Gleisüberbauung aus ihrer Sicht nicht auf.

Zusätzliche Unterführung in Planung

Einig ist die Stadtregierung mit den Gemeinderäten, dass man ein urbanes Quartier mit gemischter Nutzung anstrebe. Inwiefern dies Realität wird, ist aber noch nicht klar. Gespräche zwischen Stadt und SBB diesbezüglich werden in Aussicht gestellt.

Wie bereits bekannt, will auch der Stadtrat die beiden Quartiere links und rechts der Gleise besser verbinden. Der Hochdamm ist in diesem Fall ein Vorteil, wie die Stadt glaubt, denn er macht ebenerdige Verbindungen unter dem Gleiskörper möglich. Konkret ist eine neue Unterführung Guthirt in Planung, welche das Kirschloh-Gebiet mit dem Landis & Gyr-Areal verbindet und für Radfahrer und Fussgänger passierbar sein wird.

Des weiteren soll das Gubelloch – so wird die Unterführung der Gubelstrasse unter den Gleisen genannt – aufgewertet werden.  Später wird auch im Bereich Theilerstrasse und Äussere Güterstrasse eine Querverbindung unter den Geleisen entstehen, denn das seht so im Richtplan.

Das Tor aus Luft

Der Stadtrat argumentiert in seiner Stellngnahme übrigens auch städtebaulich und damit, dass ein freibleibendes Gleisfeld eine «Durchlüftung» für den Stadtkörper ermögliche. Durch die dichte innerstädtische Bebauung der Quartierränder westlich und östlich der Geleise werde der Gleisraum «baulich gefasst» und erhalte ein «unverwechselbares Bild». Das Gleisfeld werde zum «optischen Freiraum» innerhalb der «dichten Stadtstruktur» ist gar von «Weitsicht» ist die Rede.

Damit will man deutlich machen, dass die von den Postulanten geforderte Schaffung eines «Eingangstor von Norden» von selber geschieht. Wobei der Sturz – also gewissermassen die Latte oder der Tragbalken, der das Tor von oben her einfasst –  in diesem Fall aus Luft besteht.

 

 

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