Luzerner SBB-Areal weiter ohne Ankermieter

«Komplex und aufwendig»: Rösslimatt-Planung für Stadtrat nicht optimal

Die Riesenüberbauung Rösslimatt der SBB direkt hinter dem Bahnhof Luzern (dort wo die Bäumchen eingezeichnet sind) ist die letzte grosse Bauparzelle im Zentrum.

Zwar ist der Luzerner Stadtrat weiterhin überzeugt von der SBB-Grossüberbauung Rösslimatt hinter dem Luzerner Bahnhof. Die Bundesbahnen finden aber weiterhin keine Gewerbeleute, die dort einziehen wollen. Das Warten geht weiter. Die Stadtregierung gesteht ein, dass das gewählte Verfahren Probleme in sich birgt.

Der Luzerner Stadtrat beantwortet ein Postulat zum SBB-Areal. Die SP-Parlamentarier Daniel Furrer und Luzia Vetterli (zentralplus berichtete) fordern darin den Stadtrat auf, gemeinsam die Arealentwicklung Rösslimatt mit der SBB voranzutreiben.

Dabei sollen sowohl das Nutzungskonzept, das eine gemischte Bau- und Gewerbezone vorsieht, als auch die etappenweise Umsetzung nochmals überprüft werden – denn das Projekt verzögert sich (zentralplus berichtete). Inzwischen liegt man sechs Jahre hinter der ursprünglichen Planung zurück, weil für das sogenannte «Perron» (siehe Bild, Baubereich A), das Gewerbegebäude entlang der Geleise, kein Ankermieter gefunden werden kann. «Erfolgt bis Ende 2018 ein Abschluss eines Mietvertrages mit einem Grossmieter, kann der Baustart des Perrons voraussichtlich im Jahr 2021 erfolgen», erklärt SBB-Sprecherin Franziska Frey. Sollte bis dahin kein Mietvertragsabschluss mit einem Grossmieter erfolgen, verzögert sich der Baustart entsprechend.

Gerne hätte zentralplus von der SBB genauer gewusst, welche und wie viele Firmen bereits abgesagt haben oder wer derzeit für die Ankermiete in Frage kommt. Auch nach möglichen Alternativen zur gewerblichen Nutzung hat man gefragt. Leider äusserte sich die SBB nicht weiter.

Die verschiedenen Etappen des Projekts. Das Hochhaus ist im Baubereich B vorgesehen.

Die verschiedenen Etappen des Projekts. Das Hochhaus ist im Baubereich B vorgesehen.

(Bild: zVg)

Stadtradt will Pläne nicht ändern

In ihrem Vorstoss fordert die SP ausserdem, dass in der Planung die Bedürfnisse der aktuellen Nutzer und Anstösser berücksicht, gemeinnützige Wohn- und Geschäftsräume eingeplant werden, eine öffentliche Partizipation sowie eine Mehrwertabschöpfung stattfindet. In ihrer Antwort hält die Stadtregierung fest, dass sie eine Abkehr vom bestehenden Nutzungskonzept weder als zielführend noch als möglich erachtet. Das städtebauliche Gesamtkonzept von Rolf Mühletahler überzeuge. Die Realisierung der Büroüberbauung entlang des Gleisfeldes soll nach aktuellen Plänen bis 2023 erfolgen, danach folgt die Umsetzung der Wohn- und Dienstleistungsgebäude auf den Baufeldern B und C.

Nutzmischung geplant

Die Genehmigung für den Gestaltungsplan für die drei Baufelder A, B und C soll bis Ende 2017 erfolgen. Diese hilft laut der SBB bei der Mietersuche beim Perron. Die Wohnhöfe auf den Baufeldern D, E und F können erst ab 2040 gebaut werden, weil die Flächen für den Bau des Tiefbahnhofes zur Verfügung stehen müssen.

Vorgesehen ist eine Nutzmischung für die Gesamtüberbauung der Rösslimatt. 45 bis 55 Prozent der Fläche machen Wohnungen aus. Der Mix entspreche in etwa den Quartieren Hirschmatt oder Neustadt. Weiter sind auch Erdgeschossnutzungen vorgesehen, vielleicht Geschäfte oder Kaffees mit Aussensitzplätzen. Weiter möchte der Stadtrat den grossen Platz «Gleisdreieck» von der Schüür bis zur Landenbergstrasse sowie den Park «Rösslimatthain» realisieren. Da dieses Areal derzeit noch für den Kiesverlad genutzt wird, geht es vermutlich noch zehn Jahre, bis der Platz realisiert werden kann und der «Rösslimatthain» existiert gar bis in 25 Jahren nur auf dem Papier.

So soll das Geschäftsgebäude auf dem Rösslimatt-Areal dereinst von innen aussehen.

So soll das Geschäftsgebäude auf dem Rösslimatt-Areal dereinst von innen aussehen.

(Bild: zVg)

 

Postulat teilweise entgegengenommen

Alternativen zur gewerblichen Nutzung des Perrons seien nicht möglich, die Umwandlung in eine Wohnnutzung verhinderten umwelttechnische und rechtliche Vorgaben. Beispielsweise, weil es entlang der Geleise zu laut wäre für Wohnungen. Die übrigen Forderungen erachtet der Stadtrat als sehr wichtig.

Man will weiterhin intensiv den Dialog mit der SBB führen – die Anliegen, wie sie die SP-Fraktion formulierte, mit den Bundesbahnen diskutieren. Der Stadtrat gesteht ein, dass das gewählte Planungsverfahren für die Rösslimatt sehr komplex, aufwendig und für Aussenstehende kaum nachvollziehbar sei. «Für vergleichbare Gebietsentwicklungen sollen daher künftig andere Vorgehen geprüft werden», schreibt er in der Antwort. Fazit: Die Regierung nimmt das Postulat teilweise entgegen.

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