Leserbrief zum Zuger Kantonsrat

Der Boom-Kanton und die Zersiedelung

Warum scheiterte das Planungs- und Baugesetz im Kantonsrat? Hat der Zuger Kantonsrat mit der Ablehnung des Planungs-und Baugesetzes am 25. Januar 2018 tatsächlich einen ausgewogenen Kompromiss leichtfertig verworfen? Das fragt sich eine Leserin zur jüngsten Debatte im Parlament.

Die Alternativen die Grünen (ALG) sind der Auffassung, dass ein Kompromiss nur solange ein Kompromiss ist, als dass er auch zumindest minimal wirkungsvoll und nicht schon im Voraus toter Buchstabe ist. Der abgelehnte Gesetzesentwurf war aus Sicht der ALG nun aber ein derart schlechter Kompromiss ohne Wirkungspotential, dass er aus guten Gründen verworfen wurde.

Vor vier Jahren sagte das Schweizer Stimmvolk mit grossem Mehr Ja zum Raumplanungsgesetz des Bundes; im Kanton Zug erhielt das Gesetz 71 Prozent Zustimmung. Dies geschah mit dem Wissen und Willen, Verdichtung anzustreben und einen Teil des planerischen Mehrwerts zu Gunsten der öffentlichen Hand abzuschöpfen.

Mit der Teilrevision des kantonalen Planungs- und Baugesetzes sollten diese Vorgaben des Bundesrechts auch im Kanton Zug umgesetzt werden. Gerade im Boom-Kanton Zug muss die Zersiedelung gebremst und die Siedlungsentwicklung nach innen gefördert werden.

Massnahmen zur Verdichtung wurden total verwässert

Die Folgen von Ein- und Umzonungen sind hinlänglich bekannt: Mehr Wohnraum, mehr Leute, mehr Wachstum, mehr Umweltbelastung. usw. Die daraus entstehenden Kosten müssen Kanton und Gemeinden – das heisst: wir alle – übernehmen. Deshalb soll zukünftig ein Teil des massiven Mehrwerts, der bei Ein- und Umzonungen entsteht, der öffentlichen Hand zugewiesen werden.

Die ALG hat sich gegen die Revision des Planungs- und Baugesetzes ausgesprochen, weil die Massnahmen zur Verdichtung komplett verwässert und die Mehrwertabschöpfung zu einem Feigenblättchen degradiert wurden.

Fachlich fundierte Anträge und sogar Kompromissanträge aus den Gemeinden, die eine praxistaugliche Mehrwertabschöpfung ermöglicht hätten, wurden in der zweiten Lesung unter anderem von jenen abgelehnt, die nun vom vergebenen Kompromiss reden. Die ALG setzt sich für ein Planungs- und Baugesetz ein, das in der Praxis Wirkung zeigt und dem Volkswillen gerecht wird.

Mariann Hess, Kantonsrätin ALG

Der Boom-Kanton und die Zersiedelung
Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon