Stadt Luzern: Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Stadtparlament befürwortet höhere Beiträge für Kinderbetreuung

Die Stadt Luzern erhöht die Förderung für die Gutscheine bei der Kinderbetreuung (Symbolbild fotolia).

Für einmal war sich das Stadtparlament grundsätzlich einig: Die Erhöhung der Betreuungsgutscheine ist eine gute Sache. Der grosse Stadtrat begrüsst die Revision und nahm sie klar an. Es gab allerdings grundsätzliche Kritik.

Vor acht Jahren lancierte die Stadt Luzern als Pionierin das System mit den Betreuungsgutscheinen. Seither erhalten berufstätige Eltern für die Betreuung ihrer Kinder in Kindertagesstätten (Kitas) und Tagesfamilien eine direkte finanzielle Unterstützung – sofern sie einkommensmässig einen Anspruch darauf haben. In den vergangenen Jahren blieben das System und die Beiträge unverändert.

Der Stadtrat beantragt dem Parlament, die Beiträge um 0,5 Millionen Franken auf 3,5 Millionen Franken zu erhöhen. Mit nur eine Gegenstimme folgte das Parlament der Revision.

Insbesondere Eltern, die über ein steuerbares Einkommen von weniger als 50’000 Franken verfügen, werden künftig bei den Kita-Selbstkosten entlastet – aber auch für Eltern weiterer Einkommensklassen sind höhere Beiträge vorgesehen, wenn auch in geringerem Ausmass.

Je nach Einkommen der Eltern und Alter des Kindes sollen die Beiträge für Betreuungsgutscheine um bis zu zehn Franken pro Kita-Tag und Kind steigen (zentralplus berichtete). Der zuständige Stadtrat Martin Merki (FDP) ist verantwortlich für das Dossier Kinderbetreuung. «Diese Vorschlag ist keine Luxusvariante.» Er begrüsste ausdrücklich die Angebotsvielfalt der Kitas in der Stadt Luzern. Diese soll auf jeden Fall erhalten bleiben. 

«Familienmodelle nicht gegeneinander ausspielen»

Die FDP-Fraktion sprach sich für den Vorschlag des Stadtrates aus. Für die Fraktion nahm Grossstadtrat Peter Krummenacher Stellung, der daran erinnerte, dass ein Auge auf das Kostenwachstum bei den Gutscheinen geworfen werden soll, das nicht ungebremst weiter gehen dürfe.

SVP-Parlamentarier Marcel Lingg akzeptiert zwar eine Anpassung der Beiträge für die Kinderbetreuung, ist jedoch nicht überglücklich: «Man muss auch das klassische Familiensystem weiter hochhalten. Die verschiedenen Erziehungsmodelle sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden.»

Marco Müller (Grüne) begrüsst die Teilrevision des Reglements, kritisiert jedoch: «Machen wir uns nichts vor: Das revidierte Reglement ist eigentlich eine Anpassung an die Teuerung. Wünschenswert wäre eine automatische Indexierung der Beiträge an die Teuerung.»

SP wünscht sich noch höhere Beiträge

Die Anzahl der Familien mit niedrigen Einkommen sollen vermehrt Zugang zu den Betreuungsgutscheinen erhalten, fordert Müller deshalb. Der Stadtrat soll hier weiter ein Auge darauf haben.

Maria Pilotto sprach für die SP. Auch ihre Partei begrüsst die Anpassung. Sie wünschte sich jedoch einen noch mutigeren Schritt nach oben. «In der Schweiz trägt der Staat im Verhältnis zu anderen europäischen Ländern weiterhin einen kleineren Anteil zur Kinderbetreuung.» Auch GLP und CVP begrüssen die Teilrevision des Betreuungsreglements.

Gewerkschaft möchte Qualitätsrichtlinien über Arbeitsverhältnisse

Der Schritt wird vom Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) begrüsst. «Dies ist eine notwendige Entlastung für viele Luzerner Familien und unterstützt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besonders für Familien mit tiefen Einkommen. Dieser Schritt war längst überfällig», heisst es in einer Mitteilung.

Die Gewerkschaft bedauert jedoch, dass es die Stadt erneut verpasst hat, im teilrevidierten Reglement längst überfällige Qualitätsrichtlinien über die Anstellungsverhältnisse in den Kitas zu definieren. «Mit der Vergabe von Betreuungsgutscheinen steht die Stadt Luzern in der Pflicht, für anständige, faire und die Betreuungsqualität sichernde Anstellungsverhältnisse in den Kitas zu sorgen», sagt Martin Wyss, Regionalsekretär der Gewerkschaft VPOD. «Es müssen verbindliche Mindestlöhne, klare Regeln beim Umgang mit den ausbeuterischen Praktika und einheitliche Regeln für alle Kitas definiert werden. Für die Ausarbeitung dieser Regeln bietet der VPOD sehr gerne Hand», sagt Wyss weiter.

Der VPOD sei bereit, diese personal- und qualitätsrelevanten Richtlinien mit den Arbeitgebenden und der stadtluzerner Verwaltung sozialpartnerschaftlich auszuarbeiten, wie dies heute vom Luzerner Grossstadtrat entschieden wurde.

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