Regierungsrat sorgt sich um Bahnknoten Luzern

«Dieser schleichende Abbau ist nicht akzeptabel»

Auch wenn ein leerer Bahnhof bedrohlich wirken kann: Luzern ist grundsätzlich sicher.  (Bild: Flickr/Michael Dur)

 

Seit dem Fahrplanwechsel verkehren weniger Direktzüge von Luzern ins Tessin. Der Regierungsrat befürchtet, dass das schlechtere Angebot die Nachfrage negativ beeinflusst – und mit einer schwindenden Bedeutung des Bahnknotens Luzern auch der Durchgangsbahnhof in Frage gestellt werden könnte.

Mit dem neuen Fahrplanwechsel und der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels kam der Bahnhof Luzern zwar zu schnelleren, aber weniger direkten Verbindungen ins Tessin – das sorgt auch im Luzerner Kantonsrat für Unmut. Ferdinand Zehnder (CVP) hat den Regierungsrat aufgefordert, bei den SBB zu intervenieren, sodass die Zentralschweiz nicht vom nationalen und internationalen Bahnnetz abgehängt wird. Die Aufforderung ist breit abgestützt: Sie trägt die Unterschrift von Parlamentariern aller Fraktionen.

Der Regierungsrat teilt die Sorge der überparteilichen Gruppe, wie aus seiner Antwort auf das Postulat Zehnder hervorgeht. Der Luzerner Bahnhof sei national ein bedeutender Knotenpunkt im Bahnnetz. Aber nicht nur das: Die Regierung hebt auch die wirtschaftliche Bedeutung einer guten Vernetzung hervor – und findet klare Worte für die zunehmend schlechtere internationale Anbindung. Mit Blick auf die Bedeutung des Zentralschweizer Tourismus und die Wirtschaft sei der «schleichende Abbau nicht akzeptabel», schreibt der Regierungsrat. Die Benachteiligung lasse sich angesichts der Bedeutung des Bahnhofs Luzern im nationalen Vergleich in keiner Weise rechtfertigen.

Ganz und gar nicht zufrieden

Mit dem Fahrplanwechsel ist die Zahl der morgendlichen Direktverbindungen von sieben auf eine reduziert und der Direktzug nach Mailand gestrichen worden, bei etlichen Zügen müssen die Passagiere zudem in Erstfeld oder Göschenen umsteigen. Für den Regierungsrat ist klar: «Mit diesem Fahrplanangebot 2017 sind wir in keiner Weise zufrieden.» Mit dem versprochenen Quantensprung auf der Nord-/Südachse sei das nicht vereinbar. Die Bevölkerung erwarte genauso wie die Regierung nicht nur schnellere Verbindungen, sondern ein optimales Angebot.

Regierungsrat Robert Küng (FDP) betonte anlässlich der Präsentation des Agglomerationsprogramms die Dringlichkeit des Durchgangsbahnhofs.

Regierungsrat Robert Küng (FDP) betonte anlässlich der Präsentation des Agglomerationsprogramms die Dringlichkeit des Durchgangsbahnhofs.

(Bild: jal)

Der Regierungsrat erwartet daher, dass mit dem nächsten Fahrplanwechsel im Dezember 2017 etliche Verbesserungen erzielt werden. Spätestens dann müssten wieder mehr Direkverbindungen und wenn möglich ein Direktzug nach Mailand eingeführt werden, so der Regierungsrat. Auf nationaler Ebene weibeln an vorderster Front Nationalrätin Andrea Gmür (CVP) und Ständerat Damian Müller (FDP) für bessere Zugverbindungen ins Tessin (zentralplus berichtete). Der Regierungsrat selber hält fest, dass er sich über etliche Kanäle dafür einsetzt, dass Luzern wieder besser ins Bahnnetz eingebunden wird.

Sorge wegen Durchgangsbahnhof

Denn dabei geht es dem Regierungsrat nicht nur eine möglichst bequeme Fahrt ins Tessin, sondern insbesondere auch um den geplanten Durchgangsbahnhof. Die Befürchtung: Das schlechtere Angebot könnte die Nachfrage und somit die Beurteilung des Bahnknotens Luzern beeinflussen. Und je unwichtiger Luzern als Drehkreuz im Bahnverkehr wahrgenommen wird, umso weniger wichtig könnte der Durchgangsbahnhof beurteilt werden, so der Gedanke. «Diese Entwicklung wollen und können wir nicht einfach hinnehmen», schreibt der Regierungsrat in seiner Postulatsantwort.

Bekanntlich sind beim Bund Zweifel vorhanden, ob der Durchgangsbahnhof mit den geschätzten Kosten von 2,4 Milliarden Franken genügend Nutzen erbringt. Die Luzerner Regierung ist aber nach wie vor überzeugt vom Projekt und sieht keine Alternative dazu, wie Regierungsrat Robert Küng (FDP) erst kürzlich betonte.

Da er bereits an verschiedenen Stellen aktiv auf eine Verbesserung hin arbeitet, erachtet der Regierungsrat die Forderung des Postulats von Ferdinand Zehnder als erfüllt und beantragt deshalb dessen Ablehnung.

 

 

 

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