Gericht in Sambia verurteilt Zuger Rohstoffkonzern

Glencore muss für den Tod einer sambischen Politikerin gerade stehen

Glencore hat die Anwohner der Kupferfabrik in Mopani, Sambia, fahrlässig exzessiven Abgasmengen ausgesetzt. Zu diesem Schluss kommt ein Zivilgericht im Land selber. Es hat den Glencore-Betrieb zu einer Entschädigungszahlung verurteilt. Glencore zieht das Urteil weiter.

Am 31. Dezember 2013 starb die bekannte sambische Politikerin Beatrice Mithi. An diesem Abend trug der Wind die Abgase von Glencores Kupferschmelzwerk in die Wohnquartiere der Stadt Mufulira. Die 58-jährige Frau erlitt einen Atemstillstand, dann versagte ihr Herz. Ihr Tod war Auslöser des Prozess gegen Glencore in Sambia, wie die «Rundschau» auf der Homepage von SRF schreibt.

Denn nachdem die Obduktion ihres Körpers als Todesursache das «Einatmen von toxischen Gasen» ergeben hatte, habe der Witwer Geoffrey Mithi im Frühjahr 2014 gegen die Mopani Copper Mines und damit gegen Glencore geklagt, schreibt die «Rundschau» weiter. Im Juni dieses Jahres hat der High Court in der Stadt Kabwe dem Witwer Geoffrey Mithi eine Entschädigung von 400’000 sambischen Kwacha (umgerechnet rund 40’000 Franken) für den Tod seiner Frau zugesprochen und den Glencore-Betrieb zudem zur Übernahme der Prozesskosten verurteilt, wie die «Rundschau» berichtet.

Muss sich die Kupferfabrik an sambischen Grenzwerte halten?

In seinem Urteil kommt Richter Dominic Sichanga zum Schluss, der Glencore-Betrieb sei seiner Sorgfaltspflicht gegenüber Beatrice Mithi und den übrigen Anwohnern des Schmelzwerks nicht nachgekommen, weil sie die in Sambia geltenden Grenzwerte überschritten habe und fahrlässig hohe Schadstoffmengen freisetzte, so die «Rundschau». Dieses Versäumnis, das Vorsorgeprinzip zu erfüllen, gäbe dem Kläger ein Anrecht auf Entschädigung, zitiert die «Rundschau» den sambischen Richter.

Die Verteidigung der Glencore argumentierte, die Kupferfabrik hätte sich gar nicht an die sambischen Grenzwerte halten müssen. Es bestünde eine entsprechende Vereinbarung mit der sambischen Regierung, die den Glencore-Betrieb zudem bis ins Jahr 2015 vor jeglicher Haftung für Umweltschäden befreit habe. Das Gericht liess diese Rechtfertigung nicht gelten, wie aus dem Bericht der «Rundschau» ersichtlich wurde.

Richter: Abgase, nicht Rauchen führte zum Tod

Wie die «Rundschau» weiter berichtete, kam im Prozess dem Obduktionsbericht grosse Bedeutung zu. Zwei Ärzte, die für den Glencore-Betrieb als Zeugen aussagten, hätten Diabetes, Gallensteine und das Rauchen als mögliche Ursache für den Tod von Beatrice Mithi vorgebracht. Der Richter seien jedoch den Ausführungen des Pathologen, der Beatrice Mithi untersucht hatte gefolgt. Dieser habe das Schwefeldioxid in den Fabrikabgasen für den Atemstillstand verantwortlich gemacht. Beatrice Mithi sei Nichtraucherin gewesen.

Glencores Firma Mopani habe das Urteil inzwischen an den Supreme Court, das höchste Gericht Sambias weitergezogen, so die «Rundschau». Glencore habe der «Rundschau» geschrieben, man erachte das Urteil als nichtig: Es habe im Prozess Verfahrensfehler gegeben, insbesondere sei Mopanis letzte schriftliche Einreichung vom Richter nicht berücksichtigt worden. Glencore hält weiter an ihrer Darstellung fest, die Firma habe weder fahrlässig gehandelt, noch hätten Abgase den Tod von Beatrice Mithi verursacht.

Wie die Familie Mithi hatten in den letzten Jahren zahlreiche weitere Familien in der Minenstadt Mufulira Todes- und Krankheitsfälle zu beklagen, die sie auf die Abgase zurückführen, berichtet die «Rundschau» weiter. Werde das Urteil im Fall Mithi bestätigt, könnte es zum Präjudiz werden. Gemäss Unterlagen der sambischen Umweltbehörden betrage die Schwefeldioxid-Konzentration in den Wohnquartieren neben dem Kupferschmelzwerk im Tagesdurchschnitt phasenweise bis zu 5640 Mikrogramm pro Kubikmeter, so die «Rundschau». Der Richtwert der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt bei 20 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Für weitere Informationen: Heute Abend um 20:55 Uhr berichtet die «Rundschau» auf SRF 1 ausführlich zum Thema.

 

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