Neue Vorwürfe an die Rigi-Bahnen

Rigi-Knatsch: Wird die Öffentlichkeit hintergangen?

Die Gondelbahn vom Kräbel bis zur Rigi-Scheidegg. Eine solche soll es bald auch von Weggis bis Kaltbad geben.

(Bild: zvg)

Der Streit um die Zukunft der Rigi und der geplanten Gondelbahn geht in die nächste Runde. René Stettler, der an vorderster Front gegen die Bahn kämpft, richtet ein weiteres Mal scharfe Kritik an die Rigi-Bahnen. Diese würden der Bevölkerung bewusst wichtige Informationen über den Einfluss des Projekts auf die Natur verheimlichen.

Der Streit um die touristischen und wirtschaftlichen Entwicklungen auf der Rigi kommt nicht zur Ruhe (zentralplus berichtete). Am Donnerstag feuerte René Stettler, Initiant der Petition «Nein! zu Rigi-Disneyland» die nächste Breitseite gegen die Rigi-Bahnen ab. 

Der Vorwurf: Die notwendigen Eingriffe in die Natur, welche die geplante neue Bahn notwendig machen würde, seien immens und würden deshalb vom Verwaltungsrat bewusst heruntergespielt und der Öffentlichkeit vorenthalten.

«Ein monströser Masten»

Stein des Anstosses der neuesten Kritik ist die notwendige Installation eines 75 Meter hohen Mastens im Gebiet Müseralp, die laut Stettler notwendig würde. «Das ist ein grober Eingriff in das national geschützte und hochexponierte Gebiet, welcher mit bis zu weiteren zirka 15 gut sichtbaren Masten eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbilds zum See hin zur Folge hat», moniert Stettler. Es käme zu einer «Wöschhänki», welche die weltweit einmalige Landschaft des Rigi-Südhangs zerstören würde.

Zudem befürchtet Stettler massive negative Auswirkungen auf Schutzwald. Dabei bezieht sich der Kulturwissenschaftler «auf gut recherchiertes Fachwissen der Seilbahnbranche». Konkreter wird er allerdings nicht. «Eine so genannte ‹Einseil-Umlaufbahn› wie eine Gondelbahn ist bei Wind bedeutend weniger betriebstauglich.» Deshalb würde eine Gondelbahn grundsätzlich bodennaher als eine Pendelbahn, wie sie heute existiert, gebaut. Weil die Windgeschwindigkeiten dort geringer seien, schreibt Stettler.

«Oberhalb von Weggis ist über grosse Teile der Strecke eine Rodung des Schutzwaldes erforderlich.»

René Stettler

Und weiter: «Bei der Streckenführung von Weggis nach Rigi Kaltbad ist dies jedoch im Gebiet des Kirchenwalds und der Müseralp nicht möglich, weil die Kabinen teils über den Wipfeln der Bäume fahren müssen.» Deshalb vermutet Stettler, dass eine Gondelbahn bei Föhn oder heute immer häufiger auftretenden Sturmwinden am Rigi-Südhang wahrscheinlich wesentlich weniger einsatzfähig wäre als die heutige Anlage.

Daraus folgert Stettler: «Somit ist oberhalb von Weggis über grosse Teile der Strecke eine Rodung des mittlerweile wegen des Hitzesommers 2018 unter Druck geratenen Schutzwaldes erforderlich.» Diese könnte zu Steinschlag führen und teure Schutzmassnahmen nach sich ziehen, vermutet er.

Diese Visualisierugen von René Stettler zeigen die möglichen Eingriffe in die Landschaft. Bild unten: Der von Stettler befürchtete Kahlschlag am Südhang der Rigi.

Diese Visualisierugen von René Stettler zeigen die möglichen Eingriffe in die Landschaft. Bild unten: Der von Stettler befürchtete Kahlschlag am Südhang der Rigi (rot der mögliche 75-Meter-Mast).

(Bild: Visualisierungen René Stettler)

Ein schlechtes Vorbild aus Österreich?

Für ihre Pläne nehmen die Rigi-Bahnen eine Gondelbahn aus Österreich zum Vorblid, nämlich die Patscherkofelbahn in Innsbruck. Doch dort würden sich gemäss Stettler exakt die geschilderten Probleme mit dem Wind zeigen, weshalb die von ihm befürchteten Massnahmen an der Rigi wohl unumgänglich seien. 

Denn wegen Wind herrsche bei der «Referenzanlage» immer wieder Stillstand. Von «Fehlplanung» und «Wahnsinn» hätten dortige Kritiker des insgesamt 70 Millionen Euro teuren Projekts daher schon lange vor dessen Realisierung gesprochen. «Sie hätten eine Revitalisierung der alten Pendelbahn bevorzugt», so Stettler, der ebenfalls gerne eine Anlage wie die Aktuelle sehen würde.

Diese Informationen würden die Rigi-Bahnen aber bewusst verschleiern. «Alarmierend ist, dass die Rigi-Bahnen die Veröffentlichung von Visualisierungen der Streckenführung ‹mangels Qualität und Aktualität› untersagt haben», so der happige Vorwurf von Stettler. Obschon diese von breitem öffentlichem Interesse seien. «Sie zeigen den überdimensionierten Eingriff, der am Berg geplant ist.»

zentralplus hat Karl Bucher, Verwaltungsratspräsident der Rigi-Bahnen, mit den Vorwürfen konfrontiert. Er wird sich zu einem späteren Zeitpunkt äussern. 

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