Fall Emmen: Luzerner Polizei sucht Aron oder Aaron

«Es muss einen Grund geben, wieso er diesen Namen nannte»

Hier ist es passiert: Dammweg am Ufer der Reuss in Emmen. (Bild: azi)

Mehr als eineinhalb Jahre nach der brutalen Vergewaltigung in Emmen veröffentlicht die Luzerner Polizei bisher geheime Informationen. Der Täter soll der jungen Frau gegenüber seinen Namen genannt haben. Nun hofft die Polizei auf Hinweise zu Männern namens A(a)ron.

Der Täter im Fall Emmen nannte sich Aron oder Aaron – das hat die Luzerner Polizei diesen Montagmorgen mitgeteilt. Seit anderthalb Jahren sucht sie den Mann, der eine damals 26-jährige Frau im Juli 2015 auf dem Dammweg vom Velo riss und vergewaltigte. Die Frau ist seit dem tragischen Überfall querschnittsgelähmt.

Die Polizei veröffentlicht nun bisher geheimgehaltene Informationen, um den Mann zu finden. Der Täter habe gegenüber dem Opfer nach der Tat seinen angeblichen Vornamen erwähnt: A(a)ron. Ob es sich dabei um seinen richtigen Namen handelt, ist unklar. Bisher haben die Behörden den Namen aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt.

Doch wieso sollte ein schwerer Verbrecher dem Opfer seinen Namen verraten? «Diese Fragen stellen wir uns natürlich auch», sagt Simon Kopp, Sprecher der Staatsanwaltschaft Luzern. Die Polizei müsse auch mit der Variante arbeiten, dass der Name erfunden ist. «Trotzdem haben wir das Gefühl, dass es irgendeinen Grund geben muss, wieso er gerade diesen Namen nannte. Und diesen Grund müssen wir eruieren.»

Offizielle Namensträger abgeklärt

Der Name ist der Polizei seit der Befragung des Opfers bekannt, die aus gesundheitlichen Gründen erst rund drei Monate nach dem tragischen Vorfall erfolgen konnte. «Wir haben diverse Abklärungen zu diesen Namen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt, damit der Täter nicht untertaucht oder gewarnt wird», sagt Simon Kopp. Das sei der Grund, wieso man diese Information so lange zurückgehalten habe.

«Nun sind wir soweit, dass wir sagen müssen: Wir kommen alleine nicht weiter.»

Simon Kopp, Mediensprecher Luzerner Staatsanwaltschaft

Alle Männer, deren Vorname offiziell Aron oder Aaron lautet und die irgendwie mit Emmen oder dem Fall in Verbindung stehen könnten, hat die Polizei abgeklärt, sagt Kopp. «Nun sind wir soweit, dass wir sagen müssen: Wir kommen alleine nicht weiter.» 

Belohnung verdoppelt

Deshalb bittet die Polizei nun die erneut die Bevölkerung um Hilfe. Der Fokus gilt Menschen, die A(a)ron als Künstlernamen, zweiten Namen oder auf sonstige Weise verwenden.

Melden sollen sich beispielsweise Personen, die im Juli 2015 jemanden namens A(a)ron angestellt oder beherbergt haben. Die Polizei sucht zudem explizit Leute, die einen A(a)ron kennen, der sich besonders für den Fall Emmen interessiert oder sich auffällig verhalten hat, der nach der Tat plötzlich untergetaucht, umgezogen oder abgereist ist – und der den bisher bekannten Eigenschaften des Täters entspricht: 170 bis 180 Zentimeter gross, 19 bis 25 Jahre alt, eher dunkle Hautfarbe, schwarzbraune, kurze, gekrauste Haare, Raucher. Der Täter sprach gesprochenes Deutsch und trug im Juli 2015 einen dunklen Langarm-Kapuzenpullover und kurze Hosen.

«Mit der Verdoppelung der Belohnung wollen wir nochmals einen Anreiz schaffen.»

Simon Kopp, Mediensprecher Luzerner Staatsanwaltschaft

Neu verspricht die Polizei für entscheidende Hinweise eine Belohnung von 20’000 Franken. Bisher war es die Hälfte gewesen. «Damit wollen wir nochmals einen Anreiz schaffen, damit sich Menschen mit entsprechenden Informationen melden», sagt Simon Kopp von der Luzerner Staatsanwaltschaft. Man verbreite den Zeugenaufruf zudem auch über neue Kanäle, beispielsweise über Facebook und Twitter, um möglichst viele Hinweise zu generieren.

Zehntausende überprüft

Die Ermittlungen der Behörden gehören zu den aufwändigsten, die in Luzern je ausgelöst wurden. Die Polizei hat bisher knapp 10’000 Personendaten überprüft. 371 Männer wurden zu einem Massen-DNA-Test aufgeboten. Vier davon sind bisher allerdings noch nicht zum Test angetreten, weil sie sich im Ausland aufhalten. Entsprechende Rechtshilfegesuche seien hängig.

Die Staatsanwaltschaft greift zu neuen Methoden: Jetzt sollen Handydaten überprüft werden.

Die Polizei wendet sich erneut an die Bevölkerung – und hat die Belohnung für entscheidende Hinweise verdoppelt.

Die Luzerner Polizei hat ausserdem tausende Handynummern gesammelt, die zur Tatzeit in der Nähe des Tatortes aktiv waren. 1863 Handydaten wurden detailliert ausgewertet. 32 Personen, deren Handy registriert wurde, mussten zum DNA-Test antraben, wovon 30 bereits ausgewertet wurden. Drei Männer wurden vorübergehend festgenommen. Trotz allem konnte der Täter bislang nicht gefunden werden.

«Wir arbeiten nach wie vor täglich an diesem Fall», sagt Simon Kopp, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Luzern. Dem Opfer gehe es «den Umständen entsprechend».

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