Schweizer Unikat: Kultgrube im Äbnetwald entdeckt

Archäologen finden Mammutzahn in Cham

Der mindestens 30'000 Jahre alte Mammutbackenzahn misst 20 Zentimeter.

(Bild: Res Eichenberger)

In der letzten Eiszeit hat ein Mammut die heutige Gemeinde Cham durchstreift. Das zeigen archäologische Funde im Äbnetwald, wo im Rahmen des Kiesabbaus ein Backenzahn gefunden wurde – und einiges mehr.

Bei archäologischen Ausgrabungen anlässlich des Kiesabbaus im Chamer Äbnetwald stiess die Zuger Archäologie auf eine geheimnisvolle Grube aus der Bronzezeit. Die entdeckten Gegenstände wurden ziemlich sicher in einem kultischen Kontext verwendet, wie die Zuger Direktion des Innern am Montag mitteilt. Zudem wurde ein 20 Zentimeter grosser Mammutbackenzahn aus der letzten Eiszeit gefunden.

Bereits in den vergangenen Jahren wurden umfangreiche Funde aus sechs Jahrtausenden gesichert. Nun legten die Fachleute eine bronzezeitliche Grube frei. Alleine schon ihre Grösse von fünf Metern Länge und dreieinhalb Metern Breite zeige, dass es sich um einen besonderen Befund handle. Ein treppenartiger Abgang aus Geröllsteinen führte vom Rand der Grube zur eineinhalb Meter tiefer gelegenen Sohle. Die Grube war gemäss den Archäologen zumindest eine Zeit lang mit Wasser gefüllt. In dieses künstlich geschaffene Wasserbecken wurden später Objekte deponiert, die auf eine rituelle Verwendung hinweisen.

Menhirstatue und Mondhorn

Zu den gefundenen Gegenständen gehört zum Beispiel eine rund 40 Zentimeter grosse Steinstele in stilisierter Menschengestalt aus Sandstein. Die Gravur im unteren Bereich der Statue zeigt gemäss den Verantwortlichen, dass es sich offensichtlich nicht um ein Natur- oder Zufallsprodukt handelt.

«Der Fund aus dem Äbnetwald dürfte schweizweit ein Unikat sein.»

Gishan F. Schaeren, Archäologe

Prähistorische Menhirstatuen kommen besonders im mediterranen und alpinen Raum oft vor. «In der Schweiz sind solche Objekte jedoch sehr selten; der Fund aus dem Äbnetwald dürfte schweizweit ein Unikat sein», wird Gishan F. Schaeren, Leiter der Abteilung Ur- und frühgeschichtliche Archäologie, in der Mitteilung zitiert.

Die Funde: Links der «Rillenstein», Mitte hinten die Steinstele, Mitte vorne das «Mondhorn», rechts eines der Keramikgefässe.

Die Funde: Links der «Rillenstein», Mitte hinten die Steinstele, Mitte vorne das «Mondhorn», rechts eines der Keramikgefässe.

(Bild: Res Eichenberger)

Beim «Mondhorn» handelt es sich um ein halbmondförmiges Objekt aus gebranntem Ton, das mit einfachen Ornamenten verziert ist – und zerbrochen war. Die regelmässige Art der Bruchstücke lasse vermuten, dass das Objekt absichtlich zerschlagen und in der Grube verteilt worden war. Beim «Rillenstein» handelt es sich um ein rundes Objekt, das auf zwei Seiten abgeflacht ist und in der Mitte eine künstlich angebrachte Rille aufweist.

In der gleichen Schicht wurden die Reste von vier verzierten, feinen Keramikgefässen entdeckt, wobei sich die Scherben zu fast vollständigen Gefässen zusammensetzen liessen. Anhand von Form und Verzierung lassen sich die Keramikgefässe in die ausgehende Spätbronzezeit, um 900 bis 800 vor Christus, datieren. «Mit der neusten Entdeckung konnte ein weiteres spannendes Puzzleteil der bedeutenden bronzezeitlichen Fundstelle ausgegraben und für die Nachwelt dokumentiert werden», sagt Gishan F. Schaeren. Die archäologischen Grabungen führen gemäss Mitteilung nicht zu Verzögerungen beim Kiesabbau.

Backenzahn eines Mammuts

Keinen direkten Zusammenhang mit der bronzezeitlichen Kultgrube hat der Backenzahn eines Mammuts. Er wurde während des Kiesabbaus in rund 20 Metern Tiefe im eiszeitlichen Kiesschotter entdeckt. Der Zahn misst rund 20 Zentimeter und ist gemäss Radiokohlenstoffdatierung mindestens 30’000 Jahre alt. Er gehörte zu einem erwachsenen Tier, das vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit die Tundra in der heutigen Gemeinde Cham durchstreifte.

Nach Abtrag der Grubenverfüllung zeigte sich zum Schluss ein treppenartiger Abgang aus grossen Geröllsteinen.

Nach Abtrag der Grubenverfüllung zeigte sich zum Schluss ein treppenartiger Abgang aus grossen Geröllsteinen.

(Bild: zvg)

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