Zwei Zuger Firmen in Schneelballsystem involviert

Skandal des Vermögensverwalters Piccor: Auch Prominente sind Opfer

Gleich zwei Zuger Firmen sollen Teil eines Schneeballsystems gewesen sein. Neben der Baarer Piccor AG soll auf die Swiss Finance Group AG in Zug derzeit liquidiert werden.

Seit September 2017 ging die Staatsanwaltschaft Berlin bei dem Vermögensverwalter Piccor AG mit Sitz in Bar dem Verdacht auf bandenmässigen Betrug nach. Wie das «Handelsblatt» am Donnerstag berichtete, soll laut Beamten des Landeskriminalamts der 53-jährige Thomas E., ein Berliner Treuhänder, die Piccor AG bereits 2009 an einen Rechtsanwalt in Stade verkauft haben. Der angebliche Käufer konnte jedoch nicht vernommen werden, weil er vor Jahren verstarb.

Weder die Ausweisnummer noch die Unterschrift des Verstorbenen würden mit dem übereinstimmen, was die Beamten in den Akten der Piccor AG fanden. Fahnder meinen, dass die Papiere rückdatiert und gefälscht wurden. Als angebliche Vermögensverwalter haben Thomas E. und seine Partner seit 2008 unter den Namen Picam, Piccor und Piccox über 316 Millionen Euro von deutschen Anlegern eingesammelt haben. Ende 2017 blieben Zahlungen aus – seither bangen rund 2500 Anleger um ihr Geld.

Ein Bankhaus erstattete Anzeige gegen Thomas E. und einen ehemaligen Manager der Bank, weil sie Verdacht auf Kapitalanlagebetrug, Kreditbetrug, Untreue, Geldwäsche und Urkundenfälschung hegten.

Prominente Opfer

Im Februar 2018 wurden Büros und Wohnungen in der Schweiz und in Deutschland durchsucht. Die Zahl der Beschuldigten stieg auf mehr als 15 Personen, so das «Handelsblatt». Thomas E. sei der mutmassliche Kopf. Der in Berlin lebende Mann warb mit «Vermögensmanagement nach Schweizer Qualität». Wer sich beteiligen wollte, musste 50’000 Euro investieren. Eine interne Liste führe zahlreiche Investoren auf, die bis zu 1,5 Millionen Euro angelegt haben. Auch Prominente seien auf dieser Liste vorzufinden, etwa zwei ehemalige Spieler der deutschen Fussballnationalmannschaft sowie ein Vorsitzender der CDU-Fraktion einer Stadt aus Baden-Württemberg.

Schneeballsystem

Die Ermittlungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, dennoch berichtet das «Handelsblatt», dass erste Erkenntnisse vorliegen. Die Gruppe soll ein Schneeballsystem aufgebaut haben. Sprich, hohe Renditeversprechen für Geldanlagen, die nur auf dem Papier existieren. Der Vertrieb der Piccor AG soll den Anlegern versprochen haben, dass ein «computergesteuerter Handel mit Dax-Futures Renditen von bis zu 30 Prozent im Jahr» erzielt werden könne. Die Millionen von Gelder seien jedoch von Konten der Piccor AG bei der Berliner Volksbank zu Firmen, in Fonds, durch Kreditverbriefungen und in Darlehen gewandert.

Gelder durch Zuger Unternehmen geschleust

Das Geld soll nie den Einflussbereich der mutmasslichen Bande verlassen haben. Durch die Swiss Finance Group AG in Zug seien rund 74 Millionen Euro geschleust worden, welche Ermittler dem Berliner Treuhänder Thomas E. zurechnen. Die Beteiligten sollen rund 40 Millionen Euro am Geldkreislauf verdient haben, indem sie Provisionen und Gebühren abrechneten. Die Staatsanwaltschaft schätze den vorläufigen Schaden auf 87 Millionen Euro.

Im Zentrum der Affäre steht die schweizerische Piccor AG, mit der Anleger ihre Verträge schlossen. Vieles deute darauf hin, dass es sich um eine Briefkastenfirma handle.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 26.02.2019, 20:29 Uhr

    Denk ich an den Kanton Zug in der Nacht, werd ich um den Schlaf gebracht. Piccor ist wohl nur der Pic d’Or, die Spitze des güldenen Eisbergs. Etwas speziell finde ich, dass ein kantonaler Häuptling den Trick mit dem vordatierten Kaufvertrag nachahmen muss.

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