Luzerner Traditionsunternehmen vor dem Aus

Die Rottal-Metzg schliesst die Türen

Ein weiteres Traditionsunternehmen muss schliessen: Die Rottal-Metzg in Ruswil.

(Bild: Screenshot GoogleMaps)

Das Luzerner Traditionsunternehmen «Rottal-Metzg» schliesst Ende Monat für immer. Trotz langem Kampf und vielen guten Ideen sah der Inhaber keine andere Möglichkeit mehr, als die Türen zu schliessen. Immerhin: Für die 23 Mitarbeiter gibt es eine Nachfolgelösung.

Das Szenario hatte sich irgendwie abgezeichnet: «Mehrmals wurde ich persönlich angefragt, ob es richtig ist, dass die Rottal-Metzg AG Konkurs angemeldet hätte. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob gewisse Leute zwischen Menznau und Rüediswil unterscheiden können», wendet sich Inhaber Fabian Zihlmann im Rottaler-Anzeiger an die Öffentlichkeit.

Seit 2008 hatte die Rottal-Metzg AG im Schnitt jedes Jahr zwischen 500’000 bis 700’000 Franken an Umsatz verloren. Beispielsweise wurden die Autobahnraststätten «Mövenpick» an die Bell AG verkauft. Da war von Anfang an klar, dass die Rottal-Metzg AG diesen langjährigen Kunden verlieren wird, so Zihlmann. Dies bedeutete in etwa der gleiche Umsatz wie rund 10 sehr gut laufende Gastrobetriebe.

«Diese Umsätze bei mehr oder weniger gleichbleibender Kostenstruktur zu kompensieren, war fast nicht möglich.» Nach dem Konkurs der Metzgerei Lustenberger in Menznau vor rund zwei Jahren sei es ein Ziel gewesen, das Produktionsgebäude in Menznau käuflich zu erwerben.

«Leider erwies sich der Finanzplatz Schweiz und deren Akteure nicht wirklich als KMU-freundlich. Alle nur erdenklichen Versuche schlugen fehl, das Gebäude zu einem vernünftigen Preis erwerben zu können, moniert Zihlmann. Interessierte Geldgeber hätten, nach detaillierter Betrachtung, eigentlich mehr Interesse am Standort Rüediswil bekundet.

Grosse Verluste eingefahren

«In der Zwischenzeit haben die sinkenden Umsätze dazu geführt, dass das Ergebnis insgesamt negativ war. Seit ein paar Monaten beliefen sich die Verluste je Monat auf rund 100’000 Franken. Irgendwann sind auch bei einer guten Unternehmung alle Reserven aufgebraucht», erklärte Zihlmann dem Rottal-Anzeiger.

Dies führte dazu, dass über mehrere Monate verschiedene Interessenten im Markt angefragt und auch geprüft wurden. Auf Grund dessen, dass überall Überkapazitäten vorhanden sind, hätten diese Sondierungsgespräche indes nicht viel Anklang gefunden.

«Eine Option war immer, die Geschäftstätigkeit umgehend einzustellen. Dies hätte aber bedeutet, rund 45 Personen von heute auf morgen entlassen zu müssen», sagt Zihlmann. Das hätte ganz viele Einzelschicksale bedeutet. «Diese Verantwortung wollte und konnte ich so nicht übernehmen».

Viele Konzeptvarianten wurden durchgespielt und mögliche Partner kontaktiert. Kundenumsätze hätten am liebsten alle übernommen, aber gleichzeitig noch Zugeständnisse für etwaige Übernahmen von Mitarbeitern waren nur schwer zu erreichen. Dies sei völlig unabhängig von irgendwelchen finanziellen Aspekten gewesen. 

Als dann die Firma Top Akkord H. Heinen AG sich recht spontan zur Übernahme von rund 23 Mitarbeitern bereit erklärte, waren plötzlich mögliche Ausstiegszenarien in Sichtweite. Viele Gespräche und weitere Abklärungen führten dann dazu, dass sich schlussendlich mit der O. Braunwalder AG ein guter Partner für eine Übernahme entschlossen hat.

Wie geht es weiter?

Am Mai 2018 wird das letzte Mal in Rüediswil geschlachtet. Die Produktion wird in den darauf folgenden Tagen bis zum 31. Mai sukzessive nach Wohlen überführt. In Rüediswil bleibt vorerst das ganze Verkaufsteam operativ tätig. In den Monaten Juni und Juli werden in Wohlen entsprechende Arbeitsplätze eingerichtet, dass auch diese Mitarbeiter umziehen können.

Ab dem 1. Juni 2018 werden die bestehenden Kunden ab Standort Wohlen beliefert. Während einer gewissen Übergangszeit werden bestehende Liefertouren vorerst beibehalten, sodass die Kunden den gewohnten Service in Anspruch nehmen können. Das Geschäftsgebäude in Rüediswil wird ab Juni / Juli nicht mehr operativ eingesetzt.

Es laufen bereits Gespräche für eine kurz- und mittelfristige Umnutzung. Allfällige weitere Interessenten sind jederzeit eingeladen, ihre Bedürfnisse kund zu tun. Entgegen vieler Gerüchte wird die Rottal-Metzg AG nicht Konkurs gehen. Die Lieferantenforderungen sind soweit gesichert.

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