Budgetprozess fernab jeglicher Realität

Mit dem geplanten Bildungsabbau zeige sich, dass sich Luzern in einer finanzpolitischen Sackgasse befinde, meint Urban Sager in seinem Leserbrief – und berechnet die finanziellen Auswirkungen des Sparpakets auf Lehrpersonen und Eltern.

Leserbrief von Urban Sager:

Dass Marcel Schwerzmann bei der Präsentation des kantonalen Budgets 2016 von Optimierungen im laufenden Prozess und nicht von einem Sparprogramm spricht, wirkt angesichts der Grösse des geplanten Abbaus im Bildungsbereich nicht nur zynisch, sondern auch realitätsfern. Hier folgt eine Übersicht über diejenigen Massnahmen aus dem Gesamtkatalog, die Lehrpersonen und Eltern unmittelbar betreffen.

Die Regierung schlägt eine generelle Kürzung des Personalaufwands von 1 Prozent in der gesamten Verwaltung vor, davon wären auch die Lehrpersonen aller Schulstufen betroffen. Zusätzlich soll im kommenden Schuljahr auch der Stufenanstieg für alle Lehrpersonen ausgesetzt werden. Ein solcher entspricht 1.3 Prozent des Lohnes. Die Lehrpersonen der Sonderschulen und jene der Berufsschulen müssten zudem eine Erhöhung ihrer Pensen um eine Lektion hinnehmen. Dies bedeutet bei gleicher Leistung eine Kürzung des Lohnes um 4 Prozent oder bei gleichem Lohn eine entsprechend höhere Arbeitszeit. Bei den Gymnasien, den Berufs- und den Fachmittelschulen ist eine Erhöhung der Pensen um eine halbe Lektion geplant. Diese Massnahme führt zu einem Abbau im Umfang von rund 38 Vollzeitstellen. Hinzu kommt eine Stellenreduktion im Verwaltungs- und Betriebspersonal des Bildungs- und Kulturdepartements im Umfang von 5 Prozent oder 22 Vollzeitstellen. All dies würde sich wesentlich auf die Arbeitsbelastung und die Motivation der Lehrpersonen und damit auf die Qualität der Schule im Kanton Luzern auswirken.

Mit der Schliessung der Fachklasse Grafik plant der Kanton ferner die Zerstörung einer Bildungsinstitution mit langer Tradition und hoher Reputation. Die resultierende Einsparung von einer Million Franken betrifft 42 Lehrpersonen und bedeutet den Abbau von rund 13 Vollzeitstellen.

Zudem will der Regierungsrat die Lernenden der Berufsschulen, Fachmittelschulen und Gymnasien im kommenden Schuljahr eine Woche weniger unterrichten lassen. Neben den Einbussen auf Ebene der Lerninhalte führen diese Zwansgferien bei den betroffenen Lehrpersonen auch zu einer Lohnreduktion von 2.5 Prozent.

Folgt der Kantonsrat allen regierungsrätlichen Vorschlägen, dann führt dies bei den Berufsschullehrpersonen gesamthaft zu einer Lohnkürzung, resp. einem Mehraufwand von total 8.8 Prozent. Bei den Gymnasial-, Berufs- und Fachmittelschullehrpersonen sind es 6.8 Prozent, bei den Sonderschullehrpersonen 6.3 Prozent und bei den Volksschullehrpersonen 2.3 Prozent.

Zudem würde sich mit den vorgeschlagenen Massnahmen das nachobligatorische Bildungsangebot Luzerns weiter verteuern. Das Schulgeld für Vollzeitschulen soll um 300 Franken auf 765 Franken erhöht werden. Damit würde Luzern einen unschönen Spitzenplatz belegen, nirgends in der Schweiz ist es so teuer, seine Kinder an eine Mittelschule oder ein Gymnasium zu schicken, wie in Luzern.

Im Gegenteil, die meisten Kantone kennen gar kein solches Schulgeld. Auch der freiwillige Instrumentalunterricht soll um 150 Franken verteuert werden und käme neu auf 1040 Franken pro Jahr und Kind zu liegen. Die Subventionen für den freiwilligen Instrumentalunterricht an die Gemeindemusikschulen möchte der Kantonsrat sogar um 875 Franken pro Kind und Jahr kürzen. Die Gemeinden würden dies wahrscheinlich auf die Eltern überwälzen.

Bei all diesen Massnahmen von «Optimierung» im Rahmen eines normalen Budgetprozesses zu sprechen, zeigt, wo sich unser Finanzminister mittlerweile befindet: fernab jeglicher Realität in einer finanzpolitischen Sackgasse!

Urban Sager
Co-Präsident LehrerInnenverein FMZ
SP Stadt Luzern

Budgetprozess fernab jeglicher Realität
Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon