Im Schönbühl gibt's doch noch eine Agentur

Post-Schliessungen: Luzerner Stadtrat stellt Gegenwehr ein

Auch auf die Poststelle am Hirschengraben kommen Veränderungen zu.

(Bild: giw)

Der Luzerner Stadtrat will nicht weiter gegen Postschliessungen opponieren. Die Post habe sich aufgrund des Widerstandes dazu bereit erklärt, auch im Schönbühlquartier auf eine Agenturlösung zu setzen. Der Quartierverein sei damit einverstanden.

Am 4. April 2017 hatten SP und Gewerkschaften eine Petition, unterzeichnet von 2’600 Personen, eingereicht, die vom Stadtrat verlangt, sich dafür einzusetzen, dass die Poststellen Würzenbach, Hirschengraben, Schönbühl und Reussbühl erhalten bleiben. Die Poststellen seien ein wichtiger Teil des Service public und würden zur Standortattraktivität Luzerns beitragen (zentralplus berichtete).

Die von der Post direkt kontaktierten Quartiervereine erachten die drei in Aussicht gestellten Partnerbetriebe für Agenturlösungen als geeignet. Sie sind im Quartier seit längerer Zeit gut verankert und werden von der Quartierbevölkerung frequentiert. Für die Quartiervereine stellen die drei Postagenturen unter diesen Umständen vertretbare Lösungen dar, auch wenn sie den Erhalt «ihrer» Poststellen bevorzugen würden.

Status Quo lässt sich nicht verteidigen

Der Stadtrat hat die Vorschläge der Post vor dieser widersprüchlichen Ausgangslage gründlich geprüft – es sind weitere politische Vorstösse hängig (siehe Box). Der Status Quo wird sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht verteidigen lassen. Die Post muss die Grundversorgung eigenwirtschaftlich erbringen. Dienstleistungen der Post werden jedoch laufend weniger nachgefragt.

Zwei Vorstösse im Stadtparlament

Der Grosse Stadtrat hat zwei Postulate überwiesen. Das Postulat 17/2016 von Rieska Dommann namens der FDP-Fraktion «Für eine gute Versorgung mit Postdienstleistungen in den Quartieren» verlangt vom Stadtrat, sich bei der Post für eine flächendeckende, angemessene Postversorgung einzusetzen. Demnach sind sowohl von der Post betriebene Poststellen als auch bediente Agenturlösungen möglich.

Demgegenüber bittet das Postulat 58/2017 der Fraktionen von SP/JUSO, CVP, G/JG, SVP und Stefan Sägesser (GLP) «Poststellen-Schliessungen – neue bundesrechtliche Gesetzgebung abwarten» den Stadtrat mit Verweis auf eine hängige Motion im Nationalrat, jeglichen Anpassungen am Poststellennetz zu opponieren, solange auf Bundesebene kein Entscheid gefallen sei.

Der Stadtrat kommt zum Schluss, den drei Agenturvorschlägen nicht entgegenzutreten, teilt er mit. Mit den drei vorgeschlagenen Agenturlösungen kann die Versorgung der Quartiere mit den zentralen Postdienstleistungen gesichert werden. Für die spezialisierteren Postgeschäfte stehen um den Bahnhof und an weiteren Standorten in der Stadt von der Post selbst betriebene Poststellen zur Verfügung.

Aus Sicht der Quartierorganisationen sind Agenturlösungen akzeptable Alternativen zu den bisherigen Poststellen, weil…

  • die wesentlichen Dienstleistungen fortgeführt werden (namentlich Versand von A-, B- und Expresssendungen; Einzahlungen (mit PostCard oder Maestro); Abholen von avisierten Sendungen), 


  • die Beschränkung der Dienstleistungen verkraftbar sind (insbesondere keine Bareinzahlungen; kein Bargeldwechsel; keine Abgabe von Betreibungsurkunden, Gerichtsvorladungen),

  • der Zusatznutzen der Agenturen die genannten Reduktionen überwiegen (insbesondere längere Öffnungszeiten),

  • die Post in allen drei Quartieren verlässliche Partner gefunden hat, die bei der Quartierbevölkerung das Vertrauen geniessen.

Gewerkschaft übt Kritik

Peter Spichtig, Regionalsekretär der zuständigen Gewerkschaft Syndicom, ist mit dem Entscheid des Stadrats nicht glücklich. «Es herrscht die vorgefasste Meinung, dass man gegen eine drohende Poststellenschliessung nicht vorgehen könnte.» Dies obwohl die Post nie von einer Schliessung, sondern von einer Überprüfung spreche. «Ich erwarte vom Stadtrat, dass er die Post bei ihrem Wort nimmt und nicht kraft- und saftlos aufgibt, sondern sich für die Bevölkerung und einen starken Service public einsetzt», so Spichtig.

Er kritisiert auch die Post, die mit den Agenturen eine «Mogelpackung» als Ersatzlösung anpreise. «Man muss den Gesamtkontext betrachten, die Post muss den Service Public gewährleisten und nicht das Angebot verschlechtern und Lohndumping durch Outsourcing betreiben.» Die Agenturen würden viel schlechtere Dienstleistungen als eine klassische Poststelle anbieten, so Spichtig.

So sehen die Unterschiede aus:

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