Pioniere elektrizifierten das Dorf und bauten ein mondänes Luxushotel
Schon gewusst? Unterägeri war die erste Gemeinde im Kanton Zug war, die 1890 eine elektrische Strassenbeleuchtung einführte. Das Museum Burg Zug widmet dem Mühlenbesitzer, der den Strom lieferte, eine kleine Ausstellung. Thema ist auch ein längst verschwundenes Luxushotel.
Es gibt Persönlichkeiten aus dem Ägerital, die man kennt: Wolfgang Henggeler brachte 1834 die Industrie nach Unterägeri. Josef Hürlimann begründete den Ruf des Tals als «Kinderkurort».
Weniger bekannt ist, dass Unterägeri in der Zeit, wo Elektrizität noch ein Luxus war, eine Pionierrolle spielte: Beat Jakob Iten installierte 1890 die erste elektrische Strassenbeleuchtung im Kanton Zug. Und das ging so: Iten war Mitbesitzer der Kreuzmühle in Unterägeri. Er eignete sich elektrotechnische Kenntnisse an und installierte 1889 in der Mühle ein kleines Kraftwerk. Von der Gemeinde erhielt die Kreuzmühle das Recht zur Stromlieferung in der Gemeinde.
Strom war eine teure Sache
So konnte 1890 die erste elektrische Dorfbeleuchtung im Kanton Zug bestaunt werden. Obwohl sich wegen des hohen Preises nur Vermögende oder Gewerbetreibende den elektrischen Strom leisten konnten, stieg die Nachfrage. Die Anlage wurde später erweitert.
In den 1920er Jahren konnte der Bedarf nicht mehr von der Kreuzmühle gedeckt werden und das Leitungsnetz wurde 1927 an die Wasserwerke Zug verkauft. Das Werk Kreuzmühle produzierte noch bis 1995 Strom, aber nur noch für den Eigenbedarf.
Ein Nachfahre des Pioniers, der heutige Bäckermeister Gustav Iten, hat dem Museum Burg Zug Exponate aus seiner Sammlung zur Verfügung gestellt. «Beat Jakob Iten war der Bruder meines Urgrossvaters», erklärt Iten gegenüber zentralplus. Die elektrische Anlage existiere schon lange nicht mehr, weil der Hüribach für die Elektrizitätsgewinnung nicht mehr genutzt werden konnte.
Mondänes Hotel im Ägerital
Ins Rampenlicht gehören auch Cajetan Henggeler und sein Sohn Leo, die 1899 mit dem Waldheim das erste mondäne Hotel im Ägerital eröffneten. Hoch über dem Dorf thronte vor über hundert Jahren das «Hotel-Kurhaus Waldheim». Heute erinnert nur noch der Name Waldheimstrasse an die Tatsache, dass hier einst ein Luxushotel stand.
In einer aufwändig gestalteten Parkanlage gelegen, wurde das Jugendstil-Hotel 1899 eröffnet. Gründer und Besitzer war Cajetan Henggeler (1845-1923). Zusammen mit seinem Sohn Leo Henggeler (1870-1941) führte er das Haus und bewirtete zahlreiche Gäste.
Vornehme Kundschaft aus aller Welt
Das Angebot richtete sich an eine eher vornehme Kundschaft. Die noch erhaltenen Gästelisten enthalten Namen von Konsuln, Landgerichtspräsidenten mit Gattinnen, Obersten und Generaldirektoren. Die Gäste stammten aus der ganzen Welt. Zum Beispiel aus Hamburg, Beirut und Leipzig. Oder aus Rio de Janeiro, Jaffa, Buenos Aires und Constantinopel (Istanbul). Auch bei Schweizer Gästen war das Hotel beliebt.
Ausstellung im Museum Burg Zug
Eine neue kleine Ausstellung im Museum Burg Zug dokumentiert die lokalen Pioniere Iten und Henggeler und ihre Verdienste mit Objekten und Dokumenten. Die Ausstellung, die am 9. September eröffnet wurde, zeigt zum Teil bisher unveröffentlichtes Material aus Privatarchiven und der ortskundlichen Sammlung Unterägeri.
Riesen-Akku für eine Glühbirne
Von den ersten Elektrifizierungsbemühungen gibt es nur sehr wenige Fotos. Dafür interessante Objekte. Zum Beispiel ist ein Akkumulator aus den Anfangszeiten der Elektrizität sowie ein funktionsfähiges Modell davon zu sehen. «Verglichen mit einem heutigen Handy-Akku war das ein Monster», erklärt Christoph Tschanz, Ausstellungskurator des Museums Burg Zug. «Es war eine riesige Batterie, welche die Leute im Keller stehen hatten. Sie konnten damit eine einzige Glühbirne betreiben.
Ausgestellt sind auch historische Glühbirnen (siehe Hauptfoto). Die beiden ausgestellten kleinen Birnen stammen aus den Jahren 1900 bis 1910. «Man sieht darin sehr schön den langen Wolframfaden», erklärt Christoph Tschanz. Die vordere Glühbirne steckt in einer sogenannten Porzellan-Glühbirnenfassung «Edison». Sie hatte einen zweipoligen Doppelstecker, wo man Geräte wie weitere Lampen oder Bügeleisen einstecken konnte, weil die Häuser eben nur Lampenfassungen, aber keine Steckdosen hatten.
100-jährige Birne passt in heutige Fassung
Die mittlere Glühbirne steckt in einer Fassung, die für eine Nachttisch- oder Wandlampe verwendet wurde. Sie steht senkrecht und hat eine muschelförmige Blende, welche das Licht in den Raum spiegelt, ähnlich wie die früheren Petrollampen. Die grosse Glühbirne hat einen Kohlefaden, wofür sie verwendet wurde, ist nicht bekannt.
«Interessant ist, dass schon die ersten Glühbirnen – egal welcher Herkunft – bereits die dieselbe Fassung hatten, wie sie heute noch verwendet werden. Eine 100 jährige Birne passt also auch noch in eine moderne Lampe hinein», sagt Tschanz. – Manche Dinge ändern rasant schnell; andere bleiben immer gleich.
Die Ausstellung im Museum Burg Zug ist noch bis Sommer 2018 zu sehen.
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