Gegenvorschlag zur Zuger Mundart-Initiative

Ein überparteiliches Komitee gegen eine «radikale Initiative»

Ein breit abgestütztes überparteiliches Komitee aus Vertreter von CVP, FDP, ALG, SP und GLP setzt sich für den Gegenvorschlag zur Mundart-Initiative ein. Der Gegenvorschlag des Kantonsrates will, dass im Kindergarten grundsätzlich Mundart und in der Schule grundsätzlich Hochdeutsch gesprochen wird. Verbote, wie von der SVP-Initiative gefordert, brauche es nicht und seien schädlich.

Der Gegenvorschlag stärke die Mundart, ohne das Hochdeutsch zu verdrängen, so ist sich die Koalition einig. «Unser Anliegen ist eine praktikable Lösung mit einem gesunden Nebeneinander von Schwiizerdütsch und Hochdeutsch zum Wohle unserer Kinder», schreibt das Komitee. Das gemeinsame Ziel sei es, dass der Gegenvorschlag in der Abstimmung vom 25. September 2016 eine Mehrheit findet.

Bereits in der Kantonsratsdebatte hätten sich sämtliche bürgerlichen und linken Zuger Parteien ausser der SVP geschlossen gegen die SVP-Mundartinitiative eingesetzt. «Das Anliegen, dass die Mundart ein wichtiger Teil unserer Identität und Kultur ist, war unbestritten. Der Kantonsrat versenkte die Initiative mit 51 zu 16 Stimmen klar», so schreiben die Parteien. Dies nicht weil diesen Parteien respektive Kantonsrätinnen und -räten die Mundart nicht wichtig sei; sondern vielmehr, weil die Initiative massiv über das Ziel hinausschiesse. Sie fordere nämlich, dass im Kindergarten sowie einzelnen Fächern der Primarstufe ausschliesslich Mundart gesprochen werde.

Ein Job, den nicht deutsche TV-Sender übernehmen sollten

Die Mundartinitiative weise erhebliche Mängel auf, die für den Spracherwerb der Kinder und das beabsichtigte Ziel der Mundartförderung kontraproduktiv seien. Das geforderte gesetzliche Verbot des Hochdeutsch im Kindergarten und gewissen Primarschul-Fächern sei starr und enge den Unterricht unnötig ein. Ein früher, spielerischer Zugang zur Schriftsprache würde verhindert und die Sprachkompetenz verschlechtert. Dies sei sowohl schädlich für die einheimischen Kinder wie auch erschwerend für die Integration fremdsprachiger Kinder.

Mundart als unsere mündliche und Hochdeutsch als unsere schriftliche Muttersprache gehören zusammen, so ist das Komitee überzeugt. Deshalb soll von Beginn weg beides im Unterricht kind- und situationsgerecht vertreten sein. Dies helfe Schweizer Kindern, eine solide Basis zu legen, um im Schulwesen und später im Beruf erfolgreich zu sein. «Ausländische Kindern können sich sprachlich effizienter und besser integrieren. Wie sonst sollen die Kinder Schreiben und Lesen lernen, wenn sie vorher nicht spielerisch an die Schriftsprache herangeführt wurden. Wir wollen diese Aufgabe nicht den deutschen TV-Sendern übergeben! Mundart lernen unsere Kinder zu Hause, auf dem Spielplatz und im Sportverein», erklärt das Komitee in ihrem Schreiben.

Raum für Schweizerdeutsch und Hochdeutsch

Der Kantonsrat habe das Anliegen zur Stärkung der Mundart aufgenommen, jedoch ohne das Hochdeutsch zu verdrängen. Der Gegenvorschlag ermögliche der Mundart den erforderlichen «Raum» im Unterricht: Im Kindergarten wird grundsätzlich Mundart, in der Primar- und Sekundarstufe grundsätzlich Hochdeutsch gesprochen. Dies entspreche weitgehend der aktuellen Praxis und habe sich bewährt. Damit stellen wir sicher, dass Mundart und Schriftsprache bereits von Beginn weg geschult und während der gesamten obligatorischen Schulzeit angewendet würden.

Im überparteilichen Komitee «Mundart und Schriftsprache» formiere sich eine breite Front für den ausgewogenen Gegenvorschlag und gegen die radikale Initiative. So sind die Parteipräsidenten und Fraktions-Chefs der CVP, FDP, ALG, SP und GLP vertreten. Mit den Ständeräten Joachim Eder (FDP) und Peter Hegglin (CVP) sowie den Nationalräten Gerhard Pfister (CVP) und Bruno Pezzatti (FDP) sind vier der fünf Zuger Bundesparlamentarier im Komitee engagiert. Weiter sprechen sich die gemeindlichen Schulpräsidenten, der Lehrerinnen- und Lehrerverein Kanton Zug und die Kantonsräte der Bildungskommission quer durch alle Parteien für den Gegenvorschlag aus. Der Regierungsrat und eine Dreiviertel-Mehrheit des Kantonsrates (50 Ja zu 17 Nein) befürworten laut Komitee den Gegenvorschlag.

Der Wunsch des Komitees ist klar: «Das überparteiliche Komitee empfiehlt Ihnen, für den Gegenvorschlag des Parlaments zu stimmen und die SVP-Mundartinitiative entschieden abzulehnen.»

Ein überparteiliches Komitee gegen eine «radikale Initiative»
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