Hochwasserschutz verdrängt Landwirte

Ebikon: Nach 100 Jahren muss Bauernfamilie den Hof räumen

Bei Gisikon wird die Reuss zu beiden Ufern von Siedlungen begrenzt. Vor und nach diesem Abschnitt soll die Reuss mehr Platz erhalten. (Bild: mag)

Weil die Reuss im Rontal renaturiert wird, verlieren Bauernbetriebe ihr Land. Der Kanton offeriert Ersatz – doch das geht zuweilen auf Kosten bestehender Betriebe. Betroffen ist die Familie Birrer, die den Althof bereits seit 100 Jahren bewirtschaftet und Luzern nun verlassen muss.

Für 176 Millionen Franken will der Kanton Luzern den Hochwasserschutz entlang der Reuss verbessern (zentralplus berichtete). Das gefährdet die Zukunft mehrerer Bauernbetriebe, die im äussersten Fall ihr Land verlieren würden durch die Renaturierung. Der Kanton will ihnen deshalb kantonseigenes Land als Ersatz anbieten.

Bevor die schwierigen Verhandlungen überhaupt begonnen haben, zeigt sich nun allerdings, dass auch das Ersatzland seine Tücken hat, schreibt die «Luzerner Zeitung». In einem Fall handelt es sich nämlich um ein Grundstück, auf dem seit einem Jahrhundert bereits ein Bauernbetrieb existiert.

Familie zieht in den Kanton Solothurn

Die Familie Birrer pachtet den Althof in Ebikon vom Kanton seit fünf Generationen. Weil der Kanton das Land nun als Kompensation für die anderen Bauern im Rontal braucht, hat er die Pacht auf Ende März gekündigt.

Von diesem Plan haben die Birrers erstmals vor rund acht Jahren vernommen, erklärt Familienvater Franz Birrer gegenüber der «Luzerner Zeitung». Erfahren habe er das jedoch nicht vom Kanton selbst, sondern per Zufall von einem Geschäftspartner. Offiziell gekündigt wurde die Pacht auf Ende März 2014, mit einer Pachterstreckung konnte die Familie den Vertrag um vier Jahre verlängern.

Im Naturpark Thal in Solothurn hat die Familie einen neuen Betrieb gefunden, den sie während der letzten paar Jahre aufbauen konnte. Da sie dort keine Milchwirtschaft betreibt sondern Fleisch produziert, versteigert sie am kommenden Samstag alle Kühe und Maschinen.

Nicht genug Ersatzland verfügbar

Wie es mit dem Land und dem Althof weiter geht, ist laut dem Kanton noch nicht bekannt. Derzeit finden Gespräche innerhalb der land- und forstwirtschaftlichen Begleitplanung statt. Der Hof wird nicht mehr als Landwirtschaftsbetrieb genutzt, bis eine Entscheidung im Rahmen des geplanten Realersatzes gefallen ist.

In der Zwischenzeit werde die Liegenschaft temporär genutzt. Nebst dem Althof hat der Kanton Luzern übrigens auch den Seehof in Ebikon als Realersatz reserviert, dort hat der Pächter bereits 2006 gekündet. Laut Urs Zehnder hat der dortige Pächter 2006 von sich aus gekündigt, wodurch das Grundstück kurzfristig verfügbar ist.

Doch die beiden Betriebe reichen laut den Recherchen der «Luzerner Zeitung» nicht aus. Berits seit dem Jahr 2015 führt die Dienstelle Immobilien bereits Verhandlungen mit potenziellen Verkäufern von Landwirtschafts- und Waldgrundstücken.

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