Was soll an Luzerner Primarschulen gelehrt werden?

Breite Allianz wirbt für Fremdenspracheninitiative

Mit diesem Sujet wirbt das Komitee für die Initiative.

(Bild: les)

Englisch ab der dritten, Französisch ab der fünften Klasse. So lautet das aktuelle Sprachenregime im Kanton Luzern. Eine Initiative verlangt nun, eine Fremdsprache auf die Oberstufe zu verschieben.

Diesen Mittwoch hat das Ja-Komitee zur Fremdspracheninitiative seine Argumente vorgestellt. Als einzige Partei unterstützt die SVP das Anliegen, welches ursprünglich vom Lehrerinnen und Lehrerverband LLV lanciert wurde. Im Komitee befinden sich jedoch Mitglieder sämtlicher politischer Coleur.

FDP-Kantonsrat Gaudenz Zemp war als Direktor des Gewerbeverbands anwesend. Für ihn ist das aktuelle System gescheitert. «70 Prozent der Schüler erreichen im Kanton Luzern Ende Schulzeit die Lernziele nicht», sagt Zemp. Die Studie wurde von den Erziehungsdirektoren in Auftrag gegeben. Weiter habe sich gezeigt, dass solide Kenntnisse in der Erstsprache Deutsch die Voraussetzung für den Erwerb einer Fremdsprache sei. Deshalb sei eine Sprache in die Oberstufe zu verschieben. «Für das Gewerbe ist entscheidend, welche Fähigkeiten die Schulabgänger haben – und die sind aktuell ungenügend.»

Alt SP-Kantonsrätin und Primarlehrerin Trix Dettling erklärte ihre Sicht. «Wir wünschen uns auf der Primarstufe das Prinzip ‹weniger ist mehr›», sagt sie. Ganz entscheidend sei, dass sich die Initiative nicht gegen die Mehrsprachigkeit richte. «Unsere Kinder sollen während der Volksschule zwei Fremdsprachen lernen und nach neun Schuljahren beide Sprachen in gleicher Kompetenz beherrschen.»

Welches System ist teurer?

Zu reden geben die Kosten, welche die Initiative verursachen würde. Die Gegner sprechen von rund neun Millionen Franken (zentralplus berichtete). Für Jakob Lütolf, alt CVP-Kantonsrat ist diese Behauptung jedoch falsch. «Nur eine Fremdsprache auf der Primarschule kommt günstiger», sagt er. Schliesslich müssten für alle Dispensierten Zusatzlektionen angeboten werden, wovon man eine mit vier Millionen Franken beziffern müsse. «Die Verschiebung des Lateinunterrichts am Gymi nach oben sei kostenneutral leistbar», erklärte er und stellte die Frage, warum dies hier wohl anders sein soll. «Das ist reine Drohgebärde», sagt Lütolf.

Die Präsidentin des LLV, Annamarie Bürkli, führte entwicklungspsychologische Gründe für die Initiative ins Feld. Ein analytischer Spracherwerb sei erst etwa ab dem 11. Lebensjahr, also der Oberstufe möglich. Vorher sei die zweite Fremdsprache sinnlos. «Das zeigen auch die katastrophalen Resultate der Studie», so Bürkli. «Die Kinder sind gefrustet. Und die Kinder stehen im Mittelpunkt», sagt sie und wünscht sich eine Abkehr vom heutigen System herbei.

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