Dokumentationszentrum wird Ende 2020 aufgelöst

Doku-Zug wird von der Bibliothek übernommen

Daniel Brunner vor dem von ihm gegründeten Dokumentationszentrum doku-zug.ch an der St. Oswalds-Gasse 16 in Zug.

(Bild: mbe.)

Neue Heimat für die Dokumente und Dienstleistungen von Doku-Zug: Die Sammlung wird in die Bibliothek Zug integriert. Ende 2020 soll es so weit sein. Doku-Zug-Gründer Daniel Brunner wird deswegen (noch) nicht nostalgisch.

Vor über 25 Jahren gründete Daniel Brunner, Zugs Linker mit publizistischer Leidenschaft, doku-zug.ch. Dank seinem Millionenerbe aus dem Verkauf von Landis+Gyr hat er das öffentliche Archiv jahrelang aus seiner Privatschatulle finanziert. Jährlich über eine Million Franken (zentralplus berichtete).

Doch war er dies mit der Zeit leid. Deswegen gründete er 2017 die Stiftung Doku-Zug. Der Plan: Brunner steuert weiterhin jährlich 200’000 Franken bei. Der Rest, gut eine Million Franken, sollte je hälftig von privaten und öffentlichen Gönnern übernommen werden. «Dies wäre unser Traumszenario gewesen», sagt Brunner. «Fakt ist aber, dass wir nicht genügend finanzielle und politische Unterstützung mobilisieren konnten, um Doku-Zug selbständig eine Zukunft zu garantieren», sagt Brunner.

Einen Plan B in der Hinterhand

Das Fundraising gestaltete sich harzig. Von der öffentlichen Hand floss nicht viel Geld. Ein Grund dafür: Der rigide Sparkurs der Zuger Regierung. Rolf Schweiger, Präsident der Stiftung Doku-Zug dazu: «Der Regierungsrat hat uns mitgeteilt, dass er bis 2020 keine Mitbeteiligung an doku-zug.ch sieht.» Nach 2020 könne man wieder auf die Zuger Regierung zukommen.

Als Resultat davon entwickelten Brunner und Co. einen Plan B. Bereits im Juni 2018 berichtete Schweiger davon, dass man eine Zusammenarbeit mit der Bibliothek Zug prüfe. «Vielleicht wäre eine Art gemeinsames Kulturzentrum realisierbar.»

Experte sagt, was relevant ist

Nun ist die Kooperation zwischen Doku-Zug und Bibliothek Tatsache geworden: Die Integration der, wie es heisst, für die Region Zug relevanten Sammlungsteile von Doku-Zug in die Bibliothek Zug steht an. Daniel Brunner tritt auch die Namensrechte von Doku-Zug ab. Was relevant ist, beurteilt unter anderem ein externer Experte, wie Brunner sagt.

Die Bibliothek führt die Themendossiers und Publikationen von Doku-Zug mit der bestehenden Tugiensia-Sammlung der Bibliothek zusammen. Die analogen und digitalen Suchwerkzeuge und das Dienstleistungsangebot von Doku-Zug werden in die Organisationsstrukturen der Bibliothek Zug integriert. Darauf hätten sich die beiden Projektpartner Doku-Zug und Stadt Zug geeinigt, teilt die Stadt am Montag mit.

Dadurch bleibt der weitere Betrieb des Dokumentationszentrums Doku-Zug gesichert und die Bibliothek Zug kann ihr Angebot erweitern. Zusammen mit dem Stadtarchiv Zug entsteht so an der St.-Oswalds-Gasse ein Zentrum für Archiv-, Bibliotheks- und Dokumentationsdienstleistungen. Damit signalisiere die Stadt, dass sie den hohen Wert der Institution anerkenne und gewillt sei, zu einer zukunftsfähigen Lösung beizutragen, heisst es in der Mitteilung.

Projektstart ab Sommer 2019

Bis Ende 2020 soll das Zusammenführen der beiden Sammlungen inklusive der damit verbundenen Dienstleistungen abgeschlossen sein. Das Projekt ist laut der Stadt Zug anspruchsvoll. Es gehe nicht nur um die Selektion und Integration der Sammlung von Doku-Zug in die Bibliothek, sondern auch um das Anpassen der Arbeitsprozesse und die Schulung der Mitarbeiter. Mit der Projektleitung beauftragt wurde Docuteam, der grösste und erfahrenste Archivdienstleister der Schweiz. Die Vorarbeiten für den Projektstart ab Sommer 2019 haben bereits begonnen.

Das Zusammenführen der beiden Sammlungen geschieht im Rahmen der bestehenden Leistungsvereinbarung mit dem Kanton. Zurzeit offen ist, ob der Kanton Zug seinen Beitrag an die Bibliothek Zug für die Zuger Sammlung ab 2020 allenfalls anpassen wird, zumal die Tugiensia-Sammlung mit der Integration des Doku-Zug-Bestands ab den 1990er-Jahren eine markante Aufwertung erfährt. Die neu entstehende Sammlung wird der Bevölkerung weiterhin kostenlos zur Verfügung stehen.

Keine Wehmut bei Gründer Brunner

Nach dem Abschluss des Projekts, spätestens Ende 2020, wird Doku-Zug in seiner heutigen Form aufgelöst. Die Stiftung Doku-Zug will sich jedoch weiterhin – etwa durch die Finanzierung spezifischer Projekte – für die Zuger Dokumentation einsetzen, auch wenn diese in die Bibliothek integriert ist. Die Mitarbeitenden von Doku-Zug würden bei ihrer beruflichen Entwicklung und der Suche nach einer neuen Stelle vom Leitungsteam und der Stiftung Doku-Zug unterstützt.

Total elf Mitarbeitende zählt Doku-Zug momentan. Jedoch müsse nicht für alle eine Anschlusslösung gefunden werden, so Sara Marty, Geschäftsführerin von Doku-Zug. Einige von ihnen hätten ihre berufliche Zukunft bereits regeln können. Dies, obwohl der definitive Entscheid einer Kooperation mit der Bibliothek Zug erst im vergangenen Dezember gefallen sei.

Daniel Brunner schaut, Stand heute, nicht mit Wehmut auf sein Herzensprojekt zurück, das es in dieser Form nicht mehr lange geben wird. «Es gibt keinen Grund, nostalgisch zu werden. Ich habe dieses Archiv nicht für mich, sondern für die Öffentlichkeit gegründet.» Er habe immer noch Freude an diesem Projekt. Bereits mit der Stiftungsgründung, bei welcher er als Vize-Präsident amtet, habe er sich auf eine Übergabe in andere Hände vorbereitet. Trotzdem gibt er zu: «Es ist immer schwierig, etwas aus der Hand zu geben.»

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