Thomas Hürlimanns neuer Roman: «Heimkehr»

Zuger Schriftsteller verarbeitet in seinem Roman sein «Lazarus-Erlebnis»

Nach einem Dutzend Jahren ist es so weit: Der neue Roman «Heimkehr» des Zuger Schriftstellers Thomas Hürlimann ist erschienen.

(Bild: Jürgen Bauer)

Das lange Warten hat ein Ende. Es ist die Rückkehr des Zuger Schriftstellers Thomas Hürlimann. Und eine «Heimkehr» zugleich. Nach einem Dutzend Jahre erscheint in den Buchhandlungen nun sein neuster Roman. Es ist die Verarbeitung seines eigenen «Lazarus-Erlebnis». Denn der 67-Jährige sei aus dem Tod zurückgeholt worden.

Man verfrachtete ihn von einer Intensivstation auf die nächste. Dem Tode sei er nur um eine Haaresbreite entronnen. Prostatakrebs und schwere Herzprobleme machten Thomas Hürlimann, dem Zuger Schriftsteller, in den vergangenen Jahren schwer zu schaffen.

Es sei ein «Lazarus-Erlebnis», wie Hürlimann gegenüber dem «Tagesanzeiger» sagte.  So, wie die Gestalt im Neuen Testament, sei auch er aus dem Tod zurückgeholt worden.

Vater-Sohn-Beziehung

Im Zentrum des neuen Romans steht eine Vater-Sohn-Beziehung. Die Protagonisten sind Heinrich Übel Senior und Heinrich Übel Junior. Das Verhältnis zwischen den beiden sei nicht heiter. Der Senior ist Fabrikbesitzer, der Junior arbeitet in derselben Firma in der Reklameabteilung, wie «blick» zusammenfasst. Vater und Sohn trennen sich, nachdem der Vater ihn beschimpfte. 18 Jahre nach dieser Trennung fährt der Junior ins fiktive Fräcktal, wo sich die Firma des Vaters befindet. Kurz vor dem Ziel verunfallt er. Später wacht er in Sizilien auf.

Der Autounfall ist nicht vom Himmel gegriffen: 1998 erlitt Hürlimann selbst einen Autounfall. Bei einem folgenden Aufenthalt in Sizilien hielt man ihn für einen gefährlichen Mann, da sein Gesicht durch eine auffällige Narbe an der Stirn durch den Unfall entstellt gewesen sei.

Über den Roman – den er Seite für Seite wieder umgeschrieben hat

Zwölf Jahre dauerte es, bis das neue Werk Hürlimanns, das autobiografische Werk, erschienen ist. Die lange Wartezeit sei seiner Krankheit zu verschulden – mehr jedoch noch dem «Lazarus-Erlebnis». Den Roman habe Hürlimann beinahe fertig geschrieben, nur zwei Kapitel fehlten. 2013 erhielt er – Hürlimann war inmitten seiner Schreibarbeiten vertieft – die Nachricht, dass er sich dringend bei seinem Arzt melden müsse. Die Nummer des Spezialisten notierte er in seinem Manuskript, wie er gegenüber dem «Tagesanzeiger» sagte.

Versuche, den Roman nach seiner Krebsdiagnose fertig zu schreiben, scheiterten. «Ich kann nicht ein Buch, an das ich nicht mehr glaube, rausgeben», sagte Hürlimann. So verfasste er eine zweite Fassungen des Romans.

In der ersten Fassung sei es eine Abenteuergeschichte gewesen, «etwas brav», im Rahmen eines gepflegten Realismus. Hürlimann schrieb darauf den gesamten Roman nochmals um. Seite für Seite, um eine metaphysische Ebene miteinzuziehen. So drängen sich Fragen in den Kopf des Protagonisten Heinrich Übel. Hat er den Autounfall wirklich überlebt oder befindet er sich schlichtweg in einer anderen Welt?

Und genau diese Gedanken habe auch Thomas Hürlimann selbst gehabt, als er aus dem Spital entlassen wurde …

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