Luzern legt neues Agglomerationsprogramm vor

«Wir brauchen so rasch wie möglich einen Quantensprung»

Regierungsrat Robert Küng (rechts) und Pius Zängerle präsentieren das dritte Agglomerationsprogramm.

(Bild: jal)

Die Agglomeration von Luzern wächst in den nächsten Jahren um rund 20 Prozent. Damit der Verkehr auf diese Entwicklung abgestimmt werden kann, haben der Kanton Luzern und Luzern Plus das dritte Agglomerationsprogramm verabschiedet. Es fokussiert auf besseren öffentlichen Verkehr, mehr Sicherheit und zwei Schlüsselprojekte.

In der Agglomeration Luzern leben rund 200’000 Menschen – etwa die Hälfte aller Einwohner des Kantons. Bis 2035 dürften es fast 240’000 sein, davon jedenfalls geht der Kanton aus. Entsprechend steigt die Nachfrage nach Mobilität. Wie sich der Verkehr entwickeln wird und welche Massnahmen ab 2019 umgesetzt werden sollen, haben der Kanton und die Agglomerationsgemeinden im sogenannten Agglomerationsprogramm der dritten Generation definiert. «Angesichts dessen, dass der Verkehr von der Bevölkerung bereits heute als grösstes Problem genannt wird, sieht man, wie gross die Herausforderung ist», sagte Robert Küng (FDP), Vorsteher des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements, bei der Präsentation diesen Freitagmorgen.

Klar die wichtigsten Elemente sind die beiden Grossprojekte für Bahn und Strasse. «Damit das Gesamtverkehrssystem im Kanton Luzern funktionsfähig bleibt, sind der Durchgangsbahnhof und der Bypass von zentraler Bedeutung», sagte Regierungsrat Robert Küng. Für die Autobahnumfahrung Bypass sieht es bekanntlich nicht schlecht aus: Der Bundesrat hat im November das generelle Projekt verabschiedet (zentralplus berichtete).

«Auch die zahlreichen kleineren und grösseren Projekte führen in den nächsten 20 Jahren zu wesentlichen Verbesserungen.»

Robert Küng, Regierungsrat

Doch das Strassenprojekt allein reicht nicht, wie Robert Küng ausführte. «Wir brauchen so rasch wie möglich einen Quantensprung in der Schienenmobilität – in Form des Durchgangsbahnhofs.» Doch der Bund bewertet das Kosten-Nutzen-Verhältnis des 2,4-Milliarden-Projekts bekanntlich weniger gut als der Kanton Luzern. Trotzdem ist Küng überzeugt, dass der Durchgangsbahnhof realisiert wird. Auch Verkehrsministerin Doris Leuthard (CVP) habe eingeräumt, dass es keine Alternative dazu gebe.

Es gibt laut Küng zudem viele Punkte, die der Bund in seiner Beurteilung zu wenig oder gar nicht berücksichtige, wie beispielsweise die Wirtschaftsentwicklung, aber auch die Tatsache, dass in den letzten Jahren am Bahnknotenpunkt Luzern wenig investiert wurde. «Diese Punkte müssen wir aufzeigen», so Küng. Ob das Grossprojekt die Hürde im nationalen Parlament nimmt und in den nächsten Ausbauschritt für die Bahninfrastruktur aufgenommen wird, zeigt sich voraussichtlich 2018.

Viele Menschen, wenig Platz

Luzern warte jedoch nicht untätig auf die beiden Grossbauwerke, bekräftigte Küng. Gemeinsam mit den Agglomerationsgemeinden und dem Verkehrsverbund Luzern treibe man zahlreiche kleinere und grössere Projekte voran. «Sie sind alle kompatibel mit den beiden Grossbauwerken und führen schon bald zu wesentlichen Verbesserungen.»

Dass dies nötig ist, zeigen die Zahlen: Die Agglomeration Luzern ist im schweizweiten Vergleich am dichtesten besiedelt – und weist gleichzeitig pro Einwohner beinahe am wenigsten Verkehrsfläche auf. Sprich: Für viele Menschen auf engem Raum hat es relativ wenig Platz für Busse, Autos, Velos und Fussgänger. «Das zeigt, wieso wir ab und zu Stau haben», so Küng.

