Philipp Studhalter kommt in Panama-Papers vor

Präsident des FC Luzern an dubiosem Putin-Deal beteilligt?

Philipp Studhalter, der neue Präsident des FC Luzern, an einer Pressekonferenz vor einem Monat.

(Bild: Archiv)

«Russisches Roulette in Luzern», titelt die Zürcher «SonntagsZeitung» in ihrer Ausgabe vom 10. Juli. Der neue Präsident des FC Luzern, Philipp Studhalter, sei 2010 an einem «Geheimdeal von Putins Entourage» beteiligt gewesen. Zentralplus hat am Sonntagnachmittag eine ausführliche Stellungnahme des FCL-Präsidenten und Anwalts erhalten.

Das Bild des Unfalls ging um die Welt: Ein schwarzer Ferrari Enzo, völlig zerstört, auf der Promenade des Anglais mitten im noblen Nizza. Am Steuer: Der russische Milliardär Suleyman Kerimow. Er wurde schwer verletzt beim Unfall im Jahr 2006. Ein Detail, das in die Schweiz führt: Der Bolide mit 660 PS trug das Luzerner Nummernschild «LU 93621». Das Auto Kerimows soll einer Luzerner Treuhandgesellschaft gehört haben.

Das war aber nicht der einzige Link zu Luzern, wie laut der «SonntagsZeitung» nun zehn Jahre später die Panama-Papers enthüllten. Die Daten zeigten, wie Kerimows Firmen im Jahr 2010 einen Geheimdeal durchführten, der Vermögen von umgerechnet 160 Millionen Dollar direkt ins private Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin verschob. Laut Verträgen floss das Geld auf die Gazprombank Schweiz. Experten urteilten nach dem Studium der Verträge, dass mit dem Geschäft wohl ein massiver Geldfluss verschleiert worden sei.

Philipp Studhalter und Kerimow beide Fussball-Fans

Die Verbindung zu Luzern geht aber noch weiter. Die Zeitung: «Die entscheidende Unterschrift für den Transfer kam von Philipp Studhalter, 40, Anwalt in Luzern, Präsident des FC Luzern, verwandt mit dem angeblichen Besitzer von Kerimows Crash-Ferrari.» Studhalter und Kerimow würden sich kennen und die Freude am Fussball teilen. Auch der Oligarch sei Club-Präsident, und zwar von Anschi Machatschkala in Dagestan.
Studhalter sitze im Stiftungsrat der in Luzern ansässigen Suleiman Kerimow Foundation. Die Stiftung engagiert sich gemäss ihrer Webseite dafür «die Not der jungen Menschen in Russland zu lindern.»

Studhalter: «Nur marginal involviert»

Der neue FCL-Präsident sagt, er sei nur «marginal» involviert gewesen in dieses Geschäft. «Den besagten Vertrag hatte ich mittels Vollmacht unterzeichnet, damit die Transaktion vollzogen werden konnte», liess er der recherchierenden Zeitung ausrichten. «Ansonsten bin ich in diese Transaktion weder anwaltlich oder sonst wie involviert, noch bin ich für die eine oder andere Partei tätig.»

«Mit Herrn Kerimov habe ich keine geschäftlichen Beziehungen, ich bin ihm einmal begegnet.»
Philipp Studhalter in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber zentralplus

Studhalter habe nach der Anfrage der «SonntagsZeitung» den Deal, den er selber unterschrieben hat, im Internet ebenfalls recherchiert. «Die Ergebnisse meiner Recherchen lassen den Schluss zu, dass der Schuldenerlass im Zuge eines Firmenverkaufs erfolgte», so Philipp Studhalter. Die 160 Millionen Schulden seien also bereits bezahlt worden und wurden damals einfach für einen Dollar an den neuen Eigentümer abgetreten.

Dubioser Eigentümer

Das Problem: Die Firma Sandalwood, die das Darlehen für einen Dollar erhielt, gehöre einem Privatmann, der offensichtlich nichts mit einem Kauf oder Verkauf von NTK zu tun hat, so die Zeitung weiter. «Oleg G.» sei eine berüchtigte Figur aus den Panama-Papieren. Er sei der Konto-Bevollmächtige von Sergei Roldugin, 64, dem Cellisten und engsten Familienfreund von Wladimir Putin, der über seine Offshore-Firmen strategische Rüstungs- und Medienfirmen kontrollierte.

Studhalter nimmt detaillierter Stellung zu Vorwürfen

Philipp Studhalter hat im Artikel der «SonntagsZeitung» bereits Stellung genommen zu den Vorwürfen und wir haben seine Zitate wiedergegeben. Dennoch liess er zentralplus eine weitere, schriftliche Stellungnahme zukommen.

Der FCL-Präsident schreibt: «Wie bereits gegenüber der SonntagsZeitung erwähnt, habe ich die Unterschrift geleistet, damit eine Transaktion vollzogen werden konnte. Dazu hatte ich eine Vollmacht. Derartige Stellvertretungen zur Unterzeichnung von Verträgen gehören zum Tagesgeschäft von Anwälten. Ansonsten war oder bin ich in diese Transaktion weder anwaltlich oder sonst wie involviert, noch bin ich für die eine oder andere Partei tätig.
 
Im fraglichen Vertrag ging es um einen Schuldenerlass im Zuge eines Firmenverkaufs, wie dies bei Private Equity Transaktionen üblich ist, wenn der Käufer die Schulden des Verkäufers nicht übernehmen will. In solchen Fällen wird der Schuldbetrag mit dem Kaufpreis gegengerechnet. Dies ist weltweit übliche Praxis bei Unternehmensverkäufen und deshalb nichts Besonderes. Vor Leistung der Unterschrift habe ich die Situation geprüft und bin nicht auf irgendwelche Ungereimtheiten gestossen. Es liegt nichts vor, was darauf hindeutet, dass rechtliche Probleme in dieser Sache bestehen. Ich habe alle Sorgfaltspflichten wahrgenommen und würde unter den gleichen Bedingungen wieder einen solchen Vertrag unterzeichnen.
 
Ich bin Mitglied des Stiftungsrates der Suleyman Kerimov Stiftung mit Sitz in Luzern. Zweck dieser Stiftung ist «die weltweite Wohltätigkeit und Gemeinnützigkeit und zwar namentlich durch Hilfeleistung zugunsten von in Not oder in Bedrängnis geratenen Menschen; Hilfeleistung an bedürftige sowie kranke Menschen, auch durch Ausbildung und Förderung von Jugendlichen; Förderung der Kunst und Kultur, der Forschung jeder Art und der Unterstützung von mittelständischen Unternehmungen jeder Art.»

Studhalter schliesst mit den Worten: «Mit Herrn Kerimov habe ich keine geschäftlichen Beziehungen, ich bin ihm einmal begegnet.»

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