Nicht nur ökologisches WC-Papier im Einsatz

Der Luzerner Stadtrat hat die Büromaterialien überprüft

Nicht nur das Toilettenpapier der Stadt Luzern ist weitgehend ökologisch. Der Stadtrat kommt zum Schluss, dass dies auch beim Büromaterial der Fall ist.

(Bild: bic)

Ein Postulat der Grünen fordert, dass die Stadt künftig nur noch Papier eines bestimmten Labels verwendet. Doch es gibt auch Tücken bei der Verwendung von solchem Papier – insbesondere bei der Aufbewahrung. Glück für den Stadtrat: Da sich das Stadtarchiv kulant zeigt, steht einer breiten Nutzung kaum noch etwas im Weg.

Im November reichten die Grosstadträte Marco Müller und Korintha Bärtsch ein Postulat ein, das den Stadtrat verpflichtet zu überprüfen, ob bei der Beschaffung von Papier aller Art in Zukunft das Label «Blauer Engel» berücksichtigt werden könne. Die Mitarbeiter der Stadt sollen laut den Postulanten sowohl im Büro als auch auf der Toilette entsprechendes Papier benutzen.

Die Regierung hat sich nach eingehenden Prüfung diverser Ökolabels nun zu einer Antwort auf den Vorstoss durchgerungen. Da einige Stellen in der stadträtlichen Antwort allenfalls für etwas Verwirrung sorgen können, werden die wichtigsten und für die Bürger einschneidensten Punkte in aller Kürze dargelegt.

Ökologische Stimmunterlagen

Wichtig ist dem Stadtrat zu betonen, dass die Stadt bei der Beschaffung von Materialien der Produktgruppe «Papier» bereits heute sehr bewusst vorgeht, so die Anwort der Regierung. «Im Leitbild für das Beschaffungswesen bekennt sich die Stadt Luzern zu einer einheitlichen und nachhaltigen Beschaffungspolitik», so die Exekutive lapidar. Für den Bürger wichtig zu wissen: In den Büros wird heute bereits mehrheitlich mit umweltverträglichem Papier gearbeitet.

Oder einfacher ausgedrückt: «Bei Drucksachen, welche über den Einkauf der Finanzverwaltung bestellt werden, wird wenn immer möglich darauf geachtet, dass Papier mit dem ‹Blauen Engel› oder einem gleichwertigen Zertifikat verwendet und klimaneutral gedruckt wird», so der Stadtrat. So würden zum Beispiel die Dokumente Gesamtplanung, Voranschlag und Geschäftsbericht auf Offsetpapier mit dem FSC-Label hergestellt und klimaneutral gedruckt.

«Nur Papiere mit einer Faserstoffzusammensetzung nach DIN ISO 9706 sind oxidationsbeständig, haben günstige Festigkeitseigenschaften und verhindern schädigende Säurebildung und das Verbleichen des Papiers.»

Stadtrat Luzern

Zudem würden Kuverts aus hundert Prozent Recyclingpapier verwendet und Drucksachen wie die Abstimmungsbroschüren und die Personalzeitung «bostitch» auf Papier mit dem Label «Blauer Engel» gedruckt. Das Druck- und Kopierpapier sei weiter mit dem europäischen Ecolabel gekennzeichnet. Die Luzerner können beim Ausfüllen der Stimmzettel also für die Natur etwas gutes tun.

Archivierung problematisch

Doch die Nutzung von umweltfreundlichem Papier ist nicht ohne Nebeneffekte realisierbar, wie der die Regierung darlegt. Denn gerade für die Archivierung muss das Papier ein paar wichtige Qualitätskriterien erfüllen. Und wie überall gibt es auch im Bereich der Papierverwendung und -Lagerung so genannte Experten und Lehrmeinungen.

Dazu der Stadtrat: «Nach archivfachlicher Lehrmeinung ist der Einsatz von Recyclingpapier mit dem Label «Blauer Engel» für Unterlagen, die potenziell dauernd aufbewahrungswürdig sind, abzulehnen. Nur Papiere mit einer Faserstoffzusammensetzung nach DIN ISO 9706 sind oxidationsbeständig, haben günstige Festigkeitseigenschaften und verhindern schädigende Säurebildung und das Verbleichen des Papiers», schreibt der Stadtrat kurz und klar.

«Das Stadtarchiv akzeptiert in archivarischer Hinsicht auch Papier nach DIN 6738, LDK 24-85, mit dem Label ‹Blauer Engel›».

Stadtrat Luzern

Zum Glück für den Stadtrat zeigt sich das Stadtarchiv trotz der Bedenken mittlerweile aber kulant, was die Verwendung von Papier von «Blauer Engel» betrifft. Da nicht alle Papiere dauerhaft aufbewahrt werden müssten verzichte das Stadtarchiv darauf, auf Papier der DIN-ISO-9706-Norm zu beharren. «Das Stadtarchiv akzeptiert in archivarischer Hinsicht auch Papier nach DIN 6738, LDK 24-85, mit dem Label Blauer Engel.»

Trotz des Entgegenkommens des Stadtarchivs sind aber längst nicht alle Bedenken aus dem Weg geräumt. Denn für die Lagerung der Dokumente braucht es Kisten aus Karton. Doch auch hier hat die Stadt eine Lösung gefunden.

Das Problem präsentiert sich folgendermassen: «Für die Archivierung spielt die schonende Behandlung und Lagerung für die Lebensdauer der Papiere eine entscheidende Rolle. Insbesondere auch, wenn auf den Einsatz von Papier nach der DIN ISO 9706 verzichtet wird und die Provenienz Dritter Papiere ins Schriftgut der Stadt gelangen, die auch nicht der DIN 6738, LDK 24-85 genügen», schreibt die Exekutive. Irgendwie logisch.

Zwar ist das Blauer Engel-Papier für die Verpackung nicht geeignet, doch das Stadtarchiv hat mit seinem Lieferanten einen zuverlässigen Partner: «Der aktuelle Lieferant bestätigt, dass er nur nachhaltig produzierte Kartons und Pappen verwendet. Er überzeugt durch sein ökologisches und soziales Engagement», gibt sich der Stadtrat zufrieden.

Beim WC-Papier geht’s vorwärts

Was die Verwendung von so genanntem «Hygienepapier» betrifft, sei der Wunsch der Postulanten bereits weitestgehend erfüllt. So sollen bis Ende Juni in allen Schulhäusern und Verwaltungsgebäuden umweltfreundliches WC-Papier und Handtücher im Einsatz stehen.

Und nicht nur das: «In den Schulanlagen erfolgte der Wechsel bei den Handtüchern bereits 2016, und auch Toilettenpapier für die öffentlichen WC-Anlagen trägt das Label ‹Blauer Engel›, so der Stadtrat.

Es besteht kaum Handlungsbedarf

Ausgehend von seiner umfassenden Analyse zieht der Stadtrat das Fazit, dass kaum Handlungsbedarf besteht: «Die Ausführungen zeigen, dass die Stadt Luzern auf die Erfüllung der ökologischen Kriterien in der Beschaffung von Papier einen grossen Wert legt und dass das Beschaffungsleitbild weitgehend umgesetzt wird.» Folglich seien die Forderungen der Postulanten weitgehend erfüllt.

Darüber, ob die Stadt in Zukunft auch gewillt ist weniger Papier zu verbrauchen schweigt sich die Antwort des Stadtrates jedoch aus.

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