Elektronik im Ratssaal – welche Freude!

Farben! Formen! Ein Weihnachtsgeschenk für den Kantonsrat

Ein neues Werkzeug für die Kantonsräte: «So einfach wie eine Garagen-Fernbedienung.» Das neue Abstimmungssystem.

(Bild: fam)

Endlich ist die elektronische Abstimmungsanlage da. Der Zuger Kantonsrat hatte sie sich schon lange sehnlichst gewünscht. Und das Potential ist riesig.

Es ist ein wenig wie Weihnachten. Da liegen auf den Pulten im Kantonsrat kleine Fernbedienungen. Endlich. Der Kanton Zug spendiert sich eine elektronische Abstimmungsanlage. Vorbei sind die Tage der Nachzählungen. Vorbei die Zeit der müden Arme. Und, hoffentlich, hoffentlich, vorbei ist es mit den unseligen Namensabstimmungen, die eine Stunde dauern und mit der völlig unbegründeten Hoffnung verbunden sind, Falschabstimmer an den Pranger zu stellen. «Wir fordern, wartet nur, (Fäuste schüttelnd, Zeigefinger streckend), eine Namensabstimmung!» Diesen Satz wird man nie mehr hören können. Obwohl die Drohung so schön war: Ihr könnt noch lange nicht in die Kaffeepause, Leute, wenn ihr weiter immer wie blöd das Falsche stimmt.

Heute hängt der Pranger – getarnt als Flachbildschirm – jederzeit an der Kantonsratswand. Und die Räte freuen sich wie kleine Kinder. «Die Fernbedienung ist nicht komplizierter als die zum Öffnen des Garagentors», sagt Kantonsratspräsident Moritz Schmid. Und ruft gleich auf zum ersten Versuch. Die Abstimmungsfrage ist auf ein ausgeglichenes Ergebnis angelegt: «Haben Sie die Bedienungsanleitung verstanden?» fragt Schmid. Sie haben, mit 54 zu 12 Stimmen.

Einer hat sich wohl aus Trotz für ein nichtexistentes Drittes Mehr entschieden – vielleicht hat er die Anleitung zwar verstanden, aber was heisst das schon im Bezug aufs grosse Ganze. Und als Belohnung ist sein Feld in der Grafik jetzt schön gelb.

Man kann sich jetzt schon die ganz neuen Diskussionsmöglichkeiten vorstellen, die aufgrund dieser Anlage offen stehen. Ich habe imfall grün gedrückt. Ganz sicher. Und ja: Mein Banknachbar war wirklich da bei der Abstimmung. Der hat sich nur unterm Pult versteckt. Und: Das spinnt sicher das Programm, eigentlich wurde die Vorlage angenommen. Das Debattier-Potential ist riesig!

Und die Kantonsräte merken schnell: Mit der neuen Anlage macht das Gesetze-Machen auch mehr Spass. «Das machen wir von jetzt an in jeder Pause», ruft einer. Weil: Da sieht man endlich mal sofort ein kleines konkretes Produkt der ganzen abstrakten Gesetzesarbeit, und muss nicht Jahre darauf warten. Rote Felder, blaue Felder, graue Felder. Und wenn keine Abstimmung ansteht: Ein schönes Bild des Kantons Zug. Damit wir immer wissen, wo wir sind. Bei all dem Nebel draussen.

Wer hat auf gelb gesetzt? Das ist hier kein Casino.

Wer hat auf gelb gesetzt? Das ist hier kein Casino.

(Bild: fam)

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