Familienfehde soll eine Milliarde gekostet haben

Schindler leitet Schiedsverfahren gegen südkoreanische Regierung ein

Bei Schindler übernimmt schon bald die nächste Generation das Zepter. (Bild: zvg)

Der Streit um Millionenverluste in Südkorea geht für den Luzerner Lifthersteller Schindler weiter. Nun hat das Unternehmen mit Sitz in Ebikon ein Schiedsverfahren gegen die südkoreanische Regierung eingeleitet. Ein Ende ist damit jedoch nicht in Sicht.

Der Luzerner Liftbauer Schindler macht ernst. Er initiiert ein Schiedsverfahren gegen die Regierung Südkoreas, wie die «Handelszeitung» berichtet. Hintergrund ist die Beteiligung am koreanischen Lifthersteller Hyundai Elevator. Die Luzerner sind der zweitgrösste Aktionär von Hyundai Elevator. Laut Jahresbericht besitzen sie gut 17 Prozent der Aktien, deren Wert sich auf 211 Millionen Franken beläuft. Schindler kaufte sich 2006 bei den Südkoreanern ein, hielt zwischenzeitlich gar mal 35 Prozent der Aktien.

Schindler macht geltend, die wiederholten Kapitalerhöhungen bei Hyundai hätten zu einem Verlust in dreistelliger Millionenhöhe geführt. Aus diesem Grund fordern die Luzerner umgerechnet bis zu 300 Millionen Franken Schadenersatz, wie das Unternehmen gegenüber der «Handelszeitung» bestätigte. Schindler habe die koreanische Regierung am 11. Oktober über das Schiedsverfahren informiert.

Zwischen 2013 und 2015 habe das Management von Hyundai Elevator gegen den Willen von Schindler mehrere Kapitalerhöhungen durchgedrückt. Der Aktienkurs sank. Schindler gab insgesamt dreimal eine Gewinnwarnung heraus.

Schindler argumentiert, das Hyundai-Management habe nicht im besten Interesse der Aktionäre gehandelt. Die zahlreichen Kapitalerhöhungen seien unnötig fürs Kerngeschäft gewesen. Sie hätten der Hyundai-Chefin Hyun Jeong Eun nur dazu gedient, die Oberhand in einer Familienfehde zu behalten. Schindler spricht von einer Milliarde Franken, die der Familienstreit gekostet haben soll.

Die Luzerner spannten unter anderem den Schweizer Botschafter in Korea ein und initiierten diverse Klagen. Jedoch blitzten sie bislang vor allen Gerichten ab. Das nun eingeleitete Schiedsverfahren folge auf eine entsprechende Absichtserklärung, die vom Juli datiert. Dabei geht es um die Untätigkeit der Finanzaufsicht. Die Behörde hätte keine Massnahmen ergriffen, um die Minderheitsaktionäre zu schützen. Schindler habe sechs Beschwerden bei der Finanzaufsicht eingereicht. Zu einer Untersuchung kam es nie.

Das Schiedsverfahren wird als Hinweis gedeutet, dass Schindler nach Ablauf der Schiedsfrist eine vollwertige Investor-Staatsklage einleiten wird. Ein ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof von Hongkong dient als Vermittler für Schindlers Seite.

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