Plant die IG Stadtverkehr einen erneuten Coup?

Gewerbe nimmt Stellung zur Luzerner Verkehrssituation

Strassenverkehr am Kasernenplatz. Der geplante Bypass-Tunnel soll die Stadt Luzern umfahren.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Eine neue Umfrage soll zeigen, was das Gewerbe über die Verkehrssituation in der Stadt Luzern denkt. 230 Betriebe sind dem Aufruf der Initianten gefolgt. Die Resultate könnten für gehörigen politischen Zündstoff sorgen – die Idee ist indes alles andere als neu.

750 Betriebe aus Tourismus, Gewerbe und Detailhandel wurden angeschrieben, rund 230 haben die 45 Fragen zur städtischen Verkehrspolitik beantwortet, berichtet die «Luzerner Zeitung (LZ)» heute. Die Teilnehmer hätten sich dabei zur Verkehrssituation, aber auch zu Projekten wie dem Bypass (zentralplus berichtete), dem Parkhaus Musegg (zentralplus berichtete) und dem autofreien Inseli (zentralplus berichtete) geäussert. Anfangs Woche sollen die detaillierten Ergebnisse der Um­frage veröffentlich werden. Initiiert wurde die Umfrage durch den FDP-Kantonsrat Herbert Widmer sowie den früheren CVP-Grossstadtrat Peter Bucher.

Gewerbe mit der Verkehrssituation unzufrieden?

Der Hintergrund: Die Zufriedenheit des Gewerbes mit der Verkehrssituation habe deutlich abgenommen. «Das ist sicherlich nicht erfreulich», sagt Herbert Widmer zur LZ. Deshalb will man den Betrieben mit der Umfrage offenbar eine Stimme geben.

«Aber auch, was die Betriebe zu verschiedenen Massnahmen zur Bewältigung des Verkehrs zu sagen haben, dürfte den Stadtrat nicht freuen. So trifft zum Beispiel die Idee des «Parkplatz-Sharing» auf grosse Zustimmung – heute ist es in der Stadt verboten, private Parkplätze weiterzuvermieten», sagte Widmer weiter zur LZ.

Sie kämpfen gegen ein abruptes Ende des Parkhaus-Projekts: Franz Stalder (v.l.), Patric Graber, Ferdinand Zehnder und Alexander Gonzalez.

Sie kämpfen gegen ein abruptes Ende des Parkhaus-Projekts: Franz Stalder (v.l.), Patric Graber, Ferdinand Zehnder und Alexander Gonzalez.

(Bild: lwo)

Gleiche Umfrage schon 1997

Widmer und Bucher waren vor 20 Jahren schon mal an einer solchen Umfrage beteiligt – damals als Mitglieder der «IG Stadtverkehr und Wirtschaft.» Wie damals soll die Umfrage auch in diesem Fall mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung ergänzt werden, die ein externes Marktforschungsinstitut durchführt.

Damals half Befragung tatkräftig mit, ein ungeliebtes Verkehrskonzept zu kippen: Die 1997 durchgeführte Umfrage brachte ans Licht, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Sperrung der Seebrücke für den motorisierten Individualverkehr war. Die IG nutzte die Gunst der Stunde, Widmer deutete das Ergebnis als Bestätigung für seine Kritik am sogenannten «Best-Konzept». Der politische Gegenwind wurde so hart, dass der damalige Baudirektor Werner Schnieper seine Idee fallen lassen musste.

Strebt man nach erneutem Coup?

Steckt hinter der aktuellen Umfrage das Kalkül, erneut einen solchen Coup zu landen? Herbert Widmer verneint. Es gehe vielmehr darum, das Volk und die Gewerbler stärker in die verkehrspolitischen Entscheide einzubeziehen: «Politiker glauben immer zu wissen, was die Bevölkerung will. Dem ist aber nicht so. Wenn ich heute jemandem erzähle, dass es mal Pläne gab, die Seebrücke zu sperren, glaubt mir das keiner», beteuert Widmer gegenüber der LZ.

Allerdings: Die Absichten, die man mit der aktuellen Befragung verfolgt, scheinen ähnlich. So gibt Widmer im gleichen Interview an, dass es vor 20 Jahren sei es nötig gewesen sei, dem Stadtrat klar zu machen, wie weit er sich mit seiner Verkehrspolitik vom Willen der Bevölkerung entferne. Heute sei die Situation ähnlich; die Umfrageresultate sollen einen Beitrag dazu leisten, breiter abgestützte Lösungen für die Verkehrsprobleme zu finden.

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