Englisch würde nur noch in der Sek unterrichtet

Luzerner Regierung sagt «Non!» zur Fremdspracheninitiative

Die Initiative würde Millionenkosten verursachen, argumentiert Bildungsdirektor Reto Wyss (CVP).

(Bild: jal)

Am 24. September entscheiden die Luzerner, ob künftig nur noch eine Fremdsprache auf Primarschulniveau gelernt werden soll. Regierung und Parlament wollen dies nicht. Das sei zu teuer und würde weitere Reformen nach sich ziehen. Aus dem Stundenplan fallen würde laut der Regierung Englisch – dem «nationalen Zusammenhalt» zuliebe.

Die Regierung und das Parlament des Kantons Luzern haben am Dienstag die Volksbotschaft veröffentlicht. Darin empfehlen sie die Volksinitiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» abzulehnen. Die Initiative wurde von einem überparteilichen Komitee eingereicht und verlangt, dass an den Luzerner Primarschulen nur noch eine Fremdsprache unterrichtet wird – ob Französisch oder Englisch, lässt die Initiative offen. Bildungsdirektor Reto Wyss macht aber klar: Aus Gründen des «nationalen Zusammenhalts» würde das Frühenglisch gekippt.

Die Initianten sind der Ansicht, dass sich der Unterricht von zwei Fremdsprachen in der Primarschule im Kanton Luzern nicht bewährt habe. Lernende seien mit zwei Fremdsprachen überfordert, die Sprachkompetenzen seien unbefriedigend. Gleichzeitig leide das Erlernen des Hochdeutschen darunter. Auch liege in der Primarschule der Fokus zu stark auf den Sprachen, Fächer wie Mathematik und Naturwissenschaften würden vernachlässigt. Sprachlektionen auf der Oberstufe seien effizienter als in der Primarschule.
 
Der Kantonsrat hat die Initiative mit 72 gegen 42 Stimmen abgelehnt und ist damit dem Antrag des Regierungsrates gefolgt. Die Luzerner Stimmberechtigten befinden am 24. September über die Initiative.

Hohe Kosten und weitere Reformen

Wyss begründete die Haltung der Regierung damit, dass Luzern sich ins Abseits manövrieren würde. In allen Deutschschweizer Kantonen und insbesondere in der Zentralschweiz wird das Zwei-Sprachen-Modell auf der Primarschule angewendet. «Die Annahme der Initiative widerspricht der in der Bundesverfassung verankerten Harmonisierung der Volksschule.» Zudem behindere ein Ja zur Initiative die Mobilität der Familien, würde den Austausch von Lernenden erschweren und die Luzerner Lernenden bei der Suche nach Anschlusslösungen benachteiligen, so Wyss.

Die Videobotschaft von Bildungsdirektor Reto Wyss:

 

Müsste man eine Fremdsprache in die Sekundarschule verschieben, so würde diese sehr sprachenlastig, was der Strategie, die sogenannten MINT-Fächer ab der 7. Klasse zu stärken, widerspreche. Sofern im Kanton Luzern nur noch eine Fremdsprache in der Primarschule unterrichtet werden dürfte, müsste das – insbesondere aus Gründen des nationalen Zusammenhalts – Französisch sein, so Reto Wyss.

Durch die Annahme der Initiative würden zudem teure Anpassungen nötig: Lehrplan und Wochenstundentafeln der Primar- und der Sekundarschule müssten angepasst, neue Lehrmittel erarbeitet sowie Lehrerinnen und Lehrer weitergebildet werden. Dies käme einer weiteren Reform gleich. Die Umsetzung verursache Kosten in Millionenhöhe, befürchtet die Regierung.

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