Pro Bahn protestiert gegen Antwort des Bundesrats

Ist der Luzerner Durchgangsbahnhof in Bundesbern vom Tisch?

Der Durchgangsbahnhof «Rahmenplan SBB» wurde als Bestvariante ermittelt. Laut Regierungsrat sei die Lösung betrieblich überzeugend, habe grosses Ausbaupotenzial und sei damit auch langfristig die beste Lösung.

(Bild: Kanton Luzern)

Der Bundesrat hat eine Interpellation des Luzerner Ständerats Damian Müller beantwortet, der genauere Auskunft zum Durchgangsbahnhof wollte. Pro Bahn Zentralschweiz ist enttäuscht von der Antwort der Regierung und findet, diese nehme die Zentralschweiz nicht ernst.

Pro Bahn ist sauer.  «Die Antwort des Bundesrates auf die Interpellation von Ständerat Damian Müller und Mitunterzeichner (alle zehn Zentralschweizer Ständeräte haben mitunterschrieben) ist sowohl inhaltlich wie auch in Sachen Ernsthaftigkeit enttäuschend für die Zentralschweiz», schreibt die Organisation in einer Medienmitteilung.

Wenn der Bundesrat beziehungsweise das federführende Bundesamt für Verkehr (BAV) nicht gewillt sei, das Anliegen einer ganzen Region ernsthaft und in der gebotenen Tiefe zu prüfen, verheisse das wenig Gutes für den bevorstehenden parlamentarischen Entscheidungsprozess bezüglich des Ausbauschrittes 2030/2035 der schweizerischen Bahninfrastruktur. Dazu muss man wissen: In der laufenden Session wird diese Tage der Ständerat darüber debattieren.

Bundesrat weicht aus

«Die Interpellation stellt präzise Fragen und ist ebenso präzis und konkret begründet – aber die bundesrätliche Antwort weicht aus, bleibt im Allgemeinen oder beantwortet die Fragen gar nicht. Die erhoffte Transparenz wird nicht geschaffen», heisst es in der Mitteilung weiter.

Klar sei nur, dass kein Element des Durchgangsbahnhofes in der bis Ende September zu erwartenden Vernehmlassungsvorlage zum Ausbauschritt 2030/2035 enthalten sein wird, hingegen der Zimmerberg Basistunnel II (ZBT II) schon. Die Hauptfrage der Interpellation, nämlich ob ein Szenario mit den beiden Modulen Tiefbahnhof (1. Etappe Durchgangsbahnhof Luzern) und Zimmerberg light (ZBL) geprüft werde, sei nicht beantwortet. «Implizit muss aus den Aussagen aber ein Nein angenommen werden», so das Fazit von Pro Bahn.

Nicht alle Varianten geprüft

Dem angesichts der beschränkten finanziellen Mittel eigentlich naheliegenden Szenario werde so von vorneherein gar keine Chance gegeben: der einfachere und kostengünstigere Ausbau der Stammstrecke zwischen Horgen und Baar und die etappierte Realisierung des Durchgangsbahnhofes Luzern mit dem Tiefbahnhof als erster Etappe. Ein unvoreingenommenes Prüfen aller sinnvollen Varianten, wie es die optimale Verwendung der beschränkten finanziellen Mittel eigentlich nahelegen würde, sei das nicht.

«Leider spielt die Haltung der Luzerner Regierung, welche am Maximalprogramm ZBT II und Durchgangsbahnhof Luzern in einem Schritt festhält, dem Vorgehen in Bundesbern in die Hand», schreibt Pro Bahn weiter. Schliesslich mache sich der Bundesrat respektive das federführende Bundesamt für Verkehr (BAV) mit der folgenden Aussage unglaubwürdig: «Die Kosten für Zimmerberg light inklusive der baulichen Anpassungen im Bahnhof Thalwil sowie weiterer für das Angebot nötiger Massnahmen wären vergleichbar mit den Kosten des Zimmerbergtunnels.»

Ausbauten zwischen Baar und Ebikon gemeint?

Mit den «weiteren für das Angebot nötigen Massnahmen» könnten nur Ausbauten zwischen Baar und Ebikon gemeint sein. Diese braucht es aber auch beim Zimmerberg Basistunnel II! Und der Ausbau der Stammstrecke sei sicher wesentlich kostengünstiger als der Basistunnel. Für den Ausbau in Thalwil existiere eine Studie des renommierten Bahnplaners Paul Romann, welche aufzeige, dass die Massnahmen in Thalwil für ein reibungsloses Funktionieren der neuen Doppelspur zwischen Horgen und Baar maximal 100 Millionen kosten würden.

Pro Bahn: «Alleine die Aussage, dass der Zimmerberg light gleich teuer wie der ZBT II wäre, zeigt, dass hier nicht unvoreingenommen und seriös gearbeitet worden ist. Nun sind wir gespannt auf die Diskussion im Ständerat vom kommenden Mittwoch.»

Unterschrieben haben die Mitteilung Karin Blättler, die Präsidentin Pro Bahn Zentralschweiz aus Luzern, und Martin Stuber, Vizepräsident Pro Bahn Zentralschweiz (und ehemaliger grüner Kantonsrat) aus Zug.

Siehe auch weitere Berichte von zentralplus zum Thema Durchgangsbahnhof:

Luzerner Stadtrat setzt klar auf Durchgangsbahnhof

Kosten für Durchgangsbahnhof «nicht nachvollziehbar»

Graber: «Dann werden sich einige Stimmbürger verschaukelt vorkommen»

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