Reidens Gemeindepräsident hat schon genug – Rücktritt wegen Überlastung

Grund für den Rücktritt ist laut Steinmann ein massiv höheres Pensum als Gemeindepräsident, als es in den Ausschreibungsunterlagen in Aussicht gestellt worden war. «Die Belastung hat zu schwerwiegenden Schlafstörungen und anderen Gesundheitsproblemen geführt», schreibt Steinmann in seiner Mitteilung. Sein Arzt habe ihn für das Amt als Gemeindepräsident krankgeschrieben.

«Ich bedaure diesen Rücktritt ausserordentlich», schreibt Beat Steinmann, «er ist aber zum Wohl der Gemeinde und auch für meine Familie, meine Gesundheit und meinen Haupterwerb unausweichlich.» Er habe sich vor seiner Kandidatur sorgfältig mit dem Amt auseinandergesetzt.

Von 30-Prozent-Pensum die Rede…

In den offiziellen Unterlagen, die der damalige Gemeinderat den Interessenten zur Verfügung gestellt hat, sei das Gemeindepräsidium mit einem 30-Prozent-Pensum ausgeschrieben gewesen. «Auch entstand fälschlicherweise der Anschein, die Reorganisation der Gemeinde mit Umstellung auf eine Geschäftsführung und Entlastung der Gemeinderäte von operativen Aufgaben sei bereits abgeschlossen», schreibt der Gemeindepräsident weiter.

«Seit meinem Amtsantritt arbeite ich im Durchschnitt mehr als 30 Stunden pro Woche für die Gemeinde.»
Beat Steinmann, bisheriger Gemeindepräsident Reiden

Fakt sei, dass die Organisationsverordnung entgegen den Unterlagen erst nach den Wahlen mit Gemeinderatsbeschluss revidiert wurde. Die nötige Anpassung der Gemeindeordnung werde der Bevölkerung voraussichtlich erst im Juni 2017 vorgelegt.

…effektiv aber 70-Prozent-Pensum

«Seit meinem Amtsantritt arbeite ich im Durchschnitt mehr als 30 Stunden pro Woche für die Gemeinde», sagt Steinmann. Das entspreche einem Pensum von gut 70 Prozent. Zusammen mit seinem auf den Amtsantritt reduzierten Hauptberuf ergäben sich so für ihn 70 bis 80 Arbeitsstunden pro Woche. Das sei zuviel für ihn. Auf Anraten seines Arztes habe er sich deshalb zum Rücktritt entschieden.

Beat Steinmann war im Juni 2016 im zweiten Wahlgang als Nachfolger von Hans Luternauer gewählt worden. Er hat sein Amt im September angetreten, war also erst zweieinhalb Monate im Amt. Der 47-jährige FDP-Vertreter galt als Hoffnungsträger in Reiden. Steinmann ist Rechtsanwalt und arbeitet in leitender Funktion bei der AXA Winterthur.

Gemeinderat hat Rücktritt bewilligt

Die Gemeindeschreiberin von Reiden, Margrit Bucher, sagte auf Anfrage von zentralplus, der Gemeinderat sei von Steinmann am Montag über seinen Entlassungswunsch informiert worden. «Der Gemeinderat hat dem Gesuch stattgegeben», so Bucher. Eine Ersatzwahl müsse angeordnet werden, der Termin sei noch offen. Man müsse den Parteien Zeit geben, neue Kandidaten zu finden.

«Das politische Umfeld ist problembehaftet.»
Margrit Bucher, Gemeindeschreiberin Reiden

Zur politischen Situation wolle sie keinen Kommentar abgeben, sagt Margrit Bucher. Das Umfeld sei jedoch nicht ganz einfach und «problembehaftet».

Zwei Wahlgänge nötig

Fürs Amt des Gemeindepräsidenten hatte es im Sommer eine Kampfwahl in Reiden gegeben. Im ersten Wahlgang schickten die SVP, die CVP und die Interessengemeinschaft IG Reiden ihre Kandidaten ins Rennen; Steinmann war ein weiterer, «wilder Kandidat» von privater Seite. Im zweiten Wahlgang zogen sich die beiden Parteivertreter zurück. Übrig blieben der Kandidat der IG Reiden sowie Beat Steinmann, der im zweiten Wahlgang offiziell für die FDP antrat und gewählt wurde.