Luzern steht an der Spitze der besiedeltesten Agglomerationen – und hat mit am wenigsten Verkehrsfläche pro Einwohner.

Luzern steht an der Spitze der besiedeltesten Agglomerationen – und hat mit am wenigsten Verkehrsfläche pro Einwohner.

(Bild: zvg)

Mit dem Agglomerationsprogramm sollen der Verkehr und das Siedlungswachstum aufeinander abgestimmt werden. Bei den Projekten mit der höchsten Priorität – die zwischen 2019 und 2022 angegangen werden sollen – handelt es sich um Investitionen von insgesamt 359 Millionen Franken. Das ist deutlich mehr als bei den beiden bisherigen Agglomerationsprogrammen. «Wir wollen jetzt endlich vorwärts machen mit der Beseitigung der Verkehrsprobleme», sagte Kantonsplaner Mike Sigrist an der Medienkonferenz diesen Freitagmorgen.

Zersiedlung stoppen

Zu den grössten Posten gehören die Bus-Priorisierung, die bessere Verknüpfung von Bus und Zug, mehr Doppelgelenk-Trolleybussen oder neue Haltestellen. Weiter sollen Unfallschwerpunkte saniert und Bushaltestellen behindertengerecht ausgebaut werden. Das Agglomerationsprogramm thematisiert neu auch Fernbusse als Teil des öffentlichen Verkehrs. Nicht zuletzt enthält das Programm verschiedene neue Massnahmen zur Förderung des Langsamverkehrs, darunter Veloparkierungsanlagen oder neue Velowege wie beispielsweise auf der Längsachse im Rontal.

«Wir sind in einer sehr lebenswerten Region zuhause – diese wollen wir nun weiterentwickeln.»

Pius Zängerle, Präsident Luzern Plus

Mit 145 Millionen Franken liegt der Fokus auf dem öffentlichen Verkehr. 63 Millionen werden in den Autoverkehr, 69 in den Langsamverkehr investiert – dazu kommen 81 Millionen für übergeordnete Projekte.

Pius Zängerle, Präsident des regionalen Entwicklungsträgers Luzern Plus, zeigt sich überzeugt von der Gesamtwirkung des Agglomerationsprogramms Luzern: «Das Programm fördert die Entwicklung innerhalb des bestehenden Siedlungsgebiets, dämmt den Ressourcenverbrauch ein, erhöht die Gesamtverkehrskapazität und verbessert die Verkehrssicherheit.» Die Agglomeration Luzern als Lebens- und Wirtschaftsraum werde damit gestärkt. «Wir sind in einer sehr lebenswerten Region zuhause – und diese wollen wir nun weiterentwickeln.»

Verteilkampf beginnt

Ob die skizzierten Massnahmen alle umgesetzt werden, und wie viel der Bund daran zahlt, ist noch offen. Wie alle anderen Agglomerationen hat auch Luzern sein Programm nun beim Bund eingereicht. Dieser wird die Unterlagen aller Regionen anschauen, beurteilen und entscheiden, welche er unterstützt.

National- und Ständerat geben anschliessend die Bundesmittel für die dritte Generation der Agglomerationsprogramme frei. Da die meisten Regionen höhere Ansprüche stellt als der Bund mitbezahlen kann, müssen in der Regel etliche Projekte wieder gekippt werden.

Mit dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF), über den die Bevölkerung im Februar 2017 abstimmt, will der Bund die Mitfinanzierung der Agglomerationsprogramme verstetigen. Bei den bisherigen Massnahmen aus dem ersten und zweiten Luzerner Agglomerationsprogramm hat der Bund jeweils durchschnittlich 35 Prozent der Kosten übernommen. Eine ähnlich hohe Beteiligung erwartet man in Luzern auch für die Massnahmen des dritten Agglomerationsprogramms.

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