Start der Testplanung für Luzerner Theaterneubau

Erweiterung oder Abriss? Stadtrat nimmt Theaterzukunft in Angriff

Das Ensemble des Luzerner Theaters auf dem Theaterplatz.

(Bild: zvg)

Nach dem Ende der Salle Modulable kommt wieder Bewegung in die Luzerner Theaterzukunft: Die Stadt will nicht mehr länger auf den Kanton warten und hat eine Testplanung gestartet. Damit will sie herausfinden, wie ein Neubau am jetzigen Standort aussehen könnte. Drei Teams aus Architekten arbeiten nun ihre Ideen aus, im Herbst 2018 wird’s spannend.

Wie gross dürfte ein Theaterneubau am jetzigen Standort auf dem Theaterplatz sein? Wie würde er sich in die Umgebung einfügen? Oder wäre doch eine Erweiterung des bestehenden Gebäudes sinnvoller? Zu diesen Fragen sucht der Stadtrat Antworten. Dafür hat er jetzt eine Testplanung gestartet, in der drei Architektenteams ihre Ideen einbringen.

Es bestehe nicht nur ein hohes kulturpolitisches Interesse, «der Standort hat eine bedeutende städtebauliche Stellung, die es zur Entwicklung des Gebiets an der Reuss zu klären gilt», heisst es in einer Mitteilung vom Montag.

Mit der Testplanung erhofft man sich Gewissheit, ob ein neues Theater auf diesem sensiblen Uferbereich überhaupt Platz hätte und wie sich dieses auf die Umgebung auswirkt – insbesondere auf die angrenzende Jesuitenkirche (zentralplus berichtete).

Nicht mehr zuwarten

Zuwarten ist keine Option mehr, weil die Planung eines neuen Theaters sehr lange dauert. «Das alte Theatergebäude ist bald an seinem Lebensende angelangt, nicht erst in 20 Jahren», erklärt Stadträtin Manuela Jost (GLP) die Dringlichkeit. Und es ist auch ein Zeichen, dass man das kulturpolitische Interesse ernst nimmt und handelt.

Konkret behandelt die Testplanung folgende Aspekte:

  • Umsetzbarkeit eines Umbaus / einer Erweiterung des bestehenden Theaters
  • Dimensionen eines Erweiterungs- oder Neubaus
  • Bebauungsdichte im Verhältnis zur Umgebung insbesondere zur Jesuitenkirche
  • Ausloten eines machbaren Raumprogramms für ein Theater der Zukunft am Standort Theaterplatz
  • Ausloten eines neuen stadträumlichen Verhältnisses zwischen Bebauung und Freiraum im Umfeld Theaterplatz, Bahnhofstrasse, Reuss
  • Anlieferung und Erschliessung

Dass das heutige Theaterhaus aus dem 19. Jahrhundert den modernen Ansprüchen kaum mehr genügt, ist unumstritten. Seit dem Absturz der Salle Modulable, in dem auch das Luzerner Theater untergekommen wäre, bekannten sich sowohl Behörden wie auch die geeinte Theaterszene immer wieder zu einem neuen Theater (zu unserem Dossier).

«Wir gehen im Moment davon aus, dass das neue Theater am jetzigen Standort entsteht.»

Manuela Jost, Baudirektorin

Trotzdem wurde es zuletzt ruhig um einen allfälligen Neubau, nicht zuletzt wegen der angespannten Finanzlage beim Kanton. Die Stadt als Grundeigentümerin habe ein hohes Interesse, dass die Frage nach der Zukunft des Theaters nicht auf die lange Bank geschoben wird. «Darum macht die Stadt den nächsten Schritt und übernimmt diese Sonderleistung», sagt Manuela Jost. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 300’000 Franken.

Auf Neugestaltung der Bahnhofstrasse abgestimmt

Die Testplanung erfolgt in Absprache mit dem Kanton Luzern, mit dem man im Zweckverband den Theaterneubau plant. Das Projekt ist zudem mit der Neugestaltung der Bahnhofstrasse und des Theaterplatzes, die 2019 startet, koordiniert (zentralplus berichtete).

Ist der Standort Theaterplatz durch die Testplanung also gesetzt? Der Stadtrat macht keinen Hehl daraus, dass er diesen zentralen Standort favorisiert. «Es ist städtebaulich ein toller Ort für ein Theater, wir gehen im Moment davon aus, dass das neue Theater dort entsteht», sagt Manuela Jost.

Genau darum müsse man jetzt abklären, was dort möglich ist – um gestützt darauf dann konkret entscheiden zu können. Falls die Testplanung zum Schluss kommt, dass der Standort für die Ansprüche des neuen Theaters nicht geeignet und das Verhältnis Bebauung und Freiraum ungünstig wäre, hätte man zwei Optionen: Erstens das Projekt anpassen – oder zweitens einen neuen Standort abklären.

Die Bahnhofstrasse heute: wenig einladend.

Die Bahnhofstrasse heute: wenig einladend.

(Bild: zvg/Stefano Schröter)

Ergebnisse bis Herbst 2018

Die Testplanung wird durch ein Begleitgremium geführt, in dem externe Architekten und Landschaftsarchitekten sowie Fachleute der Stadt und des Kantons vertreten sind. Das Begleitgremium unter dem Vorsitz des Architekten Marc Angélil hat dafür drei Architektenteams eingeladen: Bosshard & Luchsinger Architekten (Luzern), ARGE Büro Konstrukt mit TGS Architekten (Luzern) und HHF Architekten (Basel).

Die drei Teams arbeiten nun Ideen und Varianten aus, die danach in Workshops zusammengetragen werden. «Es ist kein Wettbewerb», hält Jost fest. Vielmehr wolle man alle denkbaren Varianten durchspielen und die besten Ideen zusammentragen.

Nur bedingt geschützt

Ob Abriss oder Erweiterung des bestehenden Gebäudes, die Ausgangslage lässt viel Freiraum für neue Ideen. Das alte Stadttheater ist im kantonalen Inventar zwar als «erhaltenswert» eingestuft, hat aber durch die massiven Eingriffe in die Originalsubstanz die schwächste Schutzstufe – ein Abbruch ist also möglich. Das lässt den drei Teams verschiedene Optionen offen.

Parallel dazu läuft ein geologisches Gutachten, das Auskunft darüber gibt, wie der Untergrund aussieht und inwiefern man an diesem Standort in die Tiefe bauen kann. All diese Ergebnisse werden schliesslich bis im Herbst 2018 in einem Bericht zusammengefasst.

Die Ergebnisse werden zuerst den Partnern aus der Kulturszene vorgelegt und danach der Öffentlichkeit präsentiert. Darauf gestützt kommt bis Ende 2018 ein Planungsbericht ins Parlament – dann geht die Debatte über die Theaterzukunft erst richtig los.

